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#1 |
Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2021
Ort: Andromeda 3
Beiträge: 83
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hi Thomas, hi Falderwald,
es fehlt das „e“ in „finsteren“ und ich lese das so: Reich mir die Hand in dieser finster[e]n Zeit u - - u - - - u - - u und hilf mir durch die Dunkelheit zu gehen - u u - - u - - - u - usw. usw. Vermutlich ist es müsig darüber zu streiten, wer, wann, wo, wie die Stimme erhebt oder auch nicht. Das Sonett bekommt so vielleicht die Bedeutung eines Gebets oder etwas Ähnliches (ich spreche nicht Türkisch), obwohl ich trotzdem nicht erkennen kann, dass sich deshalb etwas an der grundsätzlichen Aussage, message, des eingestellten Sonetts ändern würde. Egal ob es auf Deutsch oder Türkisch oder Chinesisch oder Latein vorgebracht wird. Dass auch spirituelle Inhalte oft eine sexuelle (Beziehungs-)Komponente haben, ist eine Binsenweisheit. Über Glaubensfragen und Geschmackssachen streite ich allerdings grundsätzlich nicht, sondern ich stelle lediglich sachlich (unemotional) fest was dieses Sonett sinngemäß aussagt. Ich kann ja nur das kommentieren was ich hier sehe und lese, aber nicht wie ein Autor darüber denkt oder was er dazu „fühlt“ oder was-weiß-ich-was. Jedenfalls traue ich mir keine telepathischen Interpretationen zu. Ob einem diese Kommunikationsbene gefällt oder nicht … tja , jeder wie er‘s gerne verstehen und haben möchte, wobei ich persönlich niemanden diesen „transzendenten Blackout“ , wie er in diesem Sonett sinngemäß vom lyrischen Ich erbeten wird, wünsche. lg whizzl p.s. der Film „Was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“ (1972) beschreibt eine neurotische Einstellung zur Sexualität im Allgemeinen (es ist KEIN Porno!!!, sondern eine satirische, psychosoziale „Studie“ über Vorurteile, Weltanschauungen, usw.). Der Titel wurde eher provokativ gewählt. Der Film ist ein Klassiker und ein Skandal geworden. Und dieses Sonett erinnert mich in der Art seiner kuriosen Aussage an diesen Klassiker des Film-Genres. Wer Genaueres über diesen Film wissen will, kann es bei wikipedia nachlesen. Das ist alles.
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Warum gibt es Sein und nicht nichts? Darum! (Umberto Eco) ![]() |
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#2 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.947
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Hallo whizzl,
in der deutschen Sprache und Verslehre gibt es (bis auf ganz wenige und spezielle Ausnahmen) weder zwei betonte noch drei unbetonte Silben hintereinander. Folgen zwei betonte Silben hintereinander, nennt man das einen Hebungsprall. Beispiel: Die Nacht ist schwarz, eisig weht der Wind. xXxX,XxXxX Drei unbetonte Silben sind mir noch nicht untergekommen. Wenn tatsächlich drei eigentlich unbetonte Silben hintereinander stehen, wird die mittlere beim Sprechen leicht angehoben. Beispiel: Herr Müller kleckerte beim Essen xXxXx(X)xXx sein Mundtuch hatte er vergessen. xXxXxXxXx Im direkten Zusammenhang bleibt das ein 4-hebiger Jambus. So haben auch die alten klassischen Dichter gereimt. Siehe hier: --> klick mich Über die ersten und letzten Zeilen der Quartette in diesem Sonett können wir diskutieren, über alle anderen eigentlich nicht: Reich mir die Hand in dieser finstern Zeit xXxXxXxXxX (alternativ: XxxXxXxXxX) und hilf mir durch die Dunkelheit zu gehen, xXxXxXxXxXx und lass mich meine Endlichkeit verstehen. xXxXxXxXxXx Reich mir die Hand, ich bin dafür bereit. xXxXxXxXxX (alternativ: XxxXxXxXxX) Gib mir Geduld, was immer kommen mag, xXxXxXxXxX (alternativ: XxxXxXxXxX) das anzunehmen, was du mir erwählt, xXxXxXxXxX es anzunehmen, bis es nicht mehr quält. xXxXxXxXxX Gib mir Geduld zu warten auf den Tag. xXxXxXxXxX (alternativ: XxxXxXxXxX) Ich will mich dann an deiner Hand erheben xXxXxXxXxXx und nicht von deiner Seite will ich weichen xXxXxXxXxXx und freudig werd ich über Meere gehen. xXxXxXxXxXx Ich werde mit Geduld als Blinder sehen xXxXxXxXxXx und werde helfend meine Hände reichen. xXxXxXxXxXx Und freudig will ich deiner Liebe leben. xXxXxXxXxXx Aber letztendlich kannst du es drehen und wenden, wie du willst, alle Verse bleiben 5-hebig- Und da ist es egal, ob sie mit einer männlichen oder weiblichen Kadenz enden. Über Inhalt und Interpretation mag ich außer mit dem Autor nicht diskutieren, da hat jeder seine eigene Sichtweise. Mir persönlich ist es nur wichtig, ob ich die Intention des Autors getroffen habe oder daneben liege. Denn die Intention des Autors ist ausschlaggebend, nicht die individuelle Interpretation des Lesers. Da kann man treffen oder eben nicht. Liebe Grüße Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#3 |
Eiland-Dichter
Registriert seit: 30.08.2021
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Beiträge: 83
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Hallo falderwald,
na gut, wenn der Versfuß es sagt. Lesen kann ich es ja trotzdem, wie es für mich klingt. Der Unterschied ist vielleicht, dass für mich Rhythmus auch eine Melodie hat und nicht nur ein Schema. Ich komme halt aus der Musik-Ecke. Es kann schon mal passieren, dass ich über einen Groove dichte ![]() ![]() Letztendlich läuft Lesen für mich sowieso darauf hinaus, dass ich den Inhalt eines Textes mit eigenen Worten wiedergeben kann. Das Gute dran ist, dass ich nicht so schnell auf Fakes und Ähnliches hereinfalle ![]() ![]() Du verstehst? Ich unterscheide zwischen einer Textanalyse und einer Textinterpretation. Es wäre doch eigentlich schade, wenn der Sprache und dem Wort die Lebensgeister abhanden kommen und nur noch Seelchen flattern, findest du nicht auch? Nichts gegen Seelchen, aber wo bliebe denn da die Diversität? lg whizzl P.S. ich habe nichts gegen Hebeprall, sondern setzte ihn schon hin und wieder krachend und mit voller Absicht ein, natürlich nicht bei Wiegeliedern, weil er dafür einfach zu laut ist.
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