Gefängniswärter
Gefängniswärter
In einem Gedicht las ich, Buddha sagt: „Die Unwissenheit ist unser Gefängniswärter.“
Mir scheint, das deckt sich irgendwie mit dem Spruch, den mein Vater immer brachte: „ Die Buckligen haben den Berg hinter sich.“ Sprich: Sie sehen ihn nicht. Unwissenheit baut uns also Gefängnismauern, weil wir unsere Unfreiheit nicht wahrnehmen. Sie lässt uns glücklich sein über etwas, das uns nur Schein bleibt.
Ist es nicht viel mehr das Wissen, das uns die Gefängniswärter vor die Tür stellt? Je mehr wir wissen, desto mehr zweifeln wir. Jede Tür, die sich öffnet, gibt uns den Blick frei auf eine weitere Tür, die noch wuchtiger ist. Die von Wärtern bewacht wird, die immer bornierter scheinen und fanatischer. Je höher wir steigen, desto dünner wird die Luft. Kakaesk.
Wo also liegt die Freiheit? Im Treiben der Wolken, das wir sehnsüchtig verfolgen, im Schwarm des Zugvogels? Im Schweigen dessen, der sein Wissen negiert, also quasi in der Überwindung allen Zweifels oder im Sich-Ergeben in ein Schicksal, das uns kismetartig vorgegeben und unabänderlich ist?
Buddha sagt: „ Die Unwissenheit ist unser Gefängniswärter“. Und ich sage: Wer sich einsperren lässt, kriegt sein Essen umsonst.
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