20.01.2017, 21:07 | #1 |
Hofnarr
Registriert seit: 04.06.2014
Ort: Hattersheim am Main
Beiträge: 1.044
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Erste Lesung
Samstagabend, acht Uhr zehn,
muss ich jetzt hier vorne stehn? Statt im Publikum zu sitzen, darf ich auf der Bühne schwitzen. Hätt ich nur nicht zugesagt! Hätt man mich doch nie gefragt! Doch zu spät, ein fremder Mann kündigt meinen Beitrag an. Tja, jetzt sollte ich was sagen, leider dreht sich grad mein Magen mehrmals um, drückt in die Brust, führt dabei zum Sprachverlust. Letztes Tuscheln, letztes Nicken, 140 Augen blicken voll Erwartung und gespannt – brauch ein Antitranspirant! »Guten Tag, ähm…«, Stimme bricht. Bin das ich, der grade spricht? »Guten Abend meine Damen und auch Herren, ähm, sie kamen her, um – räusper! – jedenfalls…« Herz klopft bis zum Frosch im Hals. Hirnkrampf, Tremens, Wortsalat, Birne fiebert 40 Grad. Bin dann einfach umgekippt, festgekrallt ans Manuskript. Wünscht mir baldige Genesung bis zur nächsten Dichterlesung! |
20.01.2017, 21:44 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 27.08.2014
Beiträge: 469
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Hallo Plotzn,
eine Schilderung eigener Erfahrung? Klassisch köstlich im plotznischen Stil. Fein subtil mit Humor und Komik gewürzt. Nie über das Maß der Dinge, immer genau am Zwerchfell lang. Verbüchert machten sich deine Gedichte sicherlich gut in vieler Leute Regal. Wie immer gerne gelesen. Gruß von Terrapin.
__________________
Das Leben ist eines der schwierigsten. |
21.01.2017, 01:52 | #3 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi Plotzn!
Das Gefühl kenne ich aus jungen Jahren, wenn ich vor der Klasse referieren sollte. Letztlich siegte aber immer der Drang zur Selbstdarstellung ... Nach bald dreißig Jahren als Lehrer hat sich dieses Gefühl relativ abgenutzt, und vielleicht hilft ja auch meine Halbsoziopathie, aber ich kenne Dichterkollegen, die so schüchtern sind, dass sie vor ihrem Auftritt mindestens einen Liter Rotwein brauchen, um sich ausreichend zu enthemmen - für nicht mal ein Dutzend Zuhörer! Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
21.01.2017, 09:56 | #4 |
Hofnarr
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Beiträge: 1.044
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Hallo Terrapin,
ja, entstand kurz vor meiner ersten Lesung letztes Wochenende. War dann aber doch nicht so schlimm, wie befürchtet - ich bin nicht von der Bühne gekippt . Ein Buch gibt es schon von mir, inzwischen hat sich aber wieder einiges angesammelt - schaumermal, wie ein Kaiser sagen würde, um den es in letzter Zeit ziemlich still geworden ist. Servus eKy, als Lehrer hat man da natürlich Routine. Vorträge habe ich früher auch schon ein paar gehalten, aber die eigenen Gedicht vorzulesen ist doch was anderes. Am Ende hat's aber ganz gut geklappt und sogar Spaß gemacht. Den Rotwein brauchte ich zum Glück nicht - sonst hätte es vermutlich wirklich in der beschriebenen Katastrophe geendet Danke Euch beiden und liebe Grüße! Stefan |
21.01.2017, 10:11 | #5 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Lieber plotzn.
das Schöne daran ist das Echte darin. (Ich kenne den "Stimmbruch", das Zittern schon beim Vorlesen eines eigenen Gedichtes für meine Kinder, und das, obwohl sie gelassen aushalten und nur das machen. ) Ich wünsche Dir weiterhin viele Lesungen - bis Du uns Deine "totale Entspanntheit" verdichtet servierst. Da ist auch einiges drin. Liebe Grüße Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
21.01.2017, 13:23 | #6 |
Hofnarr
Registriert seit: 04.06.2014
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Beiträge: 1.044
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Liebe Dana,
es hilft sicherlich, wenn man ein bisschen Ahnung von dem hat, über was man schreibt, da bietet sich Selbsterlebtes an . Ein bisschen Anspannung ist wahrscheinlich auch gut, sonst besteht die Gefahr, dass man selbst (oder das Publikum) einschläft Dank Dir und liebe Grüße! Stefan |
21.02.2017, 11:35 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2010
Beiträge: 181
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Lieber plotzn,
es ist immer wieder eine Freude, deine Texte zu lesen. Über diesen hier hab ich mich besonders amüsiert, weil jeder, der einmal in einer solchen Lage war, deine Worte nachvollziehen kann. Mein Lösung: Alkohol. Aber nur gerade so viel, dass einem alles wurscht ist, aber man noch nicht lallt. Ich gebe zu, man braucht dazu einige Übung ... Es grüßt dich lächelnd vEdenA
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Mein Buch "Leitersprossen" ISBN-10: 3853060501 ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN ! |
22.02.2017, 10:00 | #8 |
Hofnarr
Registriert seit: 04.06.2014
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Beiträge: 1.044
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Liebe vedena,
an diese Balance muss ich mich erst noch rantasten . Vielleicht so Schluck für Schluck auf der Bühne? Danke für Deine netten Worte und liebe Grüße! Stefan |
23.02.2017, 10:09 | #9 |
Schüttelgreis
Registriert seit: 02.11.2011
Beiträge: 954
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Hi!
Ich kann da auch mitreden, früher konnte ich - auch vor Publikum - aus dem Stegreif dichten. Als ich aber vor gut einem Jahr auf offener Bühne aus meinem neuen Schüttelbuch vortragen sollte, haben mir doch die Knie geschlottert. LG Fridolin
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Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn! |
24.02.2017, 14:10 | #10 |
Hofnarr
Registriert seit: 04.06.2014
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Beiträge: 1.044
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Servus Fridolin,
aus dem Stehgreif dichten? Wow, ein seltenes Talent! Dazu werde ich es wohl nie bringen. Ich brauche dazu immer Ruhe und Zeit. Liebe Grüße, Stefan |
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