27.06.2015, 00:15 | #1 |
Lyrische Emotion
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.912
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Cyberlove
Cyberlove Ich trag dein Bild ganz tief in meinem Handy, ein kurzes Movie habe ich dazu, du sendest Messages so süß wie Candy und zierst den Bildschirmschoner als Tattoo. Ich konnte dich als App gar abonnieren, in meinem iPhone wische ich dich schnell auf meinen Touchscreen, dich zu penetrieren ist heute sauber und bleibt virtuell. Bei Facebook bläst du aus dem Paganini ins Doppelrohrblattinstrument Schalmei, du postest Flötentöne im Bikini auf geilen JPEGs und per MP3. Modern ist es, per SMS zu sumsen. Ich denk an früher und will wieder bumsen. Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Geändert von Falderwald (06.07.2015 um 23:31 Uhr) Grund: + "t" |
27.06.2015, 10:35 | #2 |
Gast
Beiträge: n/a
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hallo falderwald
das ist ziemlich witzig. trotzdem bin ich froh, dass die geballte witzigkeit am ende noch durch eine geballte geilheit kontrastiert wird. die einverarbeitung eigener anhäufung von gesammelten schlagwörtern hätte sonst etwas bemüht seicht-lustiges. dem wirken dinge wie das doppelrohrinstrument oder das tattoo nicht entgegen, sie verstärken diesen eindruck. ich fand es lustig, aber ins lesebuch zeitgenössischer lyrik würde ich es aus dem einen oder andern grund nicht aufnehmen wollen. schönes we wolo |
06.07.2015, 14:47 | #3 |
Hofnarr
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Servus Falderwald,
es gibt zum Glück noch (viele) Dinge, die real viel besser sind als virtuell. Virtuell sind sie bloß viel leichter zu bekommen... Witziges Gedicht, bei dem die vielen Anglizismen gut zum Thema passen. Liebe Grüße, Stefan |
06.07.2015, 16:59 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Seltsam - hatte ich das wirklich noch nicht kommentiert?? S1Z4 - Tattoo S2Z3 - Nach "Touchscreen" würde ich eher einen Bindestrich oder einen Doppelpunkt setzen. Pause durch Komma erscheint mir zu kurz. S3Z1 - Den "Paganini" verstehe ich nicht. Was hat ein klassischer Geiger damit zu tun? Auch Z2 erschließt sich mir nicht ganz, sollte es eine Anspielung sein. Ich ersuche um Aufklärung. Jaja, die Smartphoneseuche! Du beschreibst einen bestimmten Teil dieses freiwilligen Realitätsverlustes (man verliert "reale" Lebenszeit!) sehr anschaulich und hintersinnig! Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
06.07.2015, 21:40 | #5 |
Lyrische Emotion
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Moin wolo,
nun ja, ich denke, das ist Geschmackssache und der Text steht schließlich nicht in der Denkerklause - eben aus gutem Grund. Es war nur eine lustige Idee, einmal Beobachtungen (und ein paar kleine dreckige Fantasien) aus der Sicht eines nicht mehr ganz modernen Typens wiederzugeben. Wahrscheinlich hast du Recht und das alles ist schon gar nicht mehr up to date. Umsomehr freut es mich, dass du es trotzdem witzig fandest. So hatten wir beide unseren Spaß daran. Vielen Dank für die Rückmeldung und meine Entschuldigung für die verspätete Antwort. Hi plotzn, ich wusste, dass du mich verstehen würdest. Das ist der springende Punkt, dass in der virtuellen Welt viel leichter an bestimmte Dinge zu gelangen ist. Dafür muss sie aber andere Sachen ausklammern, was auch gut so ist. Obwohl du, wenn deine Partnerin virtuell per Webcam und Übertragung neben dir schläft und dabei laut schnarcht, dann ja ganz einfach den Ton abdrehen könntest... Du kannst sie dann sozusagen abswitchen, früher hieß das, glaube ich, du kannst abzwitschern... Danke für deinen Kommi... Servus Erich, das Tattoo habe ich natürlich sofort korrigiert. Dieser Text ist in einem privaten Unterforum entstanden, wo ich oft schreibe und so habe das direkt eingetippt, ohne es vorher einer Rechtschreibprüfung zu unterziehen. Mein peinlicher Lapsus... Danke für den Hinweis. Du weißt, was ich von Bindestrichen halte, die benutze ich wirklich nur, wenn sie sich "eindeutig-absolut" nicht umgehen lassen. Ich finde, das Komma geht an dieser Stelle grammatisch in Ordnung, denn alleine kann der letzte Satzteil nicht bestehen, fehlt ihm doch das Subjekt. Die Pausen kann der Leser sich meines Erachtens durchaus selbst setzen. Paganini war aber nicht nur ein Geiger. Es gibt auch eine Operette mit diesem Namen. Sie ist ein Werk in drei Akten von Franz Lehár, aus der einige bekannte Melodien stammen. Aus diesem Paganini bläst sie also in die Schalmei. So war das gedacht. Als kleine Anspielung an dieser Stelle natürlich auch. Ich fand das einen netten Wortwitz, denn ich wusste ja, wohin der Text zum Ende wollte. Tja, Erich, wir sind, wie ich schon weiter oben schrieb, wahrscheinlich nicht mehr up to date, so dass die kleinen Anschaulich- und Hintersinnigkeiten ein jüngeres Publikum mutmaßlich gar nicht mehr erreichen können. Das ist nur was für alte Säcke, die überhaupt keine Ahnung mehr vom wahren Leben haben... Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema und das kritische Hinterfragen... Ich bedanke mich für eure Antworten... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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06.07.2015, 21:57 | #6 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!
