15.08.2014, 11:03 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nordland V - VIII
5) Spätabends am Romsdalsfjord
Wolken, wollt ihr Bilder malen, weiß und rosa, himmelblau, wollt ihr mit Nuancen prahlen, bläulich, hell bis dunkelgrau? Habt ihr Farben und auch Formen, die ich niemals so gesehn, weidet ihr euch im Enormen: Düsterzart, bis wunderschön? Wolken, wollt ihr Bilder malen mit dem so verhaltnen Licht, das vom Grellen bis zum Fahlen sich in euren Falten bricht? Seid ihr Träume, Fabelwesen, näher hier denn irgendwo? Soll mein Geist an euch genesen, die ihr stumm und farbenfroh meinen Scheitel nur begleitet und das Nichts im All versteckt? Sehnsucht hat den Weg bereitet, den das Herz erst nun entdeckt. 6) Vor Buholmraso Weit vorm Festland müssen Schären hingeduckt den Wellen wehren, Prüfung, die wohl niemals ruht. Dort im Meere brausen Stürme, steigen hoch die Wolkentürme, hebt und senkt sich Wasserflut. Einsam schaukelt in den Wellen, so, als wollte es zerschellen, nur ein kleines Fischerboot. Tapfer kämpft es mit den Wogen, hat die Netze eingezogen, weil schon ein Gewitter droht. Möwen ziehen ihre Kreise und der Wind heult eine Weise, die so alt ist wie das Meer: Regen prasselt endlich nieder, peitscht im Takt der Wellen Lieder, tönt des Wassers Wiederkehr. 7) Gewitter am Meer Düster hat der Tag begonnen, Wind von Norden, kühl und stramm, Sonne, milchigweiß zerronnen, wärmt nur mählich. Starr und klamm sind die Glieder. Bleib im Hause! Siehst du nicht – ein Sturm beginnt, wo der letzte Hauch des Lichtes sich ein Netz aus Nebeln spinnt! Wolken ballen Drohgebärden. Doch des Sturmes Ungemach lässt es deutlich kühler werden. Hält der Anker? Sieh doch nach! Luken dicht, es kommen Brecher und sie rollen an den Kai! Die Laternen flackern schwächer. Blitze zucken in der Näh. Da, es donnert! Wotans Grollen - und die Schleusen öffnen sich: Mensch, du wolltest etwas wollen? Tausend Güsse über dich! Schweig! Für heute heißt es darben. Halte an dich, sei gescheit. Die Gewissheiten erstarben und zum Hoffen bleibt kaum Zeit. 8) Nach dem Sturme Schafe weiden auf den Hügeln, wo die Moltebeere reift. Schwalbe zieht auf schlanken Flügeln durch das Himmelsblau und pfeift. Schiffe schaukeln still im Hafen, auf der Mole sitzt ein Hund. Stürme sind des Nachts entschlafen: Traumverlorne Morgenstund! Ruhe ohne Hast und Eile, liegt im Lande, auf den Wassern. Schauen dauert eine Weile, formt die Menschen zu gelassnern Wesen, die den Bergen gleichen: Still, erhaben, ohne Groll. Sonne setzt ein klares Zeichen: Leuchtet, wie sie leuchten soll! PS: Ein herzliches Dankeschön an meinem Dichterkollegen Erich Kykal, der mit hilfreichen Vorschlägen den gesamten Zyklus "Nordland" redigiert und begleitet hat. Für Neugieige: http://www.gedichte-eiland.de/album.php?albumid=35
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (06.09.2014 um 11:32 Uhr) |
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