15.10.2009, 14:11 | #1 |
TENEBRAE
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Die alte Löwin
Wie die Sphinx, die lang versteinte,
ruht ihr Leib, als wäre der alles, was sie mit Beschwer ihrer Lebenslast noch einte. In die Ferne starrt sie brach. Mythen, Märchen und Legenden heben sich aus ihren Lenden ihren Löwenblicken nach. Dort, in Gluten der Savanne, sieht sie schlanke Leiber schnellen, rasen Zebras und Gazellen durch der Sehnsucht Augenspanne. Langsam sinken ihre Lider und ihr Haupt auf Pfoten schwer, so als drücke einmal mehr sie der Leere Lasten nieder. Manches Mal ein müdes Gähnen, und ein Ohr zuckt dann und wann. Willenlos schaut sie mich an, und ich fühle heiße Tränen...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (17.01.2014 um 13:05 Uhr) |
28.10.2009, 17:54 | #2 | ||
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo poeterich,
Zitat:
Zitat:
der rest beeindruckt mich jedoch: eine offenbar sterbende löwin beschreibst du, deren tod doppelt tragisch und traurig wirkt, da gerade sie als "königin der tiere" als unbesiegbar, "kämpfend wie eine löwin" galt. beeindruckt, norbert |
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28.10.2009, 21:02 | #3 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
ja, da können einem schon die Tränen kommen. Du hebst ihr majestätisches Sein (gewesenes Sein) in wunderbaren Bildern hervor. Gleich in der 1. Strophe wird die Würde und Haltung sichtbar. Als wäre sie noch eine Sphinx, trotz der letzten Last. Beschwer steht für mich in Lyrisch für Beschwerden. Sie schaut nur noch durch der Sehnsucht Augenspanne, denn die Augen sind brach, wie ein Brachfeld und in weiterem Sinne schon gebrochen. Mich hat wieder einmal deine Sprache vereinnahmt und zwar durchgehend. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
29.10.2009, 09:43 | #4 |
TENEBRAE
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@ norbi
(die) Beschwer - alter Ausdruck für Mühsal, Plage. brach - von brachliegen, braches Feld: leer, abgeerntet, unbebaut. @ dana und norbi Ob der ersten Str. denkt ihr offenbar, die Löwin stürbe, obwohl dies nicht der Fall ist: Ich beschrieb nur meinen Eindruck einer träge herumlungernden Zoolöwin. Natürlich ist unser Bild von "edlen"(?) Raubtier von Klischees belastet, aber dies transportiert eben auch wunderbar den emotionalen Anspruch dieses Gedichts! Vielen Dank für euer Lob an meine Worte! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
29.10.2009, 10:01 | #5 |
ADäquat
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Hallo eKy,
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29.10.2009, 11:11 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, chavali!
"Lebenslast", nicht Leibeslast. In dem Sinne, dass ihr das Leben schon nur noch eine Last ist, die "auf ihr lastet". Nur noch ihr verbrauchter Leib, das körperliche Vorhandensein, eint sie noch mit der Welt - die Seele ging lange schon zugrunde. So war S1 gedacht. Rilke's Panther war hier ein Vorbild, dem ich - im Rahmen meiner Möglichkeiten - nachzueifern gedachte. LG, eKy
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29.10.2009, 11:19 | #7 | ||
ADäquat
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Hi eKy,
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30.10.2009, 12:08 | #8 |
TENEBRAE
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Hi, Chavali!
Hab ich mit Freude gelesen und kommentiert: Ein wahrlich würdiger Vertreter rilkiesken Verschriebenseins! Meine Löwin ist - wie Rilke's Panther - eine Gefangene. Glücklicherweise nicht mehr so wie zu Zeiten des großen Dichters: In engen, nackten Käfigen eingepfercht, sondern in einem gestalteten Freigehege, aber der Käfig wird ja auch nicht viel dadurch besser, dass er ein wenig goldener wird, oder? Ein Raubtier so zu halten - irgendwie stört das meinen Gerechtigkeitsinstinkt viel mehr als dies bei Pflanzenfressern der Fall wäre: Artverwandtschaft? Respekt eines ehemaligen Opfertiers? Romantische Illusion einer nicht real vorhandenen Majestät? Das Gedicht jedenfalls WOLLTE sein, also wurde es. LG, eKy
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30.10.2009, 21:17 | #9 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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lieber erich,
ein wunderschön klingendes gedicht aus deiner feder ist das, das die löwin sehr plastisch vor meinem inneren auge erstehen lässt! ein paar "peanuts" hätte ich aber: der ausdruck "manchesmal" macht mich stutzig - klingt da nicht zu sehr die umgangssprache durch? ( ich höre da im hintergrund unser mundartliches "maunxmoi" heraus) "ab und zu" gefiel mir daher besser. abgesehen davon: müsste man nicht "manches Mal" schreiben? zumindest behauptet das das österreichische wörterbuch, 41. auflage, weiß ehrlich gesagt nicht genau, obs eine noch neuere gibt, in der das wieder anders steht. seufz. die vielen änderungen bei der groß-und kleinschreibung haben nicht unbedingt zur entwirrung beigetragen... zum glück muss sich wenigstens deine löwin nicht den kopf darüber zerbrechen! leibe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! |
03.11.2009, 08:35 | #10 |
TENEBRAE
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Hi, larin!
Danke für den Rechtschreibtipp! Ich habe dieses Wort des Stabreims mit "müdes" wegen gewählt: Ma-ma-mü. Deine Slangkomponente kann ich nicht nachvollziehen, das hängt wohl von der jeweiligen Sprachprägung ab. LG, eky
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