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Alt 26.11.2009, 20:02   #1
Corazon
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Registriert seit: 06.11.2009
Beiträge: 624
Standard Narkosen, Narben und Doktoren

Ich neige im Allgemeinen keineswegs zur Eitelkeit, obwohl mir das gelegentlich unterstellt wird. Mir ist durchaus bewusst, dass sich der Wert eines Menschen nicht an Äusserlichkeiten festmachen lässt, dass die inneren Werte zählen.
Dennoch lege ich Wert auf ein gepflegtes Äusseres und dazu gehören für mich auch korrekte Zähne ohne Fehler. Diesem Idealbild standen bei mir allerdings vier Weisheitszähne im Weg, die mit den anderen Zähnen nicht harmonieren wollten. Die mussten also raus.
Natürlich bin ich keine Kriegerprinzessin, noch zeichne ich mich durch übermässige Tapferkeit aus. Also entschied ich mich nach einer ausführlichen Beratung bei meinem Kieferorthopäden zu einer Vollnarkose. Alle vier Zähne könnten so gezogen werden und ich würde kaum was davon mitbekommen. Der Zahnarzt war ausgesprochen nett und charmant, nachdem er mir verschiedene schöne Dinge über meine begehrenswerte bronzene Hautfarbe, mein sympathisches Lächeln, und meine nahezu perfekte Figur erzählt hatte, besass er mein vollstes Vertrauen.
Bedauerlicherweise sah meine Krankenkasse die Notwendigkeit einer Vollnarkose nicht ein, so dass ich die 200 Euro Kosten für die Narkose selbst bezahlen musste. Ich hatte aber keine grosse Mühe diese Ausgaben auf meinen Vater abzuwälzen, wenn man ihn richtig behandelt und die richtigen Worte findet ist ihm kein Opfer zu gross. Nachdem er wie immer bereitwillig seine Brieftasche öffnete, versicherte ich ihm, dass er der beste Vater der Welt sei. Er meinte diese Aussage sei allein schon 200 Euro wert. Ich musste ihm recht geben.
Der Eingriff verlief dann auch völlig problemlos. Blöd war nur, dass genäht wurde und in zwei Wochen die Fäden gezogen werden sollten. Das stellte ich mir recht unangenehm vor.
Als es soweit war fragte ich meinen charmanten Zahnarzt ob es sehr weh tun würde. Er antwortete: "Natürlich, Frau Alvarez, viele sterben sogar dabei!". Das war nun genau die Art Humor, die ich liebe und ich lachte und fühlte mich gleich wohler.
Das Fäden ziehen war dann wirklich nicht der Rede wert und nicht zuletzt deshalb zuckte ich nicht ein einziges Mal. Ich war an diesem Tag der letzte Patient, der Zahnarzt hatte Zeit und fragte mich ob sonst alles okay sei, ob er noch was für mich tun könne. Er war sehr interessiert an meinem Wohlbefinden und äusserst charmant, das gefiel mir.
Ich erwähnte, dass ich zwei kleine Narben von einer Windpockenerkrankung als Kind habe, eine auf der Nase und eine an der Wange und die gerne wegbekäme. Ich erwähnte, dass ich schon in einer Laser Klinik war, mir man aber dort erzählte, weglasern sei bei meiner Hautfarbe problematisch, es würden Flecken entstehen. Er meinte, er wolle sich das mal anschauen. Ich war zunächst überrascht, dass ich mich vollständig frei machen musste, aber es war ja verständlich, dass ein guter Arzt sich ein komplettes Bild machen musste. Das tat er dann auch, er untersuchte meine Hautstruktur und liess auch nicht die kleinste Stelle meines Körpers aus. Das imponierte mir. Genau wie die netten Bemerkungen, die er über meine Haut und gewisse Stellen meines Körpers machte. Viele Männer machen Komplimente, aber ein Arzt ist ja doch eine Kapazität und ohne Hintergedanken wie so viele Männer. Schliesslich verpflichtet ihn ein Eid.
Er meinte - nachdem seine gründliche Untersuchung abgeschlossen war - er hätte was für mich. Eine Creme namens Dermatix, die, wenn ich sie regelmässig über einen längeren Zeitraum, so etwa drei Monate, anwende, meine Narben fast restlos beseitigen würde. Ich war dankbar über sein Wissen und seinen Rat. Nicht irgendein Wundermittel, sondern ein ärztlich empfohlenes, seriöses pharmazeutisches Präparat. Ich verabschiedete mich dankend und ging gleich in die nächste Apotheke. Die Creme musste bestellt werden, satte 100 Euro für 60g. Aber ich wusste, dass mein Vater sicher verstehen würde, dass ich die Narben weghaben wollte, und richtig, er enttäuschte mich nicht. Anfangs war er, genau wie ich, ein wenig skeptisch, aber nachdem ich die Creme knapp drei Monate angewendet hatte, waren die Narben tatsächlich zu 99% verschwunden. Das hat mich sehr glücklich gemacht.
Ich kaufte mir zur Feier dieses Ereignisses ein schönes Parfüm, L von Lolita Lempicka. Das werde ich tragen, wenn ich zum Zahnarzt gehe um mich für seinen Tip zu bedanken. Ich weiss noch nicht genau wie, aber irgendeine spritzige Idee wird mir schon kommen.
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