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#1 | |
ADäquat
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.009
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. © auf alle meine Texte
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#2 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hi Sufnus,
was mich sehr interessiert ist: was ist an dem Reim "entlang" - "anfang" gefährlich? Und wieso muss der Dichter deswegen ein Sprachgenie sein? Ich verstehe die Botschaft dahinter nicht. Gellen find ich cool und nehme ich! Danke für Deinen Kommentar Hi Chavali, da hast du vollkommen recht und irgendwie ist es auch für mich an der Zeit wieder zu experimentieren. Schaden kanns nicht, im Gegenteil. Danke! :-) vlg EV |
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#3 | |
Gast
Beiträge: n/a
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![]() Zitat:
![]() ![]() Die Regel für den klasssischen Endreim sieht nun im Deutschen vor, dass eine Laut- und Betonungsgleichheit ab dem Vokal der letzten betonten Silbe vorliegen muss: Weinen (Xx, ab letztem betonten vokalischen Laut: -einen, betont-unbetont) reimt sich also auf Vereinen (xXx, ab letzter Betonung ebenfalls: -einen, betont-unbetont). Der Reim "entlang" auf "Anfang" verstößt folglich gegen diese Regel, weil das "ang" bei Entlang betont, das "ang" bei Anfang aber unbetont ist. Ein korrektes Beispiel wäre z.B. so etwas wie: "Ich spüre großen Schmerzdrang, / drum ist mir äußerst Herzbang". Hier ist in beiden Reimwörtern die "ang"-Silbe unbetont und er Reim beginnt schon eine Silbe vorher bei "erz" (betont). Man kann natürlich ein bisschen Tricksen. Im Grunde ist dem Deutschen die Vorstellung von zwei aufeinander folgenden unbetonten Silben etwas fremd und gänzlich sträubt sich das Deutsche gegen die Aufeinanderfolge von zwei betonten Silben. Das führt dazu, dass in Silbenfolgen mit dem natürlichen Betonungsschema Xxx, in gebundener Sprache (klass. Gedicht) eine Tendenz entsteht, das natürliche Schema einem übergeordneten Rhythmus anzupassen: Das Wort "Daktylus" hat das natürliche Schema Xxx. Das wird aber etwas aufgeweicht in Versen der folgenden Art: "Der Daktylus, der Daktylus / verweigert mir den Musenkuss". Eigentlich dürfte sich Daktylus nicht auf Kuss reimen (und tut es auch im Beispiel nur etwas ungeschickt, aber zumindest ist es nicht eindeutig falsch): Bei Daktylus (Xxx) ist das "us" natürlicherweise unbetont, es sollte sich also überhaupt nicht auf Musenkuss (XxX) reimen ("uss" = betont). In diesem Beispiel passt sich aber das Wort "Daktylus" dem Metrum etwas an und die Verse lassen sich (mit ach & krach und leichtem rumpeln) jambisch lesen: "Der Daktylus, der Daktylus" = xXxXxXxX, womit das "-us" von Daktylus plötzlich einen betonten Charakter annimmt und sich (zur Not!) auf Kuss reimt. Mit dem Wort "Anfang" (Betonung Xx) könnte man den gegenteiligen Trick veranstalten und zwei Betonungen aufeinander folgen lassen, z. B. wie in "Wortanfang". Dieser Dreisilber wird eigentlich auf der ersten Silbe betont, wonach dann das eigentlich trochäische (Xx) "-anfang" folgt. Eine Betonungsabfolge XXx ist aber im Deutschen, wie oben ausgeführt, nicht wirklich vorgesehen, so dass sich auch hier die Betonungen verschleifen, "Wortanfang" wird irgendwie auf die ersten zwei Silben verteilt betont, kein Mensch kann so richtig sagen, wie das zu ver-ixen ist. Man könnte also folgenden Reim komponieren: "Ich las ein langes Wort entlang, / vergaß dabei den Wortanfang." Das ist noch etwas gruseliger gereimt als im obigen Beispiel "Daktylus" auf "Kuss", aber als kleines Kunststück aus der Trickkiste mag es taugen. Dabei hilft in diesem Beispiel sicher die Wortgleichheit von "Wort-", so dass ein ungefähr Doppelreim-artiges Klangbild entsteht. Der Punkt ist aber in jedem Fall, dass solche etwas erzwungenen Reime immer eine starke Tendenz zum Lustigen haben - kein Problem also bei Gedichten, die als Scherzpoesie angelegt sind, schwierig hingegen bei "ernst" gemeinten Versen, wo die große Gefahr unfreiwilliger Komik entsteht. |
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#4 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hi Sufnus,
cool danke! "Die Regel für den klasssischen Endreim sieht nun im Deutschen vor, dass eine Laut- und Betonungsgleichheit ab dem Vokal der letzten betonten Silbe vorliegen muss: Weinen[...]" Echt? Kann ich das irgendwo nachlesen? Danke für die Mühe Deines Kommentars und die Theorie. In der Schule brach ich immer Regeln, weil sie mir ziemlich sinnlos erschienen und das provozierten, was sie zu verhindern versuchten. Wenn ich Gedichte schreibe, dann fast nach Gefühl und Klang, selten korrigiere ich X'se. Ich finde, es sollte schön klingen und sich irgendwie fügen. Da das mit den Gedichten immer extrem subjektiv ist und ich mittlerweile viel Erfahrung, dank Feedback, sammeln durfte, weiß ich auch, neben dem Regelwerk, dass man auch oft nicht verstanden wird. Was in dem Gedicht aber keineswegs der Fall ist. Ich bin jetzt um etwas theoretisches Wissen reicher, aber ob ich je davon Gebrauch machen werde, wage ich zu bezweifeln. :-) vlg EV |
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#5 | |
Gast
Beiträge: n/a
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![]() Zitat:
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#6 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hm - da hast Du vollkommen recht.
Danke Dir für den Gedanken. Hast Du Literatur studiert, Sufnus? |
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#7 |
Gast
Beiträge: n/a
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#8 |
Gast
Beiträge: n/a
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Nicht wie ein Oberlehrer - ich finde solche Gedanken immer hilfreich!
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