12.01.2015, 01:21 | #11 |
TENEBRAE
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Hi, Az!
Welcher Irrglaube treibt die Menschen doch anzunehmen, Religionen würden echte Antworten geben! Letztlich sind es Gemeinplätze im Namen der jeweiligen Gottheit, soziale Regeln, die die meisten auch ohne offizielles Kirchendiktat einhalten würden, einfach weil menschliches Miteinander eben nur so dauerhaft funktioniert. Die Kirchen haben sie aber für sich vereinnahmt, als könnte es ohne sie und ihren Kodex keine sündenfreie Welt geben (als ob es die je geben könnte!). Soziale Regeln ändern sich mitunter, aber die wirklich wichtigen sind überall dieselben, auch wenn manche durchglühte Fanatiker glauben, sie im Namen ihres Herrn ignorieren oder nur auf wahre Gläubige anwenden zu dürfen. Was soll nun der Außenstehende, frei Denkende tun? Ich schätze, was die meisten tun: Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, sich im Leben möglichst sicher und stressfrei einzurichten und möglichst alt dabei zu werden! Ich kann natürlich nur für mich sprechen, aber ich fand die ethischen Werte, nach denen ich lebe, stets in mir selbst, geprägt durch Elternhaus, Jugendliteratur, persönliche Erlebnisse usw. Das führt zu der Frage, warum das so war und nicht anders. Ich weiß es nicht. Vielleicht hätte nur eine einzige andere Entscheidung mein Leben ganz woanders hingeführt, und ich wäre heute irgendetwas anderes zwischen Mönch und verurteiltem Verbrecher (wobei man in Betracht ziehen sollte, dass dies durchaus auch schon mal ein und dasselbe sein könnte...). Letztlich wird es keine Rolle spielen. Alles vergeht - die Entropie der Materie nivelliert alles zur Bedeutungslosigkeit. Es spielt nur eine Rolle, solang wir unsere Rollen spielen - so lange wir leben und versuchen, dieses Leben "sinnvoll" zu gestalten. Nenne es Fatalismus oder Opportunismus. Ich "poltere" nur herum, wenn mir jemand persönlich ans Bein pinkelt - für den Rest der Welt fühle ich mich weder verantwortlich noch zu Verbesserungsbemühungen berufen. Ich halte nichts für "sinnhaft", schon gar nicht das Bedürfnis, seinem Leben "Bedeutung" geben zu müssen - das ist zumeist einem ungesunden Geltungsdrang geschuldet, mit dem man andere Mängel oder Versagen zu kompensieren versucht. Soweit es nicht mich persönlich oder meine wenigen Interessen betrifft, halte ich mich aus der Welt heraus - zu beiderseitigem Vorteil, wie ich glaube. Hier in einem kleinen, vergleichsweise beinah isolierten Forum ab und zu meine Ansichten kund zu tun, ist dabei eigentlich schon die höchste Form persönlicher Einmischung für mich. Ein schlechtes Gewissen habe ich mit dieser Einstellung zum Weltgeschehen übrigens nicht - und lasse mir von Gut- oder Tatmenschen auch keins einreden. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (12.07.2018 um 22:46 Uhr) |
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