14.12.2014, 12:06 | #1 |
TENEBRAE
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Der Keltenstein
Im Herz des Waldes ragt ein Stein
in grüne Düsternis hinein, vermählt sich mit den Schatten. Dort findest deine Sorgen du, doch auch den Mut, die tiefe Ruh, im Stein sie zu bestatten. Gar viele fanden jenen Ort und gaben ihren Kummer fort wie du an dieser Stelle. So wächst wie in ein Schattenkleid der Stein in seine Dunkelheit und meidet alles Helle. Und hat er einst erfüllt sein Soll und ist von Weh und Tränen voll, versinkt er im Gelände. Dort nährt er einen klaren Quell, der rieselt licht und silberhell den Menschen in die Hände.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (14.12.2014 um 12:14 Uhr) |
15.12.2014, 20:24 | #2 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
ich habe dieses Gedicht mehrfach gelesen, gegooglet und erneut gelesen. Sprachlich wieder eine schöne und gute Lyrik. Die Rubrik, also die Nachdenklichkeit hat mich nicht unbedingt in eine "Schwere" geführt. Ich sehe den Autor mit einem verschmitzten Lächeln beim Verfassen. Es gab (vielleicht gibt es sie noch) diese Steine. Sie halfen auch bei Entscheidungen. Dieser Stein versinkt unter den ihm angetragenen Lasten und Tränen tief in der Erde und es sprudelt am Ende klares (gereinigtes und greifbares) Wasser in der Menschen Hände. Das Gedicht selbst verwandelt sich. Aus Dunkel wird Hell. Aus Klagen und Tränen entsteht eine "Erfrischung". (Für Geist und Körper ) Oder man sieht Glaubensrichtungen mit ihren Altären und Häusern. Dort wird das Weh auch hingetragen. Die Erlösung kostet etwas oder viel. An den Gaben laben sich andere, wie an einem Quell. Ich will aber auch nicht zu viel hineininterpretieren. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
15.12.2014, 21:01 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Interpretiere ruhig - ich sehe gern neue Seiten an meiner Lyrik, die mir vielleicht noch gar nicht bewusst waren. Natürlich glaube ich nicht an das Beschriebene, daher der erzählende Stil, so als trüge man eine alte Sage vor. Aber so ein Stein im Wald gefällt mir viel besser als ein (vertrauenswürdiger?) Priester bei der Beichte, der eine Absolution erteilt, als wäre er das berufene Sprachrohr einer höheren Macht. Nicht dass ich beichten ginge, aber ich erinnere mich an meine Schulzeit, als noch ganze Schulklassen gemeinsam beichten gehen mussten - ob sie wollten oder nicht! Nun - es war für mich nie ein schönes Erlebnis, und meine "Sünden" einem Menschen erzählen zu müssen, der sich mir als per se moralisch überlegen präsentierte, das empfand ich immer als extrem demütigend! Dagegen wäre so ein verschwiegener, stiller Stein im Wald sehr intim und persönlich - bloß glauben muss man halt dran! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
15.12.2014, 22:37 | #4 |
ADäquat
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Servus Erich,
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16.12.2014, 00:22 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Chavi!
Die Gegend heißt Mühlviertel (Oberösterreich) und Waldviertel (Niederösterreich), der Bereich nördlich der Donau. Ich bin quasi in solchen Wäldern und mit diesen Steinen aufgewachsen. Dort haben wir Räuber und Gendarm oder Cowboy und Indianer gespielt, Banden gegründet, Verhaue gebaut, Rindenhäuschen gebastelt, Speere geschnitzt usw... LG, eKy
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17.12.2014, 16:15 | #6 |
Gast
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Hallo eKy :)
Du hast mal einen Link geschickt, dort waren die Fotos von diesen Riesensteinen. Ich fand sie richtig schön.
Hier in der Gegend gibt es viele Kiesgruben. Die Eiszeit hat hier die holsteinische Schweiz zusammengeschoben. In diesen Kiesgruben werden manchmal Riesenfindlinge gefunden. Beeindruckend. Einige dieser Findlinge stehen in der Dorfmitte, sie sind Gedenksteine für den 1sten und 2ten Weltkrieg. Aber am besten gefallen mir sie so wie sie aus der Erde kamen, unbehandelt. Ein Stein dem man alle seine Sorgen sagen kann, und der daraus klares Wasser macht. Das ist ein heilsames Bild. Das beschreibende erzeugt einen kleinen Film, den man vor Augen hat. Prima. Sehr sehr gerne gelesen Liebe Grüße sy |
17.12.2014, 16:30 | #7 |
TENEBRAE
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Hi, Sy!
Die Steine bei uns sind allerdings keine Findlinge - es gab hier nie einen Gletscher, der Felsen verfrachtet hätte - sondern sog. Restlinge (Nach Verwitterungsprozess übriggeblieben) der Wollsackverwitterung von Graniten. Die Story sollte sich wie eine alte Sage anhören, allerdings habe ich sie frei erfunden. Ich könnte mir bei der Reichhaltigkeit des allgem. europäischen Sagenschatzes - oder gar des weltweiten - durchaus gut vorstellen, dass es so eine Geschichte bereits gibt! Vielen Dank für deine freundlichen Gedanken! LG, eKy
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24.12.2014, 09:16 | #8 |
Gast
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hallo erich kykal
seit tagen oder wochen trage ich dieses gedicht im hinterkopf. das deutsche volkslied des 19. jh. ist um ein exemplar reicher geworden. das meine ich wörtlich, denn mich dünkt, dass in dieser form und mit solchem inhalt eine balance zustandekommt zwischen deiner didaktik und deiner methodik. gruss wolo |
24.12.2014, 15:45 | #9 |
TENEBRAE
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Hi, wolo!
Womit du mir im Grunde sagen willst, dass ich dank meines "altbackenen" lyrischen Stils im falschen Jahrhundert lebe? LG, eKy
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25.12.2014, 13:00 | #10 |
Gast
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Zeit und Jahrhunderte sind relativ.
Nach Moderne und Postmoderne muss ja irgendwie unser sprachlicher Stammbaum neue evolutionäre Varianten testen, um für künftige Stürme gerüstet zu sein. Kann gut sein, dass da plötzlich ältere Erfolgsstrategien wieder aktuell werden. Und auch die Milch der frommen Denkungsart verliert nie gänzlich ihren Nährwert. Wesentlich scheint mir nur, dass sie frisch und ungepanscht strömt und nicht in allzu langen, nie erneuerten und um sich selbst verwickelten Transportschläuchen sauer wird. Das alles sehe ich in deinem Text hier erfüllt. Deshalb wollte ich erwähnen, dass ich ihn als Bereicherung der Volksliedlyrik empfand. Zu blumig? Kein Problem, hier welkt alles schnell. Schönen Weihnachtstag! u. |
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