19.04.2016, 21:35
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#1
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Gast
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Der Findling
Der Findling
Die wilden Blumen haben dich umschlossen,
geheimnisvoll ragst du empor, als Zeichen -
vom Lavastrom in einen Traum gegossen
läßt du den Weltenklang vorüberstreichen.
Graniten trotzt du Hagel, Sturm und Regen,
die dir durch sagenhafte Zeiten schmeicheln
und Mensch und Tier hält dich für einen Segen,
und Efeuranken lieben, dich zu streicheln -
Vom Firmament beleuchtet Sternbild Waage
den Liebestanz der Mäuse immer wieder.
Wenn auch die Nächte wechseln und die Tage,
die Winde pfeifen kantig ringsum Lieder.
Du schützt die Liebenden, die an dir lehnen,
gefestigt werden flatterhafte Herzen
im Grünen bist du Fels für ihr Ersehnen
jahrtausendlang durch mondenlose Schwärzen.
Was sah Rodin in dir, und welche Formen?
Verglichen mit den Statuen der Bloßen,
zwang dich kein Meissel in die runden Normen,
auch wenn sie schön sind, bist Du bei den Großen!
Wie kann das Menschendasein dich erfahren,
wenn wir mit leeren Phrasen uns vergeben,
durch Kriege unsre Menschlichkeit nicht wahren,
denn wir bekämpfen uns aufs Blut im Leben!?
So stehst du da, durch alle wilden Zeiten,
bist Heimat, Felsgestein in allem Brennen
und läßt uns ahnen wie sich Welten weiten -
bis wir die Unendlichkeit in uns erkennen.
Geändert von juli (24.04.2016 um 11:19 Uhr)
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