Psych. Eilandpraxis: Dr. h.c. Fred Aldwal

[Dr. h.c. Fred Aldwal]

Liebste Stimme der Zeit,

man hat Ihnen einen guten Rat gegeben.
Wer sich bei mir einfindet, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen, da sind Sie schon genau richtig.
Da Sie mich zum ersten Mal konsultieren, begrüße ich Sie ganz herzlich.
Nennen Sie mich Fred, Stimme, und vertrauen Sie mir.

Vor kurzer Zeit, mit echter Wucht,
da packte mich - die Reimesucht!
Ich reime ständig, Tag und Nacht,
was mir jetzt wirklich Sorgen macht.

Ach Kind, so geht es mir seit Jahren,
davor kann ich Sie nicht bewahren,
das ist, so folgt daraus der Schluss,
ein Ding mit dem man leben muss.

Mit Stift und Zettel in der Bahn,
fing ich selbst dort zu reimen an;
am Arbeitsplatz, ein Klingelton -
mein