Ähhh- Hast du diesmal "Lapsus" absichtlich mit Doppel-"p" geschrieben???
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06.07.2015, 23:32 | #7 |
Lyrische Emotion
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Na klar, was dachtest du denn...
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07.07.2015, 18:52 | #8 |
Gast
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es gibt eine paganini-software, aber die ist weniger bekannt. möglicherweise hatte der autor andere, klingende software- oder handy-namen im ohr? es sei denn, er hat sich vertippt und wollte eigentlich schreiben "auf (statt "aus") dem paganini blasen". das wäre dann eine neuschöpfung, welche begeistern kann, obwohl sie dem geiger paganini irgendwie nicht gerecht wird. wie wär's mit "streich mir meinen paganini" stattdessen?
auf jeden afll wäre dieser neologismus durchaus der lyrischen betrachtung und eventuellen verwendung wert, finde ich als "alter sack am dichterpult". ich bin im übrigen nicht unglücklich darüber, dass der autor durch meine leseweise dieses werkes nicht brüskiert wurde. die sache mit paganini (operette!) und jene mit sumsen anstelle von simsen ("hasch das bienchen"!) passen eigentlich als puzzleteilchen sehr gut in mein bild... schönen abend! wolo |
13.07.2015, 20:36 | #9 |
Lyrische Emotion
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Moin wolo,
du hast es im Prinzip auf den Punkt gebracht. Aber wie ich schon schrieb, hatte ich wirklich die Operette im Sinn, als Werk von Lehár und meines Erachtens könnte man daraus durchaus etwas auf einem (Doppelrohrblatt)Instrument blasen, zudem war es ja auch die gewollte Zweideutigkeit an dieser Stelle. Die ganze Strophe ist natürlich eine sehr übertriebene (oder auch nicht ) Darstellung von Verhaltensweisen in den Sozialen Netzwerken. Ich fand das ziemlich lustig und ist sicherlich nicht ernst zu nehmen, deshalb ja auch das Posting in dieser Abteilung. Brüskiert bin ich nicht, warum auch? Die Idee mit "streich mir meinen Paganini" hat auch was, aber wie bringe ich dann das Doppelrohrblasinstrument unter? Da will mir auf die Schnelle nichts Gescheites einfallen. Beim "sumsen" war ich mir nicht sicher, denn "bimsen" wäre auch gegangen. Beide Verben gibt es. Ich habe mich im Sinne meines persönlichen Spaßverständnisses dann aber doch für "sumsen" entschieden. Der Vergleich mit den Bienchen (sumsen = summen) ist ja auch nicht von der Hand zu weisen, die Sache mit den Bienchen und den Blümchen eben. Danke für die erneute Rückmeldung... Liebe Grüße Falderwald
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16.07.2015, 21:46 | #10 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber Faldi,
sehr schön auf den Punkt gebracht. Nicht die Realität als solche. Die ist unvertreibbar da. Ich habe die Ironie ganz eigen verstanden. Als um 1900 die erste Dampflock durch Ratzeburg brausen sollte, gab es einen mittleren Aufstand. Die kleine Stadt sollte um Himmelswillen nicht im künstlichen Dampfwolkenschwarm ersticken. (So die Erzählungen meiner Urgroßmutter an die Urenkel.) Und heute während einer längeren Autofahrt hörte ich einen Kommentar zur Abhängigkeit in Punkto Informationsaustausch. Bereits Vorschulkinder können keine halbe Stunde mehr im Freien spielen, ohne dazwischen Mails abzurufen. (Es ging dabei nicht mehr um Handys und PC - die wären bereits Dinosaurier.) Die Schlussworte des Kommentators haben mir sehr imponiert: "Leute, gebt den Dingen, die ihr nicht aufhalten könnte, ihren Lauf. Sie überleben sich durch sich selbst, oder nicht." Ich halte inzwischen auch eher am "Alten" fest und gestehe: "Nicht weil es besser ist, sondern weil ich es nicht anders kann." Die "alten Säcke", die immer genörgelt haben, die man nie werden wollte, die sind wir jetzt. Du hast es mit deinem Gedicht in Humor gewandelt, und das sehr, sehr gut. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
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