16.04.2018, 12:29
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ADäquat
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Der Schuss(Kurzkrimi)
Der Schuss
Es war nicht abzusehen, dass er von dem Schuss aus dem Revolver sterben würde,
er hatte alle Patronen entfernt.
Seiner Frau wollte er Angst einjagen, dass er sich umbringen würde.
Grinsend hielt er sich die Waffe an die Schläfe.
Seine Frau wimmerte vor Angst. Ihr Mann war erst vor einer halben Stunde nach Hause gekommen,
sehr betrunken und in aggressiver Stimmung.
Aus dem Nebenzimmer kamen, durch den Lärm aufgeschreckt, die beiden halbwüchsigen Kinder,
die an diesem Sonntagabend mit ihren Tablets gespielt hatten.
Auch sie starrten mit angsterfüllten Augen auf ihren Vater. Er sprach von Hass und Verlassen und
beschimpfte seine Frau und die Kinder,
ein Mädchen von dreizehn Jahren und ein elfjähriger Junge.
Er drückte ab. Nichts passierte. Vor Entsetzten schrie die ganze Familie auf.
Langsam schien er sich dann aber wieder zu beruhigen. Er sank aufs Sofa und ließ den Revolver fallen.
Die Frau atmete auf und näherte sich langsam der Waffe, noch in Angst, der Mann könnte wieder aufwachen.
Was geschehen war, wollte die Tochter wissen. Die Mutter, noch aufgewühlt, vertöstete sie auf später:
Wir reden gleich über alles.
Zwei Stunden später stand der Mann im Schlafzimmer am Bett seiner Frau, die Waffe in seiner rechten Hand
an die Schläfe gedrückt.
Doch die Frau blieb ganz ruhig. Schließlich war der Revolver nicht geladen.
Und auch der Mann schien es noch zu wissen, denn sein Lächeln war teuflisch, angsteinflößend.
Er hatte ja nicht vor, sich wirklich umzubringen, schrie aber seine Frau an, dass er es jetzt tun würde.
Und als er wieder abzog im Glauben, es sei kein Geschoss im Lauf, hatte er wohl nicht mit jemandem gerechnet,
der in der Zeit seines Schlafes die Waffe geladen hatte.
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© auf alle meine Texte Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz
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