01.11.2014, 10:36 | #1 |
TENEBRAE
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Rosenkrieg
Wie selten ist ein Auseinandertreiben,
von beiden so gewollt und gar ersehnt. Wo man seit Jahren aneinander lehnt, will einer meist in dieser Haltung bleiben. Gekränktes Fühlen will zutiefst verletzen und setzt den Hebel an die wunde Stelle, von der es weiß, und lässt der heißen Quelle Vergossenes die kalten Laken netzen. Es wird gekämpft mit Haken und mit Ösen, man krallt sich ineinander ohne Gnade, und kein Erflehen kann die Klauen lösen: Der eine flieht, der andre will ihn halten, als wär er heilig wie die Bundeslade, und seine Treue dürfte nie erkalten!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (02.11.2014 um 01:52 Uhr) |
02.11.2014, 20:47 | #2 | |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
ein wirklich sehr schönes "Rosenkriegsonett". Wie alle Kriege - sinnlos, schmerzvoll und gänzlich unnötig - finden sie dennoch und immer wieder statt. Man kann sie nicht wegdiskutieren wegen der Klauen, nicht wegen einer Treue, die dem einen alles ist und dem anderen nichts mehr bedeutet, weil .... Wie soll man einem, der nur festhält, zu verstehen geben, dass Festhalten allein schon eine Kralle ist? Wer ist schon fähig, ein Loslassen als Gnade zu betrachten? Wie, wenn er glaubt, er liebt? Und wenn einer das von sich behauptet, dann muss er das Lieben neu begreifen. Wer will wem was begreiflich machen? Es wird erst verstanden, wenn man es selbst erfahren hat und dann bleiben nur Kriege übrig. Du hast es sehr schön "verzwickt" dargestellt. Zitat:
Hab mich gern gedanklich "ausgetobt". Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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02.11.2014, 21:22 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Vielen Dank für deine Gedanken! Das Gedicht ist - teilweise - autobiographisch, auf die näheren Details will ich nicht eingehen. Nur soviel: Ich kenne das Problem aus beiden Richtungen. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
03.11.2014, 05:49 | #4 |
Kiwifrüchtchen
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Hallo Eky,
sehr gelungen bedichtest Du hier das Phänomen Rosenkrieg (geniales, trefflich beschreibendes Wort). Es nimmt mich immer wieder Wunder, warum Beziehungen so enden müssen. Zwischen halbwegs intelligenten Menschen sollte es doch möglich sein, Diskrepanzen, aber auch eine Trennung auf höherem Niveau, bzw in beiderseitigem Einvernehmen beilegen zu können. Ich kann noch bis zu einem gewissen Punkt eine Kriegsführung verstehen, wenns um namhaftes und gemeinsam erwirtschaftetes Vermögen geht. Dass dann jedes Möbelstück, jede investierte Arbeitsstunde aufgelistet und gerechnet wird, ist irgendwie noch nachvollziehbar, besonders, wenn einer merkt, dass ihn der andere übern Tisch ziehen will. Was sich in Zahlen ermessen lässt, lässt sich zu Papier bringen, rechnen und letztendlich auch dividieren. Bei Kindern, und wie im Film, der Hund... da wirds schon delikater. Was mich jedoch bei meinen eigenen Rosenkriegen mehr als alles andere betroffen machte, ist der enorme Vertrauensbruch: und setzt den Hebel an die wunde Stelle, von der es weiß... Dieses Wissen um die empfindlichen, verletzlichen Stellen des anderen, die dieser in guten Zeiten und intimen Vertrauen offengelegt, entblößt hat, dann als Waffe anzuwenden, ist unwürdig, grausam, schmerzt höllisch und zerstört jede, auch die kleinste Chance auf Aussöhnung und (für mich) auch die Bereitschaft für Gespräche. Dies hier ist der 2. Text von Dir, in dem ich das Wort 'Bundeslade' lese. Es war mir gänzlich unbekannt, also musste ich googeln. Es mutet nämlich an, wie wenns geradewegs aus der Deutschen Politik kommen würde. Dass aber Du ein solches Vokabel nicht in einem Text dieser Art verwenden würdest, war mir klar. Bundeslade. Wieder was dazugelernt. Sehr gern gelesen, darüber nachgesonnen und meine Gedanken dazu hiergelassen. LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (03.11.2014 um 07:32 Uhr) |
03.11.2014, 13:13 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Lai!
