17.08.2014, 08:38 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Nordland IX - XII
9) Küste bei Stoksund
Seeungeheuer, die des Nachts dem Meer entstiegen, siehst du sie dort erschöpft am Ufer liegen? Kolosse aus Stein, gleich schlafenden Riesen, nur Buschwerk am Hang, kaum Bäume, kaum Wiesen! Zu Füßen ein Haus, geduckt in die Mulden, dem Leben ein winziges Zeichen zu schulden…. Der Wind treibt die Wellen, die brodelnde Gischt, die jählings am Felsen erstirbt und erlischt. Sie schlafen, die Trolle, sie träumen, die Gnome! Grauschimmernde Wolken bau’n luftige Dome. Ein Mensch steht am Ufer, die Seevögel schrein, ein Boot zieht vorüber, er grüßt es, allein. Und Stille ist wieder, nur Brandung und Wind und graufahles Licht, das im Fernen zerrinnt. Nur Buschwerk am Hange, die Seevögel schrein - und ein Haus in der Mulde, ein Haus, ganz allein…. 10) Mitternachtssonne Land, wie hast du deine Nacht verloren und mit ihr sogar die Zeit? Steigst du aus dem Dunkel, schaumgeboren, voller Zuversicht und Lauterkeit? Ach, wie leuchtet dir die Sonne heiter, ohne Wechselspiel von Tag und Nacht - geht dein Leben denn ganz einfach weiter, ohne dass es jemals Pause macht? Fasziniert bin ich von dir, bin Schauen, Drängen, was das nächste Ufer bringt, kann ich doch im Lichte drauf vertrauen, dass mein nächster Schritt gewiss gelingt! Leuchtet alles, dass man es betrachte? Schier unendlich scheint dein langer Tag! Was auch immer Winter mit sich brachte, lässt vergessen du im Wimpernschlag! Land, wie hast du deine Nacht verloren, hast dich frei gemacht von aller Zeit? Hoffnung, hell, zur Mitternacht geboren, nimmt sich Raum und macht die Seele weit. 11) Um Bodö Es gibt Strände, dort am Nordlandmeere, wo die Wellen sanft dagegen schlagen, wo am Ufer Sträucher Früchte tragen, auf den Inselgruppen ohne Ende. Es gibt Berge dort am Nordlandmeere, die gewaltig sind seit Jahrmillionen, imposanter noch als Fürsten thronen, aufmarschieren wie Soldatenheere. Es gibt Gletscher, deren Eiseszungen gierig noch bis fast zum Meere reichen, deren Schmelzfluss harten Fels erweichen, ihn gespalten habend und durchdrungen. Es gibt Menschen, dort am Nordlandstrande, mutig und durch Kargheit zäh geworden, Zeugnis gebend: Auch im hohen Norden findet Liebe sich zum Heimatlande. 12) Lofotenwand Jahrmilliardenalter Stein hebt sich als ein breiter Bogen machtvoll aus den wilden Wogen wie ein Botschafter, allein die Barriere vor den Küsten, wie ein Wächter vor den Toren, Schutz für jene, die verloren durch das Nordmeer fahren müssten. Menschen machten längst die Reise: Schon vor tausenden von Jahren wagten sie das Überfahren. Selbst im kalten Nordmeereise, mutig der Natur gestellt, folgten sie den vagen Fährten, ganz, wie es die Alten lehrten: Unsre Heimat ist die Welt! PS: Ein herzliches Dankeschön an meinem Dichterkollegen Erich Kykal, der mit hilfreichen Vorschlägen den gesamten Zyklus "Nordland" redigiert und begleitet hat. Für Neugierige:http://www.gedichte-eiland.de/album.php?albumid=35
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (06.09.2014 um 10:34 Uhr) |
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