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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 09.10.2016, 11:31   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Hexenkessel

All die vielen Menschenleiber
in den Städten, auf den Gassen:
Seelen-aneinander-Reiber,
die sich lieben oder hassen,
Ausgeglühte, Aufgeblühte,
Aufgeblasne, Eingesaugte,
Willensferne und Bemühte,
Kraftpakete, Ausgelaugte -
jung und alt, die gleichen Bilder:
unentwegte Krämerseelen,
einmal milder, einmal wilder,
denen Horizonte fehlen,
Größe, die das Wesen weitet
für die wesentlichen Dinge,
abgelenkt und fehlgeleitet,
und den Kopf in einer Schlinge,
blind für ihre eignen Henker,
die sie jeden Tag verführen:
Wirtschafts- oder Staatenlenker,
die in ihren Herzen rühren
wie in einem Hexenkessel,
bis die Brühe giftig schäumt!
Und ihr Geist in goldner Fessel
hat sich niemals aufgebäumt ...
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (29.03.2017 um 01:01 Uhr)
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Alt 13.10.2016, 12:09   #2
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy,

Dieses Gedicht in diesem rasenden Rhythmus ist nachdenklich und macht nachdenklich.

Das Leben, was man lebt besteht aus dem Glauben etwas zu erreichen. Sei es eine Familie, ein Haus, ein Auto. Wie du siehst, meist sind es materielle Dinge nach denen Menschen streben. Es gehört zum Sattsein dazu. Auch ich bin nicht frei davon. Es ist nicht leicht Position zu beziehen in diesem Hexenkessel der Menschlichkeiten. Auch wird man mit den Jahren ruhiger und erhebt sich nicht mehr für eine Demonstration. Die Mächtigen, sei es Politiker, Reiche, Wirtschaftsbosse können aus dem Vollen schöpfen. Die Masse der Menschen ist flegmatisch, und die herausragenden Denker zu denen du auch für mich gehörst sind selten. Ihre unbequemen Positionen müssen gelbt werden, und dann beißt sich die Katze wieder in den Schwanz ( arme Katze nur so nebenbei).

Es ist die Frage, wer sich die Fesseln anlegt: Die Mächtigen oder die Bürger, die leben wollen so wie sie leben. Wichtig sind für sie ein Dach über dem Kopf mit einer Geschirrspülmaschine, Autos, einen festen Job ( der immer mehr zum Teilzeitjob wird, aber das nur am Rande) einfach der Mammon. Auch ich bin da nicht frei von Denn Aussteigen aus der Gesellschaft würde bedeuten, neue Ideen zu leben, und ich kenne Aussteiger, die keine eigne Familie haben. Und eine Familie ist mir wichtig, für deren Sicherheit würde ich viel tun!

Also Leben wir in einem Hexenkessel und hoffen, das die Denker, Gutherzigen und die Friedlichen die Oberhand behalten, die Zeiten ändern sich jedoch, und die Vergangenheit mit Ihren starken Männern suggeriert Sicherheiten, die es niemals gibt!

Ein nachdenkliches, schönes ( in dem Sinne der Reimstruktur) Gedicht und ich habe es auch schon ein paar mal gelesen.

Liebe Grüße sy


Geändert von juli (13.10.2016 um 13:00 Uhr)
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Alt 13.10.2016, 17:54   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Sy!

Vielen Dank für deine ausführlichen Gedanken zu meinen Zeilen, denen ich mur beipflichten kann.

LG, eKy
__________________
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Alt 13.10.2016, 19:50   #4
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,
wunderbar verdichtet, das Tempo entspricht ganz und gar einem brodelnden Hexenkessel.

Ich glaube inzwischen fällt man da nicht mehr hinein - man wird darin geboren.
Darum schließe ich mich Syranies Kommentar an.
Man weiß um das Übel und kommt ohne es nicht mehr aus.
Vielleicht ist es ein Vorteil nicht zu reich und nicht zu mächtig zu sein. Ich begnüge mich nur zu gerne mit einem "kostenfreien" ausgedehnten Spaziergang und fühle mich in diesen Augenblicken außerhalb jenes Kessels.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 13.10.2016, 20:05   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Dana!

Auch du sei bedankt für den netten Kommi!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (29.03.2017 um 01:08 Uhr)
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Alt 28.03.2017, 11:08   #6
Lailany
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Oho, das gefällt mir ja ganz ausgezeichnet, lieber Eky...
der Sog, den der Text entwickelt, reißt einen geradewegs mit und rein in den Hexenkessel.
Das natürlich war beabsichtigt und du meisterst die Wortführung so gelungen, dass du das auch erreichst. Das nötigt mir wie immer Bewunderung und Kompliment ab, denn Texte, die von derlei Aufzählungen leben, kommen meistens als genau das beim Leser an... als Aufzählungen und in der Regel dröge. DAS nicht.
Genau das Gegenteil - hier wirkt die enorm kraftvolle Sprachführung, der man sich gar nicht entziehen kann...
Auch du bist so ein Hexer wie die, die in deinem Gedicht vorkommen... jedoch ein Hexenmeister der Sprache. Und das ist hundert%ig positiv gemeint.
In den beiden letzten Zeilen endet der Höllenritt in Resignation, da greifst du in die Emotionskiste des Lesers und melancholisch trauriges Bedauern macht sich breit.
Ja, du hast dein Publikum fest in der Hand, du unvergleichlicher Worteflüsterer.

Gekonnt, großartig... ich krieg mich wieder mal kaum ein. Nach meiner langen Forenabstinenz möge man mir den Begeisterungssturm nachsehen.

Sogar nach etlichen Malen Lesen konnte ich mich der Sog immer wieder aufs Neue mitreissen.
Tolles Leseerlebnis.

LG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal
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Alt 29.03.2017, 01:08   #7
Erich Kykal
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Hi Lai!

Danke für's Stöbern!

Ab und zu befleißige ich mich einer kleinen zynischen Sozialkritik - hier komme ich fast schon zu schulmeisternd und moralisierend herüber.

Gerade jetzt beweisen Erdogans manipulierte Horden in der Türkei allerdings, wie international allgemeingültig das Bild bedauerlicherweise ist!

Leicht Verführte, eingefangene anderweitig Enttäuschte, Gekränkte, Bildungsferne, manipulierte Dummköpfe, nützliche Idioten: emotionalisierter Mob - es fehlen nur noch Heugabeln und Fackeln, dann können sie wieder ihren Frankenstein jagen!

Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen...

LG, eKy
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Alt 29.03.2017, 05:03   #8
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Nein, Eky,
schulmeisternd oder moralisierend empfinde ich es in keinster Weise.
Als ewiger Rebell und permanenter Aufmucker behaupte ich, einen guten Shitdedektor dafür entwickelt zu haben, wenn jemand zu belehren, gängeln oder gar zu manipulieren versucht. Nichts dergleichen kann ich hier erspüren.
Und zynische Sozialkritik ist heutzutage ungleich mehr berechtigt als, z.B. vor 20 Jahren. Manchmal hab ich den Eindruck, je schneller der Fortschritt voraneilt, umso tief hinterwäldlerischer rückentwickelt sich die Majorität der menschlichen Rasse.
Hat man Eiterbeulen der Menschheit wie z.B. Hitler, Gaddafi, Hussein & Co eliminiert, um Platz für Erdogans, Putins, Trumps und dgl Geschwüren zu machen?
Wirklich? Mir fällts enorm schwer, das zu akzeptieren.
Fand sich in den ganzen USA wirklich keiner außer Hillary und Donald, der des Präsidentenamtes würdiger gewesen wäre?
Keiner??? Erschreckend.

"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..."

Diesen Satz möchte ich in meine Sig setzen, wenn du erlaubst.

HG von Lai
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Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.03.2017, 14:34   #9
Erich Kykal
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Hi Lai!

Soziopathen und Demagogen kommen aus drei Gründen leichter und öfter an die Macht als Menschen mit Verstand und Gewissen:

1) Sie verhalten sich rücksichtsloser auf dem Weg nach oben, lügen ohne rot zu werden, spielen nicht nach gesellschaftlichen und kulturellen Konventionen, sondern geben dies nur nach außen vor. Intern erpressen sie, verleumden, werfen mit Dreck, kaufen andere, bedrohen - oder lassen verschwinden.

2) Die Menschen sind immer noch so - und werden es auch noch die nächsten Jahrtausende sein - dass sie lieber glauben, was man ihnen sagt, als selbst zu denken und den Arsch hochzukriegen, um etwas zu unternehmen.
Solang es ihnen gut geht, ist den meisten egal, wer das Sagen hat, kaum aber geht es ihnen auch nur ein wenig schlechter, schreien sie gleich nach einem "starken Mann", einem Führer, der sie rettet, und wenn erst einmal ein Hitler oder Stalin an der Macht ist, sind die meisten zu feige, etwas dagegen zu tun und ducken sich lieber weg. Überlebensinstinkt.

3) Erfahrungen sind nicht direkt übertragbar. Eine Generation, die in Sicherheit, Freiheit und Wohlstand aufgewachsen ist, erkennt oft die Zeichen zu spät oder ignoriert sie zu lang, weil sich zu wenige unter ihnen vorstellen können, wieviel sich ändert und was sie verlieren, wenn wieder ein totalitäres System etabliert wird. Die Mahner werden in die Wüste geschickt. So geschehen in Russland, es geschieht gerade in der Türkei, und Amerika ist auf dem Weg dorthin. Die PET-Flaschen regieren wieder! (PET = Putin, Erdogan, Trump)


LG, eKy
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