Wer je "Indiana Jones" (den ersten Film) gesehen hat, der weiß, was die Bundeslade ist! Aber du hast recht, mir ist es ebenfalls aufgefallen, dass ich diesen Terminus hier zum 2. Male verwende. Damit soll's aber auch gut sein! Die Frage, die dein Kommi aufwirft: Warum geht so eine Trennung oft nicht "vernünftig" über die Bühne? Das liegt an der sozialen Unreife eines oder beider Partner. Wer mit einer Beziehung Besitzansprüche verbindet, weil er darüber sein Selbstwertgefühl definiert, bzw. das andere Extrem, wer sich nur in einer Beziehung geborgen und behütet fühlt, weil er ein unabhängiges, möglicherweise gar einsames Leben nicht ertagen könnte, der wird sich dem Thema Trennung nicht oder nur schwer mit Vernunft nähern können! Wir kennen die Auswüchse, die das Verschließen vor diesem Gedanken letztlich auslösen kann: Erweiterter Suizid, Ermordung des flüchtigen Partners, Stalking, Bedrängen, Drohen, Schlagen, emotionale Manipulation,... Je schwächer und unreifer der Geist, desto schlimmer die Folgen! Drum prüfe, wer sich ewig bindet... Danke für deine Gedanken! LG, eKy
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04.11.2014, 23:22 | #6 |
Wortgespielin
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hi ekY,
dein Gedicht gefällt mir wesentlich mehr als dein Kommentar, weil du dich dort deskriptiv und wertfrei an die Gefühle herantastest. Den entstandenen Trennungsstürmen und Entrüstungen die kühle Abgeklärtheit der Ratio entgegenzuhalten, und den/ die Angeschossene(n) kurzerhand für unreif zu erklären, tut schon Aua, und grenzt an Selbstzerstörung. Wohl dem, der einen Schrei loswerden kann, und einen Teller gekonnt an die Wand setzen kann, ohne sich und andere dabei zu verletzen. Und wehe dem, der solche hohen Ansprüche der Abgeklärtheit an sich stellt, und diese in seiner Unterdrückung nicht erfüllen kann, um einem reifen Selbstbild nach außen zu entsprechen. Wut, Zorn, Rage und Stolz sind zwar nicht schön, jedoch unverzichtbare Ventile, die Schlimmeres verhindern. Dieser Zustand gehört abgebaut, sonst käme man/frau ja nicht mehr aus dieser Nummer raus. Dann wird so etwas chronisch, und geht über in Hass, Gram, Selbstzerstörung, Depression oder sonstiges. Der Rosenkrieg stellt deshalb für mich bis zu einem gewissen Grad durchaus eine gesunde Möglichkeit dar, einen sauberen Absprung zu finden, den Kopf oben zu behalten, z.B nicht als gefühlter Verlierer vom Platz zu gehen zu müssen und seine Gefühle zu kanalisieren. Wie der kurze schmerzhafte heftige Abriss eines Pflasters, und danach ist Heilung angesagt, weil das Leben noch weitere Aufgaben bereit hält. Und dass dabei trotzdem unkonrolierbare Auswüchse und Reaktionen entstehen können, die gehörig in die Hose gehen, versteht sich von selbst. Da muss sich der/diejenige erkennen lernen, der/die dazu neigt. Das erfordert u.U. viel Arbeit und ggf. Hilfe von außen. Der richtige Zeitpunkt für Einsicht darf falschem Stolz nicht zum Opfer fallen. Die versprühte Emotionalität und das Erdbeben hat mEA im Trennungsprozess überhaupt nichts mit Reifegraden, falschem Besitzdenken oder schwachem Geist zu tun und sei jedem in seiner Verletztheit zugestanden. Unreif wäre, dieses als Dauerzustand oder Einstellung zu kultivieren. LG AZ |
05.11.2014, 01:06 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, A-Z!
