08.06.2018, 17:56 | #1 |
Melody of Time
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Verfolgungswahn
Niemand nahm Notiz von der fliehenden Frau, die sommerlich leicht bekleidet, in der aufkommenden Dunkelheit, den Fußweg entlang rannte, sich dabei immer wieder mit angstgeweiteten Augen umschaute.
Nichts, sie schien entkommen zu sein. Heftig atmend drückte sie sich hinter einer Reihe Tonnen an die Wand. Dort kauerte sie unbeweglich, geräuschlos, und wie ihr vorkam, Ewigkeiten. Ihr Herz schlug heftig und der Puls dröhnte unangenehm in ihren Ohren. Dinge geschahen, so lang schon, unerklärlich, seltsam, nachteilig. Malheure brachten Ärger. Der Fokus der Mitmenschen schnürte ihr den Hals, nahm ihr den Atem. Verunsicherung bauschte sich auf. Beteuerungen verrauchten in fadenscheinigem Lächeln. Weitere Leute kamen und brachten offene Feindseligkeit, Hass, Verleumdung, echte Gefahren. Beobachtet und belauscht? Von Schleimern und Heuchlern denunziert und gerufmordet. Vereinsamung, Spießrutenlauf, Hetze gefolgt von Zusammenbruch. Angst. Zeugenlos, beweislos, verlacht, verachtet im Verfolgungswahn startete sie endlich eine Offensive. Schließlich wagte sie aufzublicken, sie konnte nicht die ganze Nacht hinter den Tonnen verbringen, und sah direkt in die hasserfüllten Augen eines Chefs. Er schrie sie an, schrie mit überschlagender Stimme: "Ich werde dich vernichten!" Sie war ihm schon mal begegnet, früher, in ihrer Jugend, da hatte sie sich nicht erpressen lassen von ihm - zu einer gemeinsamen Nacht. |
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