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15.04.2018, 22:35 | #11 |
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Beiträge: 531
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Karl Marx
Hallo Chavali,
so lobenswert Falderwalds Versuch ist, der von mir gar nicht gewollten Diskussion das Emotionale zugunsten des Rationalen erforderliches Basiswissen zu vermitteln - dass Du gleich von einem Forschungsergebnis der Uni Bremen sprichst, schießt ziemlich am Ziel vorbei. So weit ich es überschaue, hat ein Herr Karl Mai (leider finde ich keine Forschungsstelle und keinen akademischen Titel) ein Manuskript geschrieben, das überschrieben ist mir "Zur Mangelwirtschaft der DDR - Versuch einer systemtheoretischen Nachbetrachtung". In diesem "Versuch" stehen viele statistische Daten - und ich gebe schamerrötend zu, dass Statistik zu meinen unbeliebtesten Studienfächern zählte. Statistiken (irgendein bedeutender Politiker hat dazu mal gesagt: "Ich glaube nur den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe") sind hilfreich - aber der unbefangene, selbst der wohlwollendste Blick auf die Verhältnisse in der DDR sprechen eine andere Sprache. Straßen, Häuser, Betriebe waren marode, Umweltschutz (frag mal die Menschen im Umkreis von Bitterfeld oder "Schwarze Pumpe") war ein Fremdwort, die Geschäfte waren fast leer und der meistgehörte Spruch der Verkäufer/innen war: "Hamwer nich" (Haben wir nicht). Wenn es mal was gab, bildeten sich riesige Schlangen (eine habe ich mal in Dresden gezählt: 600 Menschen standen in der spöttisch so genannten "Sozialistischen Wartegemeinschaft"). Einer meiner Einkaufsversuche (wir hatte eine Gartenparty geplant) in einem Fleischerladen im Zentrum Jenas - ich hatte meinen Wunsch nach 10 Nackenkoteletts geäußert - führte bei der Hälfte der Wartenden zu einem Lachanfall, bei der anderen Hälfte zu sehr bösen Blicken. In Weimar, Jena oder Dresden einen Zollstock zu kaufen - unmöglich. Die vier Quadratmeter Fliesen, die mein Onkel benötigte, habe ich ihm nach erfolgloser Suche aus dem "Westen" mitgebracht. Meiner Großtante (deren Arbeitszeit vor der Gründung der DDR nicht in die Rentenberechnung einging) bezog eine Rente von sagenhaften 150 Mark der DDR. Einer Familie standen pro Jahr 10 Zentner (Braunkohle-) Briketts zu. Zum Vergleich: Ich als Berglehrling und späterem Knappen bekam im Jahr 100 Zentner Steinkohle, mein Vater und mein Bruder ebenfalls (und wir haben mindestens die Hälfte davon an Bauern aus der näheren Umgebung verscheuert). Der Alkoholverbrauch wurde seit Mitte der siebziger Jahre statistisch zwar erfasst, aber nicht mehr veröffentlicht. Die Lieferung von Straßenbeleuchtung (große "Peitschenlaternen") für die Zufahrtsstraße von der Autobahn nach Jena wurde zugunsten der Landesver-teidigung gesperrt und die "gesunde DDR" musste sich mit dem erklärten "Klassenfeind" (ich glaube Anfang der achtziger Jahre) zusammen setzen, um zwei Milliardenkredite unter Dach und Fach zu bringen. (Sagt Dir der Name Schalck-Golodkowski etwas oder gar Franz-Josef Strauß?). Um an Devisen zu kommen, war dem Unterhändler nichts zu schade. Ich könnte dem Herrn Karl Mai sein Manuskript auf der Rückseite mit hunderten Beispielen beweisen, dass er dummes Zeug redet. Aber er nennt sein Elaborat ja auch nur einen "Versuch". Beste Grüße, Felix Geändert von Felix (15.04.2018 um 23:19 Uhr) |
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