Sei bedankt für deine Sicht der Dinge. LG, eKy
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08.11.2014, 10:37 | #8 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
der eigentliche "Rosenkrieg" findet doch meist schon vorher in einer Beziehung statt. Das geht von einer heftigen, sich steigernden Auseinandersetzung bis hin zur Selbstzerfleischung und deckt alle Facetten ab. Die Trennung setzt da nur einen Schlusspunkt. Natürlich können dann die Streitigkeiten wegen eventuell vorhandener Kinder oder um materielle Dinge durchaus noch weitergehen. Manche Leute können sich auch mit dem Verlust des Partners nicht abfinden und versuchen ihm anschließend das Leben zur Hölle zu machen. Ob dies ausschließlich an mangelndem Selbstwertgefühl liegt, kann man meines Erachtens nicht pauschal sagen, denn man weiß ja auch nicht, welche "Behandlung" einer in dieser Beziehung erfahren hat. Was ich allerdings persönlich glaube, dass es eine Charaktersache ist. Ein Schwein bleibt immer ein Schwein und wird sich auch nach der Beziehung so verhalten, um dem Ex-Partner möglichst viel Schaden zuzufügen. Die Frage, die du stellst, warum eine Trennung oft nicht vernünftig über die Bühne gehen kann, stellt sich eigentlich nicht bzw. kann nicht allgemein und ausschließlich mit sozialer Unreife des oder der Partner begründet werden, denn ich frage mich, was ist eigentlich an einer Partnerschaft vernünftig? Es ist ein Spiel mit den Emotionen und da ist jeder anders gestrickt, da gibt es nichts rationales oder logisches. Vernunft speilt da keine Rolle. Nur aus (d)einer Erfahrung heraus eine solche Situation beurteilen zu wollen, geht am eigentlichen Ziel vorbei. Ich habe solche und solche Trennungen erfahren und ich kann dir sagen, es waren eine ganze Menge Trennungen. Da bin ich ein alter Hase, aber zu einem "richtigen" Rosenkrieg habe ich es nie kommen lassen. Da hilft oft ein kurzer und konsequent ausgeführter Kehlschnitt, dann ist Ruhe. Natürlich kommt das immer auf die Situation und den Ex-Partner an. Aber ich bin da auch ein Schwein. Allerdings beiße ich nur ein einziges Mal und zwar richtig. Auf so einen Mist lasse ich mich nämlich gar nicht erst ein. Auf jeden Fall ist das ein interessantes Sonett, das mir in seinem Sinne gut gefallen hat. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
08.11.2014, 11:13 | #9 | |
ADäquat
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Moin Faldi,
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08.11.2014, 15:27 | #10 |
TENEBRAE
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HI, Faldi, Chavi!
Ich bin nicht sicher, woher die Bezeichnung "Rosenkrieg" kommt. Im Mittelalter gab es in England den sog. Rosenkrieg (War of Roses) zwischen den Häusern York und Lancaster, die beide eine Rose im Wappen hatten, beim einen weiß, beim anderen rot. Inwiefern dies in die Namensgebung mit hereinspielte, vermag ich nicht zu ermessen, aber ich vermute mal, dass es eine Rolle gespielt hat. Andererseits sind Rosen, bes. rote, das Zeichen der Liebe, die zwei zusammenführt - und wenn man im Streit trennt, was Rosen vereint haben... Nun, auch daher könnte der Name kommen. Zur von euch angesprochenen Problematik: Ich selbst halte mich für relativ manipulationsresistent - ich durchschaue meist unterschwellige oder verborgene Absichten, da ich von Natur aus ein Zweifler und Zyniker bin und der menschlichen Natur stets derlei unterstelle. Das nutzt mir aber wenig, da ich keine Beziehungen eingehe. Vielen Dank für eure Gedanken! LG, eKy
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