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Alt 14.07.2009, 09:57   #1
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard Ansichten eines Hauskaters

Gestatten , mein Name ist Samuel.
Ich bin Hauskater in der Kastanienbaumallee Nummer 8 - so sagen jedenfalls die Menschen, wenn sie über ihre Wohnhöhle sprechen. Uns Katzen fragt man ja selten um die Meinung (obwohl wir durchaus etwas zu sagen hätten!),
und wenn man uns fragt, so geschieht dies meist nur rein rhetorisch und in reichlich infantilem Ton: "Burli-Burli-Burli, magst ein Fressi -Fressi haben?
Willst ein Knabberstangeli? Oder ein Milchi-Milchi? Ach du süßes Knuddeli-Muddeli, du ....!"
Ganz gescheit können diese Menschen also nicht sein.
Daher ist es vielleicht kein Wunder, dass der Gedankenreichtum unserer Lebensphilosophie nicht schon längst Eingang in die Weltgeschichte gefunden hat!
Was versteht denn auch so ein Mensch von den wahren Problemen des Lebens? Menschen sind überhaupt eine eigenartige Spezies, aber für uns Katzen im Allgemeinen gut zu bewirtschaften. Es lässt sich also leben mit ihnen - wenn man ihrer seltsamen Angewohnheiten berücksichtigt und sie rechtzeitig, den eigenen Vorstellungen gemäß, erzieht.

Da kann ein jeder von uns Herrscher werden in seinem eigenen Universum, wobei eine gewisse Heimlichkeit durchaus angebracht erscheint, denn Menschen sind von Natur aus eitel: Sie glauben , ES erfunden zu haben
( was auch immer !). Wer ihnen diese Illusion lässt, kann nahezu ALLES von ihnen haben, wirklich ALLES!
Ja, natürlich mag ich meine Gutti-Guttis - na wer denn bitte nicht?
Soche Wohltat herbeizuschnurren ist mir doch ein Leichtes, ein wenig rätselhaft dreinschauen, ein verführerisches Sich-Anschmiegen um das linke oder rechte Bein....
Da fällt mir ein, dass ich heute noch nicht nachgesehen habe, ob schon Frühstück im Napf ist! Also , bis später , ihr Anfänger, ich muss mich jetzt erst mal um meine stramme Linie kümmern...

Nachher
Nett von euch, wieder mal bei mir vorbeizuschauen. Hatte vorübergehend wirklich wenig Zeit - Ihr wisst ja: viel verdauen macht auch Stress! Musste mal eben meinen Schönheitsschlaf halten und mich ausgiebig der Fellpflege widmen! Mein Getigertes will halt in Schuss gehalten werden! War übrigens gar nicht so leicht , diesmal auch ein einigermaßen ruhiges Plätzchen zu ergattern. Frauchen hatte wieder mal Putzfimmel! Oh , wie ich das hasse, diese Lappen und Kübel mit - BRRRR - heißem Seifenwasser drin! Wenn sie mich damit bloß nicht anspritzen! Und wie das schon riecht! Auf den Schwanz muss man auch achtgeben. Wenn sie putzen, passen sie überhaupt nicht auf, wo sie hintreten. Menschen! Rücksichtslose Spezies!
Musste glatt zur Notlösung greifen: Ab durch die Katzenklappe und rein in den Obstgarten. Hinten, neben der Brombeerhecke lassen sie das Gras etwas höher stehen - angeblich Schmetterlingswiese - egal, es ist schattig und kühl dort, außerdem hat man von da einen guten Überblick über den restlichen Garten. Wegen der Böschung. Kann von da sofort sehen, ob Simba, der schwarze Nachbarskater wieder seine vorwitzige Nase zu uns reinsteckt.
Einmal die Woche braucht der seine Abreibung - ich sags euch, dann ist hier wirklich Betrieb!
Da muss ich mir schon die Muskelkraft ansparen dafür. Also : keine übertriebenen Bewegungen , schon gar nicht in der Sommerhitze! Höchstens noch ein bis zwei Schmetterlinge abpassen...... Hey, Flattermann, komm doch mal ein bisschen weiter runter, bist ja echt ein ganz süßer, du....

Abends
War wieder ein tollerTag heute , bin rundum mit mir selbst zufrieden , obwohl sie sich das Getue wegen der Schmetterlinge ruhig hätten sparen können. Waren ohnehin nur zwei ganz kleine! Letzte Woche hättet ihr mich sehen müssen , als mir das Tagpfauenauge in die Pfoten fiel! Hach , diese Viecher lassen sich ja so herrlich zerfleddern! Und wie sie flattern können! Richtig aufreizend. Konnte mich kaum zurückhalten, das schreit ja direkt nach Verfolgung...!
Dumm nur, dass an diesen Flatterichen viel zu wenig Fleisch dran ist - aber man bekommt Appetit, zweifelsohne. Jagen macht eben Spaß. Habe daher das Schälchen leergefressen, dass ich frühmorgens stehen ließ - Frauchen lobte mich sehr ( hat die eine Ahnung), da gibts jetzt bestimmt wieder zwei extra Leckerlis beim Fernsehen.

Fernsehen ist auch so eine Sache. Die scheint für Menschen genauso interessant zu sein, wie für unsereinen die Schmetterlingsjagd. Mein Menschenrudel hat dafür ganz eigene Rituale und Gewohnheiten entwickelt.
Einmal vorweg: Alle Menschen tun es. Es gibt dafür keine bestimmte Tageszeit , denn grundsätzlich scheint es immer möglich zu sein, allerdings nicht überall. Der Grund dafür ist ein bestimmter kleiner Kasten, der irgendwo in der Wohnhöhle untergebracht sein muss. Manche Menschen haben auch mehrere davon, in jedem Zimmer einen.
Dieser Kasten fasziniert sie. Aber nur manchmal. Wenn er nämlich mit ihnen spricht, dann starren sie ihn auch an.
Er scheint viel Macht über sie zu haben, denn häufig müssen sie längere Zeit vor ihm ausharren, sodass sie sich Lebensmittel in ihre Fressnäpfe füllen und in seiner unmittelbaren Nähe aufstellen. Zum Glück ist aber noch nie ein Mensch beim Fernsehen verhungert oder verdurstet!
Mein Menschenrudel besteht aus vier Tieren, zwei weiblich, zwei männlich, und beim Fernsehen habe ich alle gut unter Kontrolle, es sei denn, der Nachwuchs zieht sich in die eigenen Kleinreviere zurück, weil sie sich über irgendetwas nicht einigen können, das sie "Fernsehprogramm" nennen. Mir wäre das ziemlich egal - es sieht doch sowieso alles gleich aus. Menschen erkennen da aber Unterschiede. Wenn ihnen das nicht gefällt, was der kleine Kasten erzählt, nehmen sie ein Schächtelchen in die Pfote, auf dem sich viel Knöpfe befinden. Dort drücken sie dann herum - hab noch nicht ganz kapiert, warum sie das machen, doch es scheint sie zu beruhigen. Jedenfalls legen sie sich nach einiger Zeit zufrieden und entspannt nieder und beobachten das Geflimmere.
Dann ist es auch Zeit für mich, es mir gemütlich zu machen. Denn meist halten sie dann für ein Weilchen still.
Oh, wie ich es liebe, mich auf Herrchens Bauch auszustrecken oder mich zwischen Frauchens Beinen zusammmenzurollen! Die weiche Bank gehört sowieso mir. Reine Gefälligkeit von mir, dass die Menschen auch dort sitzen dürfen!
Wenn man solcherart tolerant mit ihnen ist und sie gewähren lässt, dann machen sie etwas mit ihren Vorderpfoten, das man "kraulen" nennt - und das , Freunde, kann ich nur jedem empfehlen, der ein dickes Fell und hin und wieder Flöhe darin hat! Und auch ohne Flöhe ist es höchst entspannend und unterhaltsam! Ich weiß zwar nicht genau, zu welchem Zweck sich die Menschen das "Fernsehen" erfunden haben , aber für uns Katzen ist es , fellpflegemäßig betrachtet, einfach optimal. Vorausgesetzt , dass sie den Kasten entsprechend leise stellen. Daher liege ich lieber bei den Alten und sehe fern, die jungen Menschen sind nämlich noch schwerhörig - und müssen ihre Fernsehkästen immer sehr laut schalten.... und jetzt lasst mich bitte eine Runde schlafen, der Tag war anstrengend.......

Wird fortgesetzt!
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (20.07.2009 um 14:54 Uhr)
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