10.06.2018, 01:19 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Französische Ballade
Diese äußerst reimstrenge Gedichtform, die dem Französischen Gedichtklerus entspringt zeigt wohl ein mahnhaftes Denkmal, das der Einmaligkeit seines Status entspricht.
Nie vor und nach ihm hat sich ein deutscher Dichter an dieser Reimform versucht. Sie zählen zum Höhepunkt seines lyrischen Schaffens in exquisiter Exzellenz. Ohne formale Schwierigkeiten bereitet Junker Kalckreuth nach der strengen Vorgabe den Reimen entsprechend, ohne den Inhalt samt seiner klar verständlichen Aussage zu vernachlässigen, die Verse ihrer Architektur der Statik gebührend ein feierliches Gebälk aus Satz und Nebensatz verschlungen hin zum Dachfirst des Refrains, der über die Strophen den Tross der Vokabeln in einen festen Sang schließt. Ein leiser Ton hat ewig Bestand, wenn alle Freuden verwehten. Ihn hält nicht Dunkel noch Gram gebannt, nicht Hoffnung noch falsche Propheten. Das Vergessen, das wir erbeten, hat seinen Schimmer zerstreut. Doch, was wir im Schmerz auch täten, er regt sich flüstend bis heut. Dein Herz ist ein dämmerndes Gartenland, geschmückt mit blühenden Beeten, und keine von allen Blumen entschwand, die in hellen Stunden wir säten. Die blinkenden Sicheln mähten den Flor nichtn der uns erfreut. Im Gefilde, das nie betreten, regt er sich flüsternd bis heut. Noch lebt erlöschend am fernen Strand der kühne Klang der Trompeten. Noch lebt die Glut, von der wir entbrannt, und die Sinne, die Liebe flehten, wie wenn im Traum wir erspähten ein Land, das den Morgen scheut. Ein Bild auf alten Tapeten... es regt sich flüsternd noch heut. Die Stimme ists, die wir schmähten, die das Leben allein uns beut. O Glück und Weh der Poeten - sie regt sich flüstend noch heut. Dies und die sechs folgenden Gedichte sind in altfranzösischer Balladenform geschrieben. Der Kreislauf der erblichnen Stunden drückt dich mit schwerer Müdigkeit; mit Ketten ist dein Fuß gebunden, die dich umschließen allezeit, bis sie mit leiser Traurigkeit die Stärke deines Selbst vernichten: Die Hand sinkt lahm, der Blick wird weit; denn sehend werden heißt verzichten. Der Ton, den andere gefunden, dem deine Seele Leben leiht, blüht in der Öder deiner Wunden mit seltsam fahler Farbigkeit. Er gibt dir flüsternd das Geleit, wohin sich deine Schritte richten. Du fühlst nur fremdes Glück und Leid; den sehend werden heißt verzichten. Du denkst der Zeiten, die entschwunden, verlorner Tage Herrlichkeit. Doch fehlt die Kraft dir zu gesunden, es flammt kein Strahl, der dich befreit. Die Liebe, der du einst geweiht, dünkt dir ein lästiges Verpflichten - ein Schauspiel voller Seltsamkeit - denn sehend werden heißt verzichten. Ihr Glücklichen, sei euch geweiht mein traurig Sinnen und mein Dichten... lebt fort in blinder Seligkeit - denn sehend werden heißt verzichten. Der Abendhorizont vergangner Stunden, Der zitternd mein ermüdet Auge bannt, Rankt seine weißen Blüten, zartgewunden, Aufhellend, um das traumbetaute Land. Und liliengleich sprießt alles, was entschwand, Als ob ein fremder Hauch es aufwärts triebe - Und zitternd flimmern durch die Nebelwand Der Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. Wie Weihrauchduft, durch fern Gewölb empfunden, Hat sich ein Schleier über ihn gespannt, Daß fast dem weiten Äther er entschwunden, In dem er leise knisternd aufgebrannt. Es ist, als ob auf lieblichem Gewand Gestreifter Blumen Goldstaub haften bliebe. So hingeweht perlt er am Himmelsrand, Der Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. Ein Dunkel ohne Morgen deckt die Wunden, Die ich betastet mit entweihter Hand. Und deren Schmerz so köstlich ich erfunden, So oft die Sonne scheiden sich gewandt. Doch wie ein silbern, windentwehtes Band Hält mich der Strahl, ob alles auch zerstiebe, Und zaubert über Flut und weißen Strand Den Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. Du, Liebste, hast allein mein Herz gekannt. Und wann der Zukunft Machtwort es zerriebe, Stets strahlt mir, ein entwichner Diamant - Der Stern der Sehnsucht und der blassen Liebe. (Erster Versuch zu vorstehendem Gedicht.) Der Abendhorizont vergangner Tage, der zitternd mein ermüdet Auge kränzt, rankt seine weiße Blüten zartbeglänzt, wie Weihruchduft um löschende Gelage. In einem Spiegel schau ich krank und matt die blassen Qualen, die mein Herz zerstücken. Die Schattenhände, welche Blatt für Blatt die Blüten meiner lichten Kraft zerpflücken. Kannst du den tiefen Abgrund überbrücken, der mich vom Leben trennt, das mir entwich? Kannst du mein Elend täuschen und berücken? O Schönste! Rette vor mir selber mich! Des toten Daseins bin ich übersatt - soll ich mich der Gewohnheit ewig bücken? Was wird mich aus der rauchumwobnen Stadt, was aus der greifbar harten Welt entrücken? Nichts als des Lebens nachtentschwundne Lücken, die schlummerschwarzen Nächte liebe ich. Kannst durch die Sinne du das Herz beglücken? O Schönste! Rette vor mir selber mich! Umstricke mich mit allen deinen Tücken, Du, der an Anmut noch kein Mädchen glich! Wie Efeuranken Mauertrümmer schmücken, O Schönste! Rette vor mir selber mich! [Fragment] Der Tag verglimmt, nun zieht die greise Nacht um Welt und Auge ihre dunklen Hänge; die Laute, die zum Wahnsinn uns gebracht, verbleichen sanft wie abgestorbne Klänge, als ob sich flüchtend ein Gespenst entschwänge, das quälend uns zerfressen Mark und Bein, verstummt der Stimmen ungezählte Menge... laßt mich bewußtlos wie ein Toter sein! Verlöscht der Lampen gelbe Pracht! Mir ist, als ob mein wundes Herz zersprenge - nichts mehr gefühlt, gefürchtet und gedacht, versunken in der traumlos finstren Enge; O wenn dem tiefen Schlummer es gelänge, auf ewig mir Vergessenheit zu leihn, in stillen Zeiten nie ermeßner Länge. - Laßt mich bewußtlos wie ein Toter sein! Nun sänftigt sich der Atem, wie wenn sacht ein kühles Schweigen ganz die Brust durchdränge. Die gift'ge Öde schläft, die stets gewacht, daß sie mit glühndem Auge mich versenge. Denn eine Wüste ist der Welt Gedränge, ein brennendes Gefild, ein Meer von Stein! Was hülfe es, wenn ich um Rettung ränge? Laßt mich bewußtlos wie ein Toter sein! O Nacht, den schmerzenvollsten meiner Sänge will bang ich deiner dunklen Süße weihn - verhülle tief des Lebens irre Gänge... laß mich bewußtlos wie ein Toter sein! Dem Meer gleich, das am Strand verschäumt im bleichen Wechselspiel der Wellen, ist unser Leben rasch verträumt, entströmt in allzu reichen Quellen. Von allen, die sich uns gesellen beim Glanz der Täuschung, bleibt uns kaum im Untersinken und Zerschellen Erinnerung an einen Traum. Was du getan hast und versäumt, verfließt im Strom, dem flüchtig schnellen, Ob du dich kämpfend aufgebäumt, ob du zu schwach warst, dich zu stellen... das Leben ist der Segel Schwellen fern von dem warmen Ufersaum - ein huschend Glitzern der Libellen - Erinnerung an einen Traum. Dem Pferd, das die Gewohnheit zäumt, gleichst du, den Tag und Jahre fällen. Dann wirst du aus dem Weg geräumt, daß andere dein Feld bestellen. Wohl mag es dir das Herz vergällen - dein Wort war leer, dein Werk war Schaum... doch wird dir leise Freude quellen - Erinnerung an einen Raum Von Lebenshöhn, aus stillen Zellen - es werden einst im Zeitenraum die Taten, die die Welt erhellen, Erinnerung an einen Traum. Wohl, Liebste, leuchtet in dem Reigen Der Zeiten manch entschwundnes Jahr. Ich freute mich an schwanken Zweigen Und an der Sterne lichter Schar, Daß uns bei Trennung und Gefahr Die Seelen kühner nur erglühten - Und nun gleicht alles, was da war, Dem schwachen Duft verwelkter Blüten. Denn unser Sein ist zart und eigen Und unsre Seele wandelbar: Versunken bald in totem Schweigen, Bald tönend sonnenhell und klar. Ach, niemals wird uns offenbar, Warum wir kämpften und uns mühten - War es der Glanz in deinem Haar? Der schwache Duft verwelkter Blüten? Den Thron der Freude zu ersteigen, Erschien uns süß und wunderbar. Nun, da sich bleich die Sonnen neigen, Bring ich des Trankes Neig' dir dar . . . Und es erlischt der Festaltar. Und es erstirbt der Stürme Wüten. - Nur eins bleibt in der Öde wahr: Der schwache Duft verwelkter Blüten. Nie, Kind, soll solch ein seltsam Paar Vergangner Lust Gedächtnis hüten . . . Der Menschen Glück ist immerdar Wie schwacher Duft verwelkter Blüten.
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Das Leben ist eines der schwierigsten. |
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