![]() |
![]() |
#5 | ||
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
|
![]()
Moin Quicksilver,
ja, du hast zweifellos Recht. Und wie oft hört man von den im Text beschriebenen Dingen, die ganz in unserer Nähe passieren. Nun bin ich aber nicht der Typ des Wegschauens. Ich kam letztens, selbst in einem Fahrzeug fahrend, dazu, als im Gegenverkehr ein Auffahrunfall geschah. Genau gegenüber einer Bushaltestelle, an der einige Leute standen. Ich fuhr sofort ran und schaute erst mal nach den Unfallopfern, das Handy schon in der Hand, denn es hatte mächtig gerumst. Alle anderen blieben stehen und überließen mir die Initiative. Die beiden Fahrzeugführer standen lediglich unter leichtem Schock, die Dame, deren Heck ( ![]() Ok, das Fahrzeug musste weg. Ich zeigte auf zwei kräftige, junge Burschen an der Bushaltestelle und forderte sie auf, mit mir zusammen den Wagen in eine nahegelegene Einfahrt zu schieben, wo er nicht behindernd stehen konnte. Das taten sie dann auch, aber es bedurfte schon der Aufforderung, weil es hatte sich wirklich sonst niemand gerührt. Alle standen da und starrten nur. Das wollte ich damit ausdrücken. Manchmal reicht es schon aus, nur die Augen offen zu halten und nicht vor den Nöten der anderen zu verschließen... ![]() Ja norbert, aber es ist so schlimm, wie hier beschrieben. Und es kann überall geschehen, in deiner, wie in meiner Nachbarschaft. Dort ist es (manchmal) unverständlicherweise besser versteckt, als ein kleiner militärischer Einsatz auf einem anderen Kontinent. Dabei sind ein paar Menschen draufgegagngen, aber dafür trage ich ja keine Verantwortung. Ich kann mich zwar im Nachhinein empören, aber zu ändern ist das nicht. Niemand schaut gerne in die eigenen Abgründe. Kurzes Beispiel gefällig? Ich bekam in der Nacht einen Auftrag von der Taxizentrale. Dieser entpuppte sich als sogenannte Einkaufsfahrt. Ich sollte also etwas besorgen und musste mir vorher Geld und Bestellung beim Kunden abholen. Der Kunde erwies sich als ältere Dame, zwischen sechzig und siebzig, ich konnte es in ihrem desolaten Zustand nicht genau festlegen. Sie öffnete die Tür, bekleidet nur mit einem Nachthemd, auf dem deutliche Spuren von Exkrementen und anderen Substanzen zu erkennen waren und bat mich herein. In der Wohnung roch es furchtbar, säuerlich, Alkoholgeruch und Ammoniakdämpfe stiegen mir in die Nase und als ich in die Küche kam, dachte ich, mich träfe der Schlag. Speisereste und schmutziges Geschirr, eine total versiffte Koch- und Spülzeile und meine Sohlen klebten bei jedem Schritt am Boden fest. Sie gab mir Geld und einen Einkaufszettel. Alkohol und Zigaretten natürlich. Mein Weg führte mich zur nächstgelegenen Tankestelle, dort kaufte ich ein, dann kehrte ich zurück und verstaute Ware, Taxiquittung und Restgeld in einer Plastiktüte. Ich klingelte, sie öffnete und bat mich herein. Das lehnte ich ab und stellte die Tüte nur direkt hinter die Tür. Sie bräuchte aber Hilfe, meinte sie zu mir. Ich erwiderte, daß ich das sähe, aber dazu wäre ich als Taxifahrer nicht qualifiziert. Dann verließ ich sie. Am nächsten Tag fuhr ich dort wieder hin und kingelte bei den Nachbarn, die ich fragte, ob sie wüssten, welches schreckliche Schicksal sich hinter der Türe gegenüber abspiele. Sie meinten, das ginge sie nichts an, worauf ich erwiderte, daß es das aber spätestens dann täte, wenn ihnen die Maden aus den Rollokästen entgegen kriechen würden. Sie schlossen mir die Tür vor der Nase und ich telefonierte mit einem Freund von der Kripo, der den Sozialdienst der Stadt daraufhin einschaltete. Der Frau konnte geholfen werden. Für den Moment zumindest. Ich schweife aus, ich weiß, doch Afrika ist gar nicht so weit weg... ![]() Stimmt Leier, Zivilcourage ist ein sehr dehnbarer Begriff, vor allem ist das Auslegungssache. Ich möchte mal kurz Wikipedia zitieren: Zitat:
Wer will von sich behaupten, daß seine Überzeugung die einzig wahre ist? Und wenn dann jemand diese eigene Überzeugung radikal und mit unlauteren Mitteln versucht durchzusetzen, kann er durchaus in Konflikt mit den Behörden geraten. Darüberhinaus darf er sich nicht fragen, warum er die Aufmerksamkeit der Raufbolde erregt, die sich gerne zu ihresgleichen gesellen. Und wenn er das nicht einsieht, stur und uneinsichtig seinen Weg verfolgt, obwohl er inzwischen festgestellt hat, daß niemand seinen Kampf wirklich unterstützt und er sich weiterhin gegen die Allgemeinheit stellt, dann ist es nicht verwunderlich, daß dies belächelt und als schrullig angesehen wird. Soziales Engagement ist nie schlecht, doch sollte er der Zeit angepasst sein. Der Begriff Eifer erscheint mir in diesem Zusammenhang sehr negativ konnotiert, assoziert er doch eng mit dem Begriff Fanatismus. Da möchte ich gerne nochmal Wikipedia zitieren: Zitat:
![]() Vielen Dank für eure zustimmenden Kommentare... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
__________________
Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
||
![]() |
![]() |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
Themen-Optionen | |
Ansicht | |
|
|