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Alt 10.02.2016, 12:55   #1
Agneta
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Standard Karnevalswagen

(Emma ) Karnevalswagen


Ich bin Emma, eine biedere Hausfrau und ich liebe den Karneval. Die bunten Umzüge, die närrischen Wagen, die stolzen Pferde und Reiter. Jetzt sagt mein Mann, dass gegen einige Karnevalswagen wohl auf Verdacht wegen Volksverhetzung ermittelt wird.
„Karnevalswagen und Volksverhetzung, wie geht das denn,“ denke ich. „Haben die Wagen nicht immer schon politisch alle durch den Kakao gezogen und in bunten Bildern die Regierung veräppelt?“.
Während wir draußen die Stöcke und Äste zusammen sammeln, die der Sturm gestern abgebrochen hat, kommt der Nachbar, Lehrer, der dasselbe tut, jovial lächelnd an den Gartenzaun. „Morje,“ ruft er „Einige der Karnevalswagen hätte der Sturm besser auch mal zu Kleinholz zerlegt. Das ist ja ein Unding, einen Wagen als Panzer fahren zu lassen mit der Aufschrift Asylpaket 3 oder einen Balkanexpress mit der Aufschrift „ Die Plage kommt“.
„Wieso,“ sagt mein Mann „ Die Karnevalswagen haben immer die Regierung kritisiert und nie hat jemand die Staatsanwaltschaft geholt.“. „ Ja,“ sag ich kleinlaut, weil ich gar nicht weiß, was Volksverhetzung eigentlich ist : „Und den Wagen mit der Rakete, wo Sexualtäter draufsteht und hinten eine Frau die Lunte zündet. Den fand ich richtig gut, weil nach Köln und so... „. „ Da wird ja noch geprüft, ob es einen Verdacht auf Volksverhetzung gibt,“ schnorchelt der Lehrer und zeigt mit einem abgebrochenen Walnussast auf mich. „Der Paragraph der Volksverhetzung steht für Anti-Diskriminierung und für Volksfrieden!“.

„ Aber es ist doch Spaß,“ sage ich etwas kleinlaut, weil der Lehrer natürlich wusste, was Volksverhetzung ist. Mein Mann brummelt, am Boden gebückt: “ Ja, und Karnevalswagen bedeuten Meinungsfreiheit!“. Er richtet sich auf und tritt fest einen Ast klein.
„ Ja, möglicherweise in diesen Fällen aber eine Meinung, die zur Hetze aufruft und Minderheiten beschimpft. Der Wagen mit dem Balkanexpress, der Panzer - das ist doch rechts. Da kann man doch dran fühlen!“ trumpft der Nachbar auf.
„ Jo, fühlen wollten die Sexualtäter in Köln auch und de Polizei hat geschwiegen. Ist das auch Volksverhetzung?“ frage ich. „Nein,“ sagt der Lehrer,“ Schweigen nicht - nur, wenn man was sagt oder schreibt oder ins Bild setzt!“. Also schweige ich nun, denn der Nachbar wedelt jetzt theatralisch mit dem Ast, den er immer noch in der Hand hält.

Mein Mann jedoch wirft einen dickstämmigen Zweig in den hinteren Garten: „Den muss ich zersägen“, stemmt die Arme in die Hüften und blickt dem wedelnden Nachbarszweig geradewegs aufs Moos. „ Jetzt mal ehrlich“, seine Stimme wird bestimmter. „Zuerst hat man den „besorgten Bürger“ in die rechte Ecke gestellt, dann hat die Polizei zu den Vorfällen von Silvester falsche Angaben gemacht, die neueste Statistik von Anne Will zeigte, dass 80 Prozent der Bürger nicht mehr einverstanden sind mit der Flüchtlingspolitik Merkels und jetzt, jetzt, werden Karnevalswagen, die genau das und wahrscheinlich NUR das ausrücken wollen, wegen Volksverhetzung angezeigt?“. Der Nachbar streckt sich und ich werfe rasch ein:
„ Naja, das ist schon ein bisschen hart da mit dem Panzer und den Heuschrecken, aber über Geschmack lässt sich eben streiten. Das ist doch Kunst, Karnevalskunst eben. Die Wagen, die damals mit Schröder und seiner Agenda liefen, waren auch deftig.“.
Der Nachbar beugt sich über den Zaun, sein Stöckchen kommt bedrohlich nah: „ Sie finden diese Wagen also gut?“.
„ Nein, nein“, stottere ich.“ Aber die politischen Redner in der Bütt, die mein Mann immer so gerne gehört hat, waren ja diesmal sehr zach. Heißt das vielleicht, dass man in diesem Land nicht mehr seine Meinung sagen kann?“.
Mein Mann springt mir bei: „ Merkel hatte gar keine Legitimation, so zu handeln wie sie es tat, sie hat weder Europa noch das deutsche Parlament gefragt. Sie hätte nach Ungarn, was ja als Hilfsakt gut war, erst mal alles abklären müssen und dann Wege finden, wie man den Flüchtlingsstrom kanalisiert.“.
Der Nachbar wirkt beleidigt irgendwie: „Ach, so sehen Sie das, ja, dann weiß ich ja jetzt, wo Sie stehen.“. „Ja, ist das nicht so?“, insistiert mein Mann. „ Nein“, antwortet der Nachbar schroff.
„Jo, wo stehen mer denn? Im Garten“, ruft mein Mann dem Nachbarn hinterher, der sich abgewandt hat und auf seine Terrassentür zusteuert.
„ Moralapostel!“, murmelt mein Mann. Ich mache „Pscht! Pscht!“ - was weiß ich, ob der meinen Mann jetzt wegen Volksverhetzung anzeigt.
Ein bisschen komisch fand ich den Nachbarn ja schon immer. Mein Mann ist ja Maurer und da hat er ihn mal gefragt, ob er ihm im Bad neue Fliesen machen kann- schwarz! Da habe ich gedacht: „ Naja, grau könnte ich ja noch verstehen, aber wer lässt sich denn schwarze Fliesen im Bad verlegen?“.
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