Gast
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Monatskinder
Das erste Kind Januar
Du wurdest in den Schnee geboren
mit Eiskristallen im Gesicht,
der Wald um dich war eingefroren
im roten Morgensonnenlicht.
Als erste sahen dich die Bären,
und brummten: „Du bist unser Kind -
wir werden dir den Schutz gewähren,
für ewig gegen Frost und Wind.“
Noch immer klein, doch stark geworden,
schleckst du am liebsten Gletschereis,
und fährst mit Schlitten in den Norden
dabei malst du die Landschaft weiß,
wirfst Blüten auf die Fensterscheiben,
verzauberst Wasser auf dem See,
verteilst ein Glitzern an die Weiden
und alles was du baust wird Schnee!
Das zweite Kind Februar
Das erste was du hörtest war ein Rauschen,
denn deine Mutter war mit dir am Meer.
Die Wellen spielten mit den Steinen Tauschen,
und Wassernixen schwammen hin und her,
sie schauten und es blinkten Silberkronen -
Geburt bedeutet immer Perlengischt,
und Meerestiere wollten dich belohnen:
Der Februar weiß wie man Wellen mischt.
Die Oktopusse sollten mit dir toben,
sie schenkten dir ein weißes Segelschiff,
versprachen bei den Kämpfen nur zu proben
und sie beschützten dich vor jedem Riff.
Die Zeit vergeht, am liebsten magst du`s leise,
willst zarte Nebelschleiher im Gesicht -
mit diesem Sehnen endet deine Reise
durch Meeresleuchten unter Winterlicht.
Makrelen weisen dir den Weg nach Hause,
dort sammelst du die Steine auf dem Strand
und Möwenschreie gellen ohne Pause,
wenn du zuhause bist auf deinem Sand.
Das dritte Kind März
Am ersten Tag begann ein Flirren,
Insekten feierten dein Fest,
sie wollten einfach zu dir schwirren,
du lagst in einem grünen Nest.
Die Sonne lichtet dichte Hecken,
sie scheint durch Zweige auf dein Haar,
und Moose wärmen dich mit Decken,
die Spatzen zwitschern hell und klar.
Du brauchst nicht lange um zu wachsen
und zwischen allem Blätterbraun,
hörst du wie die Meisen flachsen,
sie freuen sich, dich anzuschaun!
Verwegen hüpfst du unter Linden,
zu deinem warmen Sonnenscherz,
lässt Eis und alten Schnee verschwinden,
denn nun kommst du, ein kleiner März.
Du lässt die Sonne länger scheinen -
als Magier des Lichts mit Macht,
hast Kraft, das Helle zu vereinen,
und zählst die Sterne in der Nacht.
Geschwister sind ja sehr verschieden -
und Januar und Februar
verreisen nun zu aller Frieden
nach Nord, sie sind halt sonderbar.
Und spielerisch betupfst du Krumen,
gewährst den Bienen Audienz.
für sie erweckst du bunte Blumen -
die Mutter liebt dich, du bist Lenz!
Das vierte Kind April
Am frühen Morgen wurdest du geboren,
und deiner Mutter war nach einem Fest,
du warst so zart und wirktest fast verloren,
ein kleines Baby in zu großem Nest.
Und deine Brüder wollten gleich dich sehen,
verspürten jeden Schlag von deinem Herz,
entdeckten dich beim Adler in den Schlehen,
der Januar der Februar der März.
Du magst nicht nur der Sonne leises Lachen
was soll das Helle und die Harmonie?
Wenn Kreativität und Lust erwachen,
denn auch die Dunkelheit hat Energie.
Die Kinder werfen Schnee und Wolkenballen,
es hagelt in der Sonne - welch ein Witz!
Dabei lässt du die Atmosphäre knallen
und kannst als Kleinster schon den schnellen Blitz!
Als Zauberer liebst du es ausgewogen,
und deine kleine Faust ist so beschwingt -
du malst noch einen bunten Regenbogen,
zu dem die Amsel ihre Lieder singt.
Das fünfte Kind Mai
Der Kuckuck kann nicht singen,
noch müd vom Vogelzug
lässt er dich fröhlich springen
beim Ruf: KuckKuck! KuckKuck!
Die Blumen blühn im Garten,
und dein Gemüt ist frei,
die Glockenblumen warten
auf dich, du kleiner Mai.
Die Liebe ist dein Leben,
die Sonne und das Licht,
du lachst und möchtest geben
und strahlst von Angesicht!
Das sechste Kind Juni
Inmitten Stahl und Häuserfluchten
liegt unbemerkt ein grüner Platz,
ein Gräserwald mit vielen Buchten
für Salamander und den Spatz.
Der Schatten unter jeder Blüte
ist Schutz für kleine Käfer, Spinnen.
Ein Wohnort ganz besondrer Güte,
scheint auch die Sonne wie von Sinnen!
Du kleiner Juni bist verwegen,
jonglierst mit Hitze und dem Nassen,
denn nach der Glut schickst du den Regen,
bist sagenhaft und kannst nichts lassen.
Wie lange kannst du das ertragen?
Wie lang wird der Lavendel blühn?
In heißen Nächten kommen Fragen,
die zischend auf der Seele glühn.
Die Sonnenwende scheint dir weise,
ein Zwinkern reicht mit viel Gefühl,
du bist gemütlich und gern leise,
und alle Schatten werden kühl.
So liegst du in der Gräserwiege,
kaust Halme, schaust den Käfern zu,
dem Schwalbenflug und dem der Fliege,
und kommst in dieser Welt zur Ruh.
