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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 04.05.2009, 22:03   #1
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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liebe cyparis,
es geht mir um nichts, was mit "offizieller geschichtsschreibung" zu tun hat, der einzelne hat mit dem wesentlichen ohnehin nichts zu tun, er bekommt nur ein paar einlullende begriffe übergestülpt...
"gnade der späten geburt" is auch so ein kunstbegriff, der eigentlich nicht wirklich wesentlich ist.
die freudlosikkeit der auf den albumfotos gezeigten gesichter (mein längst verstorbener vater hatte die fotos gesammelt, sir reichen bis ins 19. jhdt. zurück!) ist ziemlich durchgängig - ich zumindest sehe keine "entspannung" oder "lebensfreude" in ihnen.
es ändert sich tatsächlich erst bei den fotos der nachkriegszeit, aber wenn ich die dort abgebildeten, die ich ja kenne (bzw. gekannt habe) mit ihrer erscheinung heute vergleiche - die kindliche lockerheit und gelöstheit hat doch erheblich nachgelassen...
liebe grüße
albumbert
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Alt 04.05.2009, 22:34   #2
Klatschmohn
MohnArt
 
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Lieber Norbert,
ich dachte, dass das Bild eine Zeichnung aus Deiner Hand sei!
Vielleicht liegt das aber auch an der Fototechnik der frühen Jahre, das hat manchmal ganz schön lang gedauert und vielleicht haben sie auch gedacht, dass man dann ernst gucken soll.
Andererseits gab es wohl auch nicht viel zu lachen: Moral, Anstand, Würde, viel Arbeit, ein kurzes Leben und weiß der Geier was.
Auch wenn unsere Zeiten verrückt sind, so sind sie doch freier als früher. Das begrüße ich sehr.
Liebe und herzliche Grüße,
Klatschmohn
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Inselblumen
Trockenmohn
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Alt 05.05.2009, 11:11   #3
Chavali
ADäquat
 
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Lieber Norbert,

dein Text ist handwerklich gut gemacht, sauberer Kreuzreim, durchgängig jambische Auftakte.

Das Bild dazu macht erst noch deutlicher, was dein Text beschreibt.
Auf politische Hintergründe mag ich nicht eingehen, das ist nicht so mein Ding.

Ich spüre nur, dass mich dein Gedicht berührt.

Lieben Gruß,
Chavali
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.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 05.05.2009, 20:40   #4
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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du hast richtig gedacht, liebe heidi, es ist ein ölbild auf holz, das ich von einem foto abgemalt habe.
ob die zeiten heute wirklich freier sind, wage ich zu bezweifeln, sicherlich sind sie materiell sicherer und es gibt mehr unterhaltung und ablenkung.

auch @chavali:
politik spielt immer mit den stimmungen im volk, stülpt den ereignissen irgendwelche ideologischen gebilde über.

liebe grüße
norbert
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Alt 24.05.2009, 13:13   #5
Medusa
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Lieber Norbert,

ja, ich stimme Dir zu: Fotoalben durchzublättern ist eine harte Arbeit und macht nicht unbedingt froh angesichts der verkniffenen Lippen und der blicklosen Blicke.

Andererseits sollten wir Leichtigkeit pflegen und uns nicht über jedes Haar in der Suppe grämen. Was bringt es? NICHTS! Was nützt es, sich ständig Gedanken um das Für und Wider zu machen? Auch nichts!

Ganz sicher dürfen wir die Wirklichkeit nicht verniedlichen! Aber ein paar Mauselöcher für unbeschwerte Stunden sollten wir uns offen halten, stimmts?

Ein wundervolles Gedicht und ein tolles Gemälde!
Herzliche Sonntagsgrüße,
Medusa.

Geändert von Medusa (24.05.2009 um 13:15 Uhr)
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Alt 24.05.2009, 13:48   #6
fee
asphaltwaldwesen
 
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ein wirklich gelungenes gedicht, norbert,


das in seiner melodie und der ausführung dem thema vollends gerecht wird.
wenn man nun auch noch weiß, dass die fotographie damals zum teil noch stillhalten für bis zu 20 minuten pro aufnahme erforderte, erklärt sich zumindest zum teil der stets sehr gemessen wirkende ausdruck in so manchen gesichtern. ein gutteil der auf uns "streng" wirkenden atmosphäre trägt die kleidung mit dazu bei. so etwas wie "legeren" look gab es damals einfach nicht...

wobei ich gerade diesen gemessenen ausdruck in gesicht und haltung in diesen alten aufnahmen immer als so "besonders" empfinde. als wären die soeben verewigten sich dessen bewusst, dass einmal - bis zu 100 jahre später - jemand genau dieses bild in händen halten und sich fragen wird, was sie damals erlebten und empfanden. aber in erster linie lesen wohl wir nachkommen das da hinein.

das thema der allumfassenden generationenschuld mag ich darin nicht lesen - jede familie bzw. "sippe" trägt genügend an der ihr ganz eigenen generationen-last, denke ich. und dein gedicht weist auch ohne diesen aspekt mehr als genügend tiefgang und anlass zum innehalten und nachspüren auf.

sehr gern gelesen! viel gefühl darin gefunden. und ganz ohne pathos oder sentimentalität. daher ein großes bravo von mir.


lieber gruß,

fee
__________________
"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan
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Alt 09.06.2009, 11:49   #7
norbert
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 09.02.2009
Ort: im kalten schleidener tal
Beiträge: 1.011
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entschuldige, fee,
dass ich erst jetzt deinen interessanten beitrag lese und kommentiere - er war mir schlicht und einfach "durch die lappen gegangen".
da mein vater familienfotos gesammelt hat, verfüge ich über etliche aufnahmen meiner vorfahren - bis in die anfänge der fotografie im 19. jhdt. zurück...
ich habe sie oft betrachtet und mir überlegt, was in diesen starren gesichtern wohl vorgegangen ist - mir persönlich sind sie fremd...
ich vermute, dass der ernst u.a. mit dem "memento mori" der damals noch vorherrschenden kath. religion zu tun hat...
liebe grüße
norbert
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Alt 01.01.2017, 14:55   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi norbert!

Keine Ahnung, ob du noch aktiv bist - ich hole dieses Werk aus zwei Gründen nach oben:
1) Es ist nach wie vor das beste, das ich je von dir gelesen habe.
2) Du hast nie auf meinen Kommi geantwortet.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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