22.04.2009, 10:51 | #1 |
gesperrte Senorissima
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O Lenz!
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O Lenz, Du blickvoll wild betörter Freund des nahen Lichts, Du warmes, frohes, unschuldvolles Tier! Dir ist die nahe Sonne süßer Traum. Bekränz was kommt: längst zerstörter Grund, das fahle Nichts, ferne, längst verschlossne Lebenstür, weiter, kalter unheilschwangrer Raum. Deine lockren Frühlingsgaben frißt der Tod - sein Bruder kam nach Tschernobyl - frißt sich fett und grün an Sein und Haben, schweigt und droht, ruht in Märzens Cäsiumpfühl, dreht sich wild und kühn in Primula, in Knöterich und in Jasmin. Ach Mai, er frißt sich ein in Deine Wangen, der böse schwärne Feind. Da, wo einst Deine Lieder klangen - herbei, herbei! - weint Flieders Amme. Am Buchenstamme greint - vorbei, vorbei! - Erdenmutter voll Verzagen. Ach, Du! Tod frißt Dir Deine Tannenspitzen, er trinkt der jungen Birken Blut, er schmückt sein schwarzes Fell mit Veilchenglanz. Wozu soll Dir Dein Lächeln nützen, wenn glühender Verwesung Brut sich wälzt, sich windet hin zum Todestanz? Du bist allein, o Lenz, wir alle lassen das Gerippe Dir nur stehn. Wie sind wir Deinem Sterben noch so fern! Es soll so sein: Begrenz Du Arm in Arm mit Tod das Weitergehn. Doch laß uns im Verderben Deinen toten Stern . 1987 (nach Tchernobyl) Geändert von Leier (27.04.2009 um 13:12 Uhr) |
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