27.11.2016, 00:56 | #1 |
Gesperrt
Registriert seit: 20.11.2016
Ort: Hilden, NRW
Beiträge: 531
|
Der Minnesänger
Ein Sänger wär ich gern geworden,
dann könnte ich so herrlich singen wie jene Barden hoch im Norden. Und meine Laute würde klingen, ich schlüge mächtig in die Saiten, um meiner Freud und meinem Leiden die schönsten Liederchen zu weihen; der Freud die leichten Ringelreihen, dem Leid die Trauermelodeien. Doch denk ich dein, du liebes Lieschen, an deinen Lockenschlangenzauber, ans Trippeln deiner zarten Füßchen, wär ich so gern der Richard Tauber und sänge seine Liebeslieder. "Ich liebe dich!", kläng immer wieder mit vollem Ton aus meinen Lungen, und alle Frauen, diese jungen, sie knieten ganz ergriffen nieder, ihr Herz schlüg kräftig unterm Mieder und Schuld trüg nur mein Tirilieren, mein unverschämtes Jubilieren. Doch träf mein Lied auf taube Ohren, so gäb ich mich doch nicht verloren; ich sing im Keller, lieber von Emporen aus Lust an immer neuen Liedern. Und will sie meine Liebe nicht erwidern, so lass ich lauter meine Laute klingen und würde Philipps große Arie singen, Puccinis flotte Tarantella auch "Mamma mia", "Tiritomba", des Papagenos Liebeswerben, Othellos Liedchen kurz vorm Sterben, des Kutschers Lied mit hohem De. Man lobt den Barden übern Klee, und niemand spürt sein Liebesweh. |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
|
|