31.01.2017, 13:23 | #1 |
Eiland-Dichter
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In Cheyenne.
In Cheyenne.
Ich habe in den 80er Jahren in Wyoming gelebt. Warum? Einfach nur Abenteuerlust. Raus aus der Großstadt Berlin und hinein in ein wundervolles Natur-und Abenteuerleben. Ich flog erst nach Denver und von hier nach Cheyenne, dann weiter mit dem Bus nach Casper. Hier blieb ich fünf Tage, wohnte in einem kleinen Hotel und lernte dort, an der Hotelbar, Mr. Baxter kennen, mit dem ich eine lange Nacht dort durchgesoffen habe. Er nannte mich -Bloody German- und lud mich auf seine Ranch ein. Baxter hatte in Cheyenne Vieh verkauft und hatte mich gefragt, ob ich an einen Viehtrieb interessiert bin. "Klar", sagte ich und so kam ich auf seine Ranch. Baxter war ein großer Kerl, er konnte gut reiten und packte überall mit an, wo es not tat. Seine Frau -Isabelle- war eher zurückhaltend aber stets präsent. Baxters hatten ca. 1200 Stück Vieh auf den Weiden, dazu kamen noch ca. 80 freilaufende Pferde. Seine Stammmannschaft bestand aus zehn Cowboys. Ringsherum die unfassbare Weite des riesigen Landes, kein Wald, nur weite Prärie, wenige Seen oder Flüsse. Das Leben auf der Ranch war angenehm, jedenfalls für mich. Immer wenn ich irgendetwas helfen wollte, kam irgendein Cowboy angerannt und nahm mir den Spaten oder sonst etwas aus der Hand, um es dann selbst zu tun. Nach zehn Tagen wurden die Tiere zusammen getrieben, 600 Stück sollten in einem Treck nach Cheyenne gebracht werden, dreihundert Meilen durch Hitze und Staub. Dazu gehörten 6 Cowboys der Stammmannschaft und zehn Männer, die sich etwas dazu verdienen wollten. Ein Küchenwagen, ein Gerätewagen, Holz zum Kochen und Backen, eben alles was so gebraucht wurde. Jeder der Männer hatte zwei Pferde die er abwechselnd ritt. Ich gehörte zur Mannschaft und musste an den Flanken des Trecks reiten, um das Ausbrechen von Rindern zu verhindern. Da ich das Reiten nicht gewohnt war, tat mir schon nach einer Stunde der Hintern weh. Zwei Wochen waren für den Treck eingeplant. Die schönsten Stunden waren am Lagerfeuer, die Herde war ruhig die Sterne funkelten und wir sahen dem Funkenflug des Feuers nach. Einer der Cowboys hatte eine Gitarre dabei, er sang dazu wunderschöne Lieder von Jonny Cash. Zwei Cowboys umritten die ruhende Herde und sangen dabei, dieser Gesang hielt die Tiere ruhig. Morgens gab es heißen Kaffee und Panncakes mit Sirup, manchmal aber auch etwas Deftiges. Nach drei tagen merkte ich meinen Hintern nicht mehr... vielleicht war er aber auch garnicht mehr vorhanden. Die Jungs, die am Ende der Herde ritten, hatte es am schwersten, der aufgewirrbelte Staub brannte in den Augen und trotz der ins Gesicht gezogenen Halstücher, drohte man an Staub und Sand zu ersticken. Als wir nach zwei Wochen die Koppeln von Cheyenne erreichten, waren wir sehr froh. Das Vieh wurde eingetrieben und versorgt. Bereits am nächsten Tag wurden sie verladen und mit der Bahn nach Denver gebracht. Wir waren alle sehr froh, dass unterwegs nichts Ernstes passierte. Zuerst wurde der Staub abgewaschen, jeder war froh über ein heißes Bad. Abends versammelten wir uns an der Hotelbar, Mr. Baxter zahlte seine Helfer aus und dann wurde es noch eine lange Nacht. Ich blieb noch drei Wochen auf der Ranch, dann zog es mich weiter nach Norden. |
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