Das siebte Kind Juli
Die Sonne sinkt zum Horizont
glutheiß und dunkelrot,
ein wenig hätt sie noch gekonnt,
doch alles ist im Lot.
Der Mond wacht auf, und jeder Stern
erleuchtet hell die Welt
und legt sich kühl auf nah und fern,
er ist dein Himmelszelt!
Das Dunkel ist geheimnisvoll -
du bist das Julikind,
die Düsternis in „Dur und Moll“,
ein Leben schwarz und lind.
Dich streichelt nachts der kleine Fuchs,
und Augen leuchten hell
von deinem Freund, dem scheuen Luchs
im Sternenlichtpastell.
Wenn Fledermäuse lautlos ziehn,
ein Vogel einfach schwebt,
ist dein die Zeit und nicht geliehn:
Du bist es, der nun lebt!
Das achte Kind August
Sieh nach oben in den Himmel!
Durch die grauen Wolkentürme
gallopieren wilde Schimmel
ungestüm im Bann der Stürme,
um die Freiheit zu erlangen,
und das Duften grüner Wiesen
weckt die Sehnsucht, ihr Verlangen
nach der Milde leichter Brisen,
doch sie rennen über Meere,
ihre Hufe sprühen Funken,
Mähnen flattern ohne Schwere,
unbeschwert und selbstversunken,
überqueren Stoppelfelder,
und die grauen Wolken tragen
Pferde über grüne Wälder,
moosbedeckte Kissenlagen -
bis zu dir durchs Zimmerfenster,
einem kleinen Bub August,
sie verjagen dir Gespenster
und erwecken Lebenslust!
Du verwandelst ihre Kräfte,
abends, wenn du müde bist -
zähmst die unbekannten Mächte,
und mit Phantasie und List
werden daraus Spielzeugpferde,
laufen nun mit deiner Hand
an der Decke um die Erde,
deinem trauten Träumeland!
Das neunte Kind September
Der Sommer neigt sich seinem Ende,
noch hat die Sonne Charme,
und scheint auf deine Kinderhände
septemberhell und warm.
Gemütlich buddelst du im Garten,
die Erde riecht so gut,
du kannst den Abend kaum erwarten
bis sich die Sonnenflut
mit einem knalligroten Schleier,
auf Baum und Gräser legt,
und sanfte Kräusel auf dem Weiher
sind Schiffchen, die er trägt.
Solange sitzt du auf der Krume,
das neunte Kind bist du,
verzauberst dabei jede Blume
und schaust dem Dämmern zu.
Das zehnte Kind Oktober
Die Stadt ist laut, es quietschen Kräne
und Bagger schmirgeln Kopfsteinpflaster!
Weit oben singen wilde Schwäne,
hier knirschen sandbelandne Laster.
Du hörst, wie sich die Räder drehen,
von Autos, die am Asphalt reiben
und Menschen, wie sie einfach gehen:
Geräusche, die dein Sein beschreiben.
Ein Nägelklopfen in die Bretter -
Es ist die Symphonie vom Leben,
das Martinshorn ertönt: Ein Retter
im lautgewordenen Bestreben,
denn dein Zuhause ist die Stadt,
bei einem kleinen Ahornbaum,
du färbst dein Rot an jedes Blatt
und gibst der Stille einen Raum.
Das elfte Kind November
Die andren Zehn warn so gelungen!
Für dich blieb nur der Nieselmatsch,
der Elternliebe abgerungen;
vererbten sie dir Wasserquatsch.
Für dich wars dichter, weißer Nebel,
die Sonne war schon ausgebucht,
und alle guten Wetterhebel
verdrehten sich, es war verflucht.
Nun bist du Meister der Gefühle
und hörst zu gerne wie es klopft,
in triefendnasser Wolkenkühle
verspürst du, wie das Wasser tropft.
Am liebsten spielst du gern alleine,
mit Spinnenfäden in der Nacht,
genießt das Wühlen wilder Schweine
verdreckt und grade aufgewacht -
Und dabei knautschst du nasse Blätter
und menschliche Melancholie -
beschützt das graue, trübe Wetter
in deiner Matschphilharmonie.
Das letzte Kind Dezember
Wie konnten sie nach all den Kindern,
denn deine Eltern waren alt,
nur ihre starke Sehnsucht lindern -
sodann bekamen sie dich halt!
Du bist ein Mädchen nach 11 Jungen,
und wolltest auch ein Junge sein,
der zarte Schnee ist dir gelungen,
für dich gibt es den Mondenschein.
Dir liegen keine Pirouetten,
dein Temperament ist burschikos,
die Jungs gehören zu den Netten,
und toben einfach mal drauf los!
Die Finsternis bewirkt nur Lachen,
verschwindet, weil du sie beklaust -
du liebst es Kinder zu bewachen,
wenn du in ihre Fenster schaust.
Das Dunkle weitet die Gedanken,
Dezemberkinder wünschen Licht
vom Himmelsboten ohne Schranken,
und es erhellt dein Angesicht.
Du fängst ein Stern für alle Kleinen,
erst recht für Babys in der Not,
denn nie ein Kind soll jemals weinen,
du sendest Hoffnung und auch Brot.
So spielst du mit den Winterlaunen
und weißt, du bist das letzte Kind,
versetzt die Menschen in Erstaunen,
sodass sie still und friedlich sind.
Ich war hin - und - hergerissen, und wußte nicht in welche Rubrik ich die Gedichte einstellen sollte. Ich schwankte zwischen "Natur" und "Hier".
Diese Rubrik hat knapp gewonnen, weil ich ja die einzelnen Texte hier gepostet habe. Nun sind sie alle zusammen und man braucht nicht suchen, falls man mehr will....
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