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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

 
 
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Alt 17.06.2010, 20:25   #1
Sedinus
Verstorbener Eiland-Dichter
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Im Norden
Beiträge: 29
Standard Sommernacht

Sommernacht


Wie lieblich die Nacht war!
Frieden lag über Wäldern und Wiesen,
die Straßen verlassen,
kein Lüftchen regte die Blätter im Hag.
Dem Lauscher im Lande
wurde die große Stille vernehmlich
nur durch das Murmeln des Baches
im grünen Bette der Au.
Mit Daunen dunklen Gewölks
deckte der Himmel die Erde,
zu wahren die Wärme des Tages
vor der neidischen Kälte des Alls.
Die schwere Süße duftender Blüten
hing in der Luft,
gleichsam betäubend den Atem der Zeit –
Die Welt lag im Traum. –
Da teilte die Wolken behutsam
die lächelnde Göttin Selene,
ihr Glanz brach hervor,
und auf silbernen Strahlen glitt sie zur Erde.
Behende durchstreifte sie eilenden Flugs
die weiten Gefilde,
kaum daß der flüchtige Fuß
den Tau im Grase berührte.
Und dennoch erweckte ihr schimmernder Glanz
manch schlummerndes Leben,
das sich bisher noch befangen
im Schutze des Dunkels verbarg.
Es zirpte die Grille,
die Nachtigal hob verschlafen ihr Köpfchen,
verhalten begann sie ihr Lied,
zu preisen die Schönheit der Nacht.
Und allüberall
regt sich auf einmal heimliches Treiben,
es raschelt in Hain und Gehölz,
und es wispert in Hecke und Busch.
Allen Gefahren zum Trotz
wagt sich das Mäuslein hervor,
denn die Beere funkelt im Licht
und duftet so lieblich und lockt.
Der alte Hase streckt seine Läufe
und richtet die Löffel,
deucht es ihm doch, als hoppelt die Häsin,
die junge, vorbei.
Der Mutter vertrauend
verläßt auch das Kitz den schützenden Waldrand
und bestaunt mit großen Augen
die Wunder der nächtlichen Welt.
Jetzt beginnen die Frösche sogar
ein gewaltiges Loblied zu üben,
und baden im Perlmutterregen,
wo der Bach am Steine sich bricht.
Der Igel selbst, der rauhe Geselle,
schnauft heut’ behaglich,
er, der sonst nur geschäftig
der Suche nach Nahrung obliegt.
Verborgen den Sinnen des Schläfers,
der dem Tage nur huldigt,
treiben ihr munteres Wesen
nun die Geschöpfe der Nacht
Sie alle belebte der Kuß
der zärtlichen Göttin Selene,
und keines ersehnte die Stunde,
da Eos den Zauber zerstört.
Nur Reinke, der Räuber,
schnürte vom Anstand verdrossen zur Seite,
war doch das Mäuslein, das zarte,
ihm eben beizeiten entkommen.

Sedinus
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