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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 18.03.2016, 14:22   #1
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
Standard Brutalitäten

Gewiss, daß nie ein Glück die Sorgen töte,
die mannigfach des Zweifels Streben nährt,
blickt Nostalgie zurück zur Morgenröte,
da alles üppig war und lebenswert.

Das Fest des Leids besing ich in der Plage
verzweifelt schändlicher Befangenheit.
Unwiederbringlich sind die Kindertage
verblasst im Odem der Vergangenheit.

Nie wieder solche Wärme blicken heißt es -
seit je liegt unser Wohlgeschick zerstört,
die Frucht aus frevelsüßem Glück zerreißt es
in Fetzen Hoffnung, die uns nicht gehört.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten.

Geändert von Terrapin (18.03.2016 um 22:38 Uhr)
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Alt 18.03.2016, 17:21   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
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Standard

Hi, Pinni!

Ein lyrisch sehr hochstehender, sprachlich hochkomplexer Text.

Leider muss ich ein paar Fehlerchen anmerken:

S1Z2 - Hier muss es "nähren" heißen, da sich dieses Verb auf die "Sorgen" in Z1 bezieht, und die stehen im Plural. Abhilfe: Schreib "die Sorge" in Z1, also Singular, dann musst du das Wort in Z2 und damit den Reim nicht ändern.

S2Z2 - Hat sechs Heber anstatt der sonstigen fünf. Eine andere Kombination von Adjektiven vor "Befangenheit" könnte Abhilfe schaffen.

S2Z3 - Komma am Zeilenende.

S2Z4 - "Odem" ist der Atem, "Brodem" bedeutet Geruch, ausströmender Dunst oder Dampf. Welches Wort erscheint für die "Nebel" der Vergangenheit geeigneter?

S3Z2 - "licht" als verkürztes Adjektiv klingt recht gespreizt. Altern.: "... unser Wohlgeschick ..."

S3Z3 - Was ist gemint mit "Frucht zu fevelsüßem Glück"? Korrekt im Satzzusammenhang müsste es zudem "Frucht aus frevelsüßem Glück" heißen.
Aber wäre stattdessen nicht "Furcht vor fr. Glück" als Phrase verständlicher und griffiger im Kontext?

S3Z4 - Sprachlich korrekt und schön wäre hier natürlich "in Fetzen von Hoffnung".


Version mit eingebauten Änderungsvorschlägen:

Gewiss, daß nie ein Glück die Sorge töte,
die mannigfach des Zweifels Streben nährt,
blickt Nostalgie zurück zur Morgenröte,
da alles üppig war und lebenswert.

Das Fest des Leids besing ich in der Plage
zurecht verzweifelnder Befangenheit.
Unwiederbringlich sind die Kindertage,
verblasst im Brodem der Vergangenheit.

Nie wieder solche Wärme blicken heißt es -
seit je liegt unser Wohlgeschick zerstört,
die Furcht vor frevelsüßem Glück zerreißt es
und tilgt die Hoffnung, die uns nicht gehört.


Nimm, was dir brauchbar erscheint. Sehr gern gelesen und beklugfummelt.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 25.03.2016, 12:07   #3
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Beiträge: 469
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Hallo Erich.

Danke für dein reiches Lob. Du kennst dieses Gedicht sicher noch mit der alten dritten Strophe. Die schrieb ich neu, da sie qualitativ nicht zu dem Rest passte.
Mit dem nun stehenden Ergebnis bin ich recht zufrieden.

Muss in Strophe 1 wirklich nähren stehen? Es wäre mir ein Ärger Sorgen in den Singular zu setzen, da so der schöne reine Mehrfachreime zerstört würde.

Den überschüssigen Takt in S2 Z2 habe ich beseitigt. Danke.
Sowas passiert mir ziemlich selten und ist mir unangenehm und peinlich.
Doch zum Glück gibt es solch aufmerksame Leser wie dich.

Odem habe ich sehr bewusst ausgesucht.

Wohlgeschmack wurde sofort und allergernst übernommen. Danke.

Ich freue mich immer wieder über deine hilfreiche Stellungnahme.
Hast schon so manches Gedicht aufgewertet und bereichert.

Herzliche Grüße, Pinni.
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Alt 25.03.2016, 12:36   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Pinni!

Bei nochmaliger Überlegung muss in S1Z2 nicht unbedingt "nähren" stehen - wenn man nämlich den Bezug umkehrt.

Ich habe es im ersten Kommi so gedeutet, dass die Sorgen des Zweifels Streben nähren. Wenn man es aber so liest, dass des Zweifels Streben die Sorgen nährt, dann passt es so, wie es ist.

Allerdings kann es bei dieser Satzkonstruktion geschehen (wie bei mir), dass ein Leser schon mal den falschen Sinnzusammenhang wählt.

LG, eKy
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Alt 25.03.2016, 19:48   #5
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Hallo Pinni,

Ich wage, es Brutalitäten auf Zeit zu nennen.
Das sage ich, in Bezug auf Kindertage. Dein Gedicht steht aber in "Finstere Nacht".
Für mich spielgeln sich aber jene "Kindertage" dennoch darin. Vergangenes, längst Vergangenes bekommt durch die Zeit oft einen "neuen Anstrich". Als würden, müssten wir uns immer dahin hangeln, um zu überstehen, zu überleben. Ganz abgesehen davon, ob es ausschließlich um Kindertage oder um die Tage außerhalb der Kinderzeit geht. Beide bergen Sorgen, Schwere und Leid. Immer bleibt die Hoffnung, selbst wenn sie aus Fetzen besteht.
Das meine ich nicht tröstend zum Gedicht, sondern beziehe es auf die Aussage im Gedicht.
Es berührt und spricht Gefühle an, die der Leser fast schmecken kann.
Eine sehr gute Dichtung.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 27.03.2016, 12:46   #6
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
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Erich, so hatte ich das ganze auch gedacht, nur geht es mir nicht von der Hand sowas zu erklären.
Bin aber voll und ganz beruhigt.

Hallo Dana,

Das- sehr gute Dichtung geht runter wie Öl.
Das hört ein jeder Schreiberling gerne. Man ist versucht in folgenden Werken das Level zu halten.

Man ließt sich später. Terrapin.
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Alt 31.03.2016, 05:03   #7
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Hallo Terrapin,
Kalckreuth würde zu diesem feinen, rundum gelungenen Stück Lyrik anerkennend lächelnd nicken.
Aller Belobigung, von den Vorkommentatoren hier schon deponiert, kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.
Sehr gern und sicher nicht zum letzten Mal gelesen hat
Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
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