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#1 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi EV!
Die beiden Zeilen wollen - wie das ganze Gedicht - Folgendes besagen: Wer wirklich objektiv über die Zusammenhänge, Distanzen und Größenverhältnisse im Universum nachdenkt (was natürlich eine gewisse Kundigkeit und Bildung voraussetzt), muss zur logischen Überzeugung gelangen, dass das Leben an sich - vor allem auch das winzige eigene Leben - in diesem "großen Rahmen" bedeutungslos ist. Die Menschheit entstand, sie existiert - und wird wieder verschwinden, und das Universum hat dabei nichts falsch gemacht. Für den, der es schafft, sich von unserem anthropozentrischen Weltbild zu lösen, relativieren sich sinnbezogene Perspektiven. Das ist das Extrembeispiel, aber auch so kommt man im Angesicht der Menschheitsgeschichte leicht zum Schlusse, dass letztlich nichts von Bedeutung sei, da nichts wirklich für immer Bestand hat. Das Gedicht will diese Einsicht befördern. Natürlich soll und kann sich jeder Mensch für das eigene Dasein ein Ziel, einen Sinn finden - aber der hat eben nur für dieses eine Individuum Bedeutung. Alle verzweifelten mehr oder weniger bewussten Versuche der Menschen, diese Wahrheit durch Gruppen- oder Staatenbildung, Religionen, Kulturgedächtnis oder schriftliche Niederlegung auszuhebeln, sind letztlich im großen Rahmen zum Scheitern verurteilt. Dass Menschen überhaupt gesellschaftlichen Ehrgeiz entwickeln, Karrieren anstreben oder Macht suchen, liegt daran, dass zu wenige sich diese Wahrheit vor Augen führen können oder wollen. Die Neugier steht auf einem anderen Blatt ... Hi mallarme! Vielen Dank für deine positiven Gedanken. Wenn du mal Reimgedichte schreibst, werde ich die Höflichkeit des Kommentierens gerne erwidern. Die "moderne" sog. Lyrik ist aber absolut nicht meine Baustelle, sorry. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.04.2017 um 22:31 Uhr) |
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#2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo eKy,
Jawohl. Ich habe meinen Kommentar nochmal editiert und kommentiere wie folgt: Nun ist das Leben einfach richtig scheiße, erlebt man jeden Tag die gleiche Brandung, und jedes Menschens Ziel seiner Bestrebung, ist eine kurze ridiküle Reise. Der Mensch, der glaubt, er lebt das ewig Leben, und suhlt sich hemmungslos in diesen Welten. Das Universum wirds sofort vergelten - des Menschens Leben wird verarmt erbeben. Und jeder Schmerz den wir erdulden müssen: was ist der Preis, den wir bezahlen können? Als wären Tränen, zuckersüßes Küssen, als wär das Leben - dieser Sommerregen, der nieselnd auf mein kurzes Leben fallend, sich selbst im langen Tode noch gefällt. vlg EV Geändert von Eisenvorhang (06.04.2017 um 13:37 Uhr) |
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#3 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi EV!
Nicht schlecht für einen ersten Versuch! Ein paar Fehlerchen und sprachliche Unwuchten sind noch zu glätten. So sind das "ß" von Scheiße und das "s" von "Reise" kein sauberer Reim, da eins stimmlos ist und eins stimmhaft. In S1 hast du keinen umarmten Reim in Z2 und 3. S2Z1 - "Der Mensch, er glaubt ..." ist sprachlich eleganter. Die ganze Zeile: "Der Mensch, er glaubt in Ewigkeit zu leben," S2Z4 - "des Menschen Leben" - du hast hier zuviel Genitiv! S3Z1 - Komma nach "Schmerz". In den Terzetten gibt es nur einen Reim (müssen, Küssen), es sollten aber alle Zeilen einen Reim finden. Entweder insgesamt 2 Reime (zB. ABA BAB) oder 3 (zB. ABA CBC). Viele Kombinationen sind möglich, doch sollte man Paarreim der letzten beiden Zeilen im 2. Terzett vermeiden, zumindest in der alten klassischen Form. Es läse sich nach Korrektur aller sprachlichen, inhaltlichen und formalen Schwachstellen in etwa so: Ein lautes Leben macht uns selten weise, erwünscht man jeden Tag sich neue Dinge, nur glaubend, dass ein Größeres gelinge auf einer abenteuerlichen Reise. Der Mensch ersehnt ein nimmermüdes Leben und suhlt sich hemmungslos in vielen Welten. Das Universum wird's sofort vergelten - nur ärmer hinterlässt uns das Bestreben. Und aller Schmerz, den wir erdulden müssen: Was ist der Preis, den wir dafür bezahlen? Als wären Tränen, zuckersüßes Küssen, als wär das Leben - dieser Sommerreigen ein Ende wert in Zweifel oder Qualen, sobald sich erste Winterfröste zeigen. LG, eKy
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#4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Eky,
sei bedankt für Deine Korrektur. Ich drucks mal aus und werde die Fehler analysieren. Deine Gedankengänge sind interessant. Sie werden mir enorm weiterhelfen. Das Reimschema der Terzette war mir nicht klar. Die letzten sechs Zeilen fand ich gut und wollte deswegen keinen Reim erzwingen. Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend. Danke. vlg EV |
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#5 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi EV!
Gern geschehen! Du schaffst es, da bin ich sicher! Als ich hier anfing, hatte ich auch keine Ahnung vom lyrischen Regelwerk, schrieb nur aus dem Bauch heraus. Okay, kann man auch machen und dabei bleiben, aber ich sage immer so: Der Maler sollte das Handwerk beherrschen, ehe er aus freien Stücken abstrakt malt. Ebenso in der Lyrik: Man sollte wissen, was man tut und warum, zumindest rudimentär. Bestimmte lyrische Formen sollten bestimmten Regeln unterworfen bleiben, damit man sie als solche erkennt. Man darf damit experimentieren, aber erst sollte man alle Regeln kennen und gewichten. Im Sonett kann man heute viel machen: Männliche oder rhythmisch gemischte Kadenzen, Ändern der Heberzahl, Paarreim in der Conclusio - alles keine große Sache mehr. Aber reimlose Zeilen, offene Enden im Sonett? - Nein, das funzt nicht! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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Hallo, da bin ich, elektronisch von der anderen Seite des großen Teiches. | wolfju | Vorstellung in der Hafenkneipe | 14 | 11.07.2009 10:47 |