17.01.2010, 19:40 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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Der Steuer Schuld
Der Steuer Schuld
Ich brüte über meiner Steuerschuld Und wühle quer durch Akten und Papiere. Nicht dass ich im Entferntesten kapiere, Was Recht und Unrecht wär. Und die Geduld, Die ist es, die ich heftigst strapaziere: Sie wird dadurch zum Riesenkatapult Für Bürgerärgerstaatsbeschimpfungskult. Worauf ich mich nun eifrig kapriziere, Ist das Vermeiden einer Überweisung Von großem Ausmaß an den fernen Staat. Das Steuerkürzen gleicht so der Lobpreisung Von Lüge und versteckter böser Tat. Und, schwarz auf weiß, führt beinah zur Entgleisung Die Zahlung, die man mich zu leisten bat.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (18.01.2010 um 10:27 Uhr) |
17.01.2010, 23:12 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hallo walther,
ich weiß nicht, ob man ein so bissiges, witziges thema wirklich unbedingt in ein sonett quetschen sollte - ich musste jedenfalls das gedicht mehrmals lesen, um wirklich beides mitzukriegen: das sonett und auch die bissige selbstironie. dadurch wars mir ein bisschen mühsam - und ich kann mich nun nicht entscheiden; soll ichs ernst nehmen (sonett) oder drüber lachen(satire). "Bürgerärgerstaatsbeschimpfungskult" ist natürlich eine ganz entzückende Wortwurst! ein paar kleingkeiten sprachlicher natur sind mir auch noch aufgefallen: Ich denke doch es heißt: "das Überweisen von großem Ausmaß..." Die Steuer kürzen müsste entweder Das Steuerkürzen oder Die Steuer zu kürzen heißen. im letzten terzett ist ein ähnlicher fall, entweder: Von Lüge und versteckter, böser Tat oder Von Lüge, von der versteckten, bösen Tat. im großen und ganzen hab ich aber jetzt doch geschmunzelt. bin froh, dass bei mir daheim mein mann die steuererklärung macht! immer auf schiene, unentgleist, larin |
18.01.2010, 10:39 | #3 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. larin,
das Sonett hat sich durchaus - und nicht erst seit Robert Gernhardt - davon weg entwickelt, immer nur "ernst" zu sein. Als diskursive Gedichtform eignet sich die des Sonetts für die Diskussion unterschiedlichster Dinge. Daß in diesem Fall noch Satire über die Schulter lugt, liegt am schizoiden Verhalten, das uns Menschen in solchen Sachen eigen ist: Wir nehmen gerne die Vorteile in Anspruch, ohne damit zugleich auch die Beitragspflicht anzuerkennen. Diesen Zwiespalt (selbst)ironisch aufzubereiten, kommt dann doch der Sonettform als Lehr- und Lerngedicht wieder sehr zupaß, finde ich. Und dann ist es eben doch wieder ein ganz normales Sonett, weil der, der lesen wollte (und konnte), hat etwas mitnehmen können, nämlich ein Stück Erkenntnis über sich selbst. Danke für Deine hilfreichen Korrekturhinweise, die ich oben bereits umgesetzt habe. Und dafür, daß Du Dich zum Thema geäußert hast. LG W.
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25.01.2010, 22:39 | #4 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Hallo Walther,
ja, das Sonett ist schon eine mächtige Lyrikwaffe. Ich halte es für die scharfe Axt der gehobenen Poesie und ich finde, daß man jedes Thema, wenn man das Handwerk beherrscht, damit gezielt umsetzen kann. Das ist dir hier gelungen. Außerdem hast du ein interessantes Reimschema verwendet, indem du den Klammerreim der ersten Strophe zum Binnenreim der zweiten und umgekehrt machtest. Das ist mir allerdings erst beim zweiten Lesen aufgefallen, ich dachte nur, da stimmt doch was nicht. Ich denke auch, daß ein jeder Bürger eines Landes zur Aufrechterhaltung des Staates nach bestem Wissen und Gewissen beitragen sollte. Natürlich klagt mancher über die Steuerlast und ich finde auch, daß viele Steuergelder verschwendet oder nicht sinnvoll eingesetzt werden. Manchmal fühlt man sich als Bürger aus den o.a. Gründen auch bestraft und ausgenutzt und so wundert es nicht, daß Steuerbetrug schon fast ein Volkssport geworden ist. Und noch eines dazu: Unser Steuersystem ist viel zu kompliziert und zum Teil ungerecht. Wenn unsere Politiker dann von Steuersenkungen reden, dann ahnen die meisten schon wieder den Hasenfuß, denn geschenkt bekommt man heutzutage gar nichts. Die Frage aber lautet, wie soll die Wirtschaft wieder in Gang kommen, wenn den Leuten nichts mehr in der Geldbörse verbleibt? Nur wer Kohle hat, kann auch konsumieren. Und bei den heutigen Preisen für Energie und Rohstoffe müssen die Leute sparen, damit sie die 13.Miete auch noch bezahlen können. Da bleibt vielen kein Geld mehr übrig für irgendwelchen Schnickschnack. Fazit: Steuern ja, schamloses Abkassieren nein. Gelungenes Sonett. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
26.01.2010, 22:15 | #5 |
Gelegenheitsdichter
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Lb. Falderwald,
danke für Deinen Eintrag. Das verwandte Reimschema ist das Friedrich Rückerts und August von Platens. Es hat die Form abba baab cdc dcd. Ich setze es in Varianten ein, schreibe aber durchaus auch typische Shakespeare Sonett in der Form abab cdcd efef gg. Diese haben meist auch eine etwas andere Satzform und sind für die "conclusio" im letzten Reimpaar bekannt. In der Tat ist das Sonett eine der schärfsten Waffen, die die Lyrik zu bieten hat. Um 1000 am Hof Friedrichs des Großen in auf Sizilien entstanden, hat es einen Siegeszug durch Europa und die Zeitalter angetreten, um heute immer noch und immer wieder zu begeistern. Ich schreibe gerade meinen dritten Sonettkranz, wobei ich diesmal einen vollkommenen Reimkreis mit Meistersonett anstrebe. Aber das wird noch eine Weile dauern. Das erste Sonett des Kranzes ist bereits in diesem Form gelandet, um das Konzept einmal anzutesten. Ich verrate aber nicht, welches Sonett es ist. In der Tat habe ich mir auch bei den Reimen eine gewisse Arbeit gemacht. Und ich hoffe, auch der Inhalt ist - trotz der Sprachkunststücke - noch ein wenig zur Geltung gekommen. LG W.
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