Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Verschiedenes > Eiland Leben > Eiland-Schule und Eiland-Bibliothek > Eiland-Bibliothek > Eiland - Bibliothek

 
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 01.01.2012, 10:59   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard Ode auf eine griechische Urne

Ode auf eine griechische Urne

Unberührte Braut aus ruhevollen Zeiten,
Kind genährt in milden Breiten,
wie natürlich deine Fabel klingt,
die ein Märchen aus vergangnen Zeiten,
reich an Göttern, Menschen oder beiden,
unsern Sinnen sanft entgegenbringt!
Deine Form umjagt ein wildes Treiben:
Welche Jungfraun fliehen nach dem Hag?
Welche Götter? Menschen? Welches Sträuben?
Pfeifenklang und Trommelschlag.

Melodien, die dem Ohre klingen,
klingen süß, doch süßer singen
stumme Harmonien unserm Geist.
Nie verklingt der stumme Jugendreigen,
unter Bäumen grün mit frischen Zweigen,
nie verwelkt ihr und seid nie vergreist.
Schöner Jüngling, niemals wirst du küssen,
musst so nah dem Ziel der Wünsche stehn;
doch auf ewig bleibt sie nah zum Küssen,
ewig liebreich, ewig schön.

O ihr Bäume, eure grünen Zweige,
kennen nicht des Frühlings Neige,
ahnen nichts von Herbst und Dunkelheit.
Auch euch Musikanten will ich preisen,
spielt ihr doch mit immer neuen Weisen
freudig den Geliebten zum Geleit.
Schöne Liebe! Überglücklich bindet
dich der ewig ungenossne Kuss.
Ach, uns erdgebundnen Menschen schwindet
Leidenschaft schon im Genuss.

Wer erscheint, das Opfer zu bereiten?
Mysteriöse Priester schreiten
mit geschmückter Färse zum Altar.
Hoch zum Himmel tönt des Tieres Brüllen,
über eine kleine Stadt am stillen
See, behütet durch ein Türmepaar.
Und so menschenleer sind alle Straßen,
gläubig wallte jeder zum Gebet;
und warum die Stätte ganz verlassen,
keine Seele je verrät.

Schöne Anmut! Form vergangner Zeiten,
herrliche Unendlichkeiten
lockst du sacht hervor in Herz und Geist,
lässt durch deine Hirtenspiele sehen,
jedes Menschenalter neu verstehen,
was empor aus Sinnendrangsal weist,
lehrst, o Menschheitsfreund, dein stillen Wissen:
'Schönes wird zur Wahrheit, Wahres schön. -
Das ist alles, was wir wissen müssen,
alles, was wir je verstehn!'



Dieses ist eine Übertragung des Gedichtes Ode on a Grecian Urn von John Keats. Ich habe bewusst eine (meines Wissens) von Friedrich Schiller entwickelte Form gewählt, weil ich diese für den Inhalt passend finde. Das Gedicht fasziniert mich, weil Keats anhand der Betrachtung eines einfachen Gefäßes darstellt, wie wahre Schöne über Jahrhunderte hinweg fruchtbar werden kann, und immer wieder neue Schönheit gebiert. Möge ein wenig davon in dieser Übersetzung und in einigen vom meinen Gedichten enthalten sein!

Thomas



Es folge das Original von

John Keats

Ode on a Grecian Urn

Thou still unravished bride of quietness,
Thou foster-child of scilence and slow time,
Sylvan historian, who canst thus express
A flowery tale more sweetly than our rhyme:
What leaf-fringed legend haunts about thy shape
Of deities or mortals, or both,
In Tempe or the dales Arcady?
What men or gods are these? What maidens loth?
What mad pursuit? What struggle to escape?
What pipes and timbrels? What wild ecstasy?

Heard melodies are sweet, but those unheard
Are sweeter; therefore, ye soft pipes, play on;
Not to the sensual ear, but, more endeared,
Pipe to the spirit ditties of no tone:
Fair youth, beneath the trees, thou canst not leave
Thy song, nor ever can those trees be bare;
Bold Lover, never, never canst thou kiss,
Though winning near the goal - yet, do not grieve:
She cannot fade, though thou hast not thy bliss,
For ever wilt thou love, and she be fair!

Ah, happy, happy boughs! that cannot shed
Your leaves, nor ever bid the Spring adieu;
And, happy melodist, unwearièd,
For ever piping songs for ever new;
More happy love! more happy, happy love!
For ever warm and still to be enjoyed,
For ever panting, and for ever young -
All breathing human passion far above,
That leaves a heart high-sorrowful and cloyed,
A burning forehead, and a parching tongue.

Who are these coming to the sacrifice?
To what green altar, O mysterious priest,
Lead'st thou that heifer lowing at the skies,
And all her silken flanks with garlands dressed?
What little town by river or sea shore,
Or mountain-built with peaceful citadel,
Is emptied of this folk, this pious morn?
And, little town, thy streets for evermore
Will silent be; and not a soul to tell
Why thou art desolate, can e'er return.

O Attic shap! Fair attitude! with brede
Of marble men and maidens overwrought,
With forest branches and the trodden weed;
Thou, silent form, dost tease us out of thought
As doth eternity: Cold Pastoral!
When old age shall this generation waste,
Thou shalt remain, in midst of other woe
Than ours, a friend to man, to whom thou say'st,
'Beauty is truth, truth beauty, - that is all
Ye know on earth, and all ye need to know.'

Geändert von Thomas (15.01.2014 um 12:30 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Eine Schneckenpost Panzerknacker Stammtisch 2 03.07.2011 12:10
Eine Insel, ich will eine Insel! Stimme der Zeit Vorstellung in der Hafenkneipe 16 01.07.2011 19:27
Eine Randerscheinung Walther Der Tag beginnt mit Spaß 2 13.02.2011 18:30
Da ist eine Insel!!! Elly Vorstellung in der Hafenkneipe 12 28.08.2009 23:36
Eine Katzengeschichte Chavali Kurzgeschichten 4 25.06.2009 09:35


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:38 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg