25.10.2009, 00:10 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Rouge et noir
Sie ließ ihr Kleid fallen, noch ehe sie das Schlafzimmer betrat. Es war dunkel, nur durch das Fenster fiel Licht von der Straße her quer über das Bett. Im Raum war es kühl. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken. Ihre Brustwarzen spitzten sich zu, teils aus Kältegefühl, teils aus wachsender Erregung.
Würde er es bemerken? Es war ja nur ganz klein, die Stelle nicht sofort einsehbar und wenn er, wie schon manchmal, nicht lange warten konnte, würde er es wohl erst hinterher entdecken. Vielleicht bemerkte er es auch gar nicht, hin und wieder verausgabte er sich so, dass er danach sofort einschlief, während sie, immer noch seine Nähe suchend, sich an ihn drängte, um den Geruch seiner Haut in sich aufzunehmen, jenen herben Atem der Liebe, der in ihr immer noch ein wildes, heiß loderndes Triumphgefühl entfachte... Rouge et noir. Sie kroch unter die Decke und wartete. Draußen vor dem Fenster schüttelte der Herbstwind die letzten Blätter von den Bäumen. Wo blieb er nur so lange? Ihr Herz klopfte mit einem Mal einige Schläge schneller als sonst. Das passierte ihr in letzter Zeit öfter, was sie jedes Mal zutiefst beunruhigte. Lag wohl am Stress oder an ihrer Nervosität. Nicht jetzt, dachte sie. Nicht heute abend! Jammern kannst du später auch noch. Rouge et noir. Dieses Spiel sollte ihr Spiel sein - und wohin die Kugel letztlich fallen würde, das entschieden die nächsten Stunden. Leise und auf Zehenspitzen trippelte sie über den Schlafzimmerteppich und tastete sich in den dunklen Flur hinaus. Aus dem Wohnzimmer kam bläuliches Licht. Lautlos huschte sie über die Fliesen. Der Fernseher war noch an. Sportnachrichten wollte er noch hören, hatte er zu ihr gesagt. Sie solle schon vorgehen, er käme gleich nach. Mit einem Mal drang ein Flüstern an ihre Ohren . Hörte sie ihn tatsächlich reden? Mit wem, bitte, um diese Zeit? Mit einem Mal brannte die kleine Wunde sehr heftig, machte sich im Stehen unangenehm bemerkbar. Sie stand im Türrahmen und beobachtete ihn. Er sprach leise in sein Handy. Der Augenblick schien endlos zu dauern. Plötzlich aber drehte er sich zu ihr um, so, als hätte er ihren Schatten wie ein Spiegelbild vor sich gesehen... Er war über ihren Anblick gleichermaßén erschrocken wie erstaunt. "Mir ist kalt," sagte sie, kaum hörbar - und das stimmte , in jeder Weise. Wie zwei mahnend erhobene Zeigefinger richteten sich die Spitzen ihrer Brüste gegen ihn. "Ich muss Schluss machen," sagte er rasch ins Telefon und beendete das Gespräch, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. Er warf das Handy aufs Sofa und folgte ihr ins Schlafzimmer. Sein Atem klang unruhig. Rouge et noir. Es war immer noch ihr Spiel.
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (25.10.2009 um 20:05 Uhr) |
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