23.09.2009, 14:36 | #1 |
gesperrte Senorissima
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Frei nach A. Schnitzler
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Die Seele ist ein weites Land, Ihr Inneres zeigt engverschlungne Pfade, Eitelkeiten, große Wünsche, Unterpfand - Selten klar, niemals einfache Gerade. Es sind die Dunkelheit, das Wollen, Ewig fernstes Wunschgestade, Lasten unter bösem Sollen. Ehrlichkeit als letzte Gnade. Ist dieses Land nicht endlich klar? Steigt man nicht auch in hohe Sphaeren? Tritt man in sich nicht selber wahr? Endlichkeiten hell zu klären, Im Geheimen aller Lüge bar, Noch beim Kugelwechsel stolz. Was ist dies doch ein sonderbares Holz: Eigenheit und eignes Leben In das innerste Erstreben. Tot oder doch noch Beben? Endlich und elendiglich, Sündlos nur im tiefsten Grunde. Lauern nicht verschlungne Pfade Am Morgen und allabendlich? Niemand wird die Meine kennen, Denn sie ist nicht zu benennen. 23.09.2009 |
23.09.2009, 18:17 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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liebe cyparis,
wie wahr , wie wahr - die seele ist eine sehr weites land! bei rilke heißt dieses land auch "weltinnenraum" (das ist, finde ich, eine phantastische formulierung!). aus vielen erfahrungen und eindrücken formt sich diese landschaft in frühester kindheit, wie, das wird uns zunächst nicht bewusst. "selbstbewusst" wird der mensch erst in der phase des trotzalters ( mit 2,3jahren). vorher in symbiotischer psychologischer verschmelzung mit seiner umwelt , entdeckt das kind sich selbst und formuliert eine erste grenze: "nein"! wie ihm diese abgrenzung zugestanden oder verweigert wird, formt seine innere landschaft weiter. in der pubertät wiederholt sich der abgrenzungsprozess, die selbst-bewusstwerdung = individuation vollzieht sich auf der nächsthöheren stufe. freud entdeckte auch die bedeutung der ödipalen phase: des starken liebesbezuges zum gegengeschlechtlichen elternteil. die art und weise dieser beziehung, ihr vorhandensein oder nicht- vorhanden sein, beeinflusst ( teils bewusst, teils unbewusst) die spätere partnerwahl. auch der gleichgeschlechtliche elternteil in seiner vorbildwirkung fürs in-der-welt-sein (oder aber als abschreckendes beispiel) sind postulate, deren wirkung lange über die zeit der kindheit hinausreichen. denn zunächst einmal prägen sie uns unbewusst. unvearbeitete konfliktmuster drängen nach lösung im späteren leben, daher werden sie solange wiederholt und aufgewärmt, bis eine lösung gelingt (oder auch nicht). warum passiert das ausgerechnet immer mir? ist eine frage, die auf so einen wiederholungszwang hindeutet. und dann gibt es noch etwas nachhaltig wirksames: die energien, die im eigenen familiensystem ( also die gesamtheit der personen: eltern, großeltern, geschwister usw...) vorherrschend waren. sie erzeugen eine "atmosphäre",die belebend, bereichernd, nährend - aber auch erstarrend, zehrend, zerstörerisch wirken kann.... zu guter letzt ( als ein "last, but not least") kommt noch eines hinzu: das erwachsenen - ich der jeweiligen person, die mit den vorgegebenen grundbausteinen und grundmustern ihr leben zu gestalten beginnt und im zuge dieses gestaltungsprozesses weiterlernt, weiterverarbeitet, verlernt, umlernt...... da hinter jeder ecke ein paar richtungen lauern, ist es immer wieder erstaunlich, welche wendung das leben, welche veränderung die innere landschaft vornehmen kann... vortrag beendet. kürzer konnte ichs einfach nicht. ich unterschreibe alles, was auch du schon in deinem gedicht gesagt hast: den tiefsten grund der seele kann niemand fassen! vielleicht ist aus diesem grunde die gottesvorstellung (psychologisch betrachtet) so wichtig....! liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
23.09.2009, 21:30 | #3 |
gesperrte Senorissima
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Liebe larin,
ich hab mir heute noch einmal das Bühnenstück von A. Schnitzler einverleibt (veraltet nie!) und über die selstsamen Pfade nachgedacht. Nicht nur meine eigenen! Von Freud habe ich nie viel gehalten, nie viel von Psychoanalyse, auch nicht der seiner Nachfolger, Mitstreiter oder Epigonen... Eher die intellektuelle "Weitsicht" von Adorno und Marcuse bevozugt, aber selbst mit "Modernen" wie Habermas komme ich nicht gut zurecht. Schnitzler war in dieser Hinsicht ein sehr feiner Beobachter, der gar nicht viel und tief analysieren wollte, aber in die menschlichen Abgründe schaute ( so wie ich ihn lese) und sie sehr plastisch nahebrachte. Auch die Zwischentöne, das Nicht-Gesagte, sprechen mich sehr an. Aber ich will nicht allzusehr ins Schwärmen geraten. "Gottesvorstellung" bei Schnitzler? Eher nicht. Lieben Gruß von cyparis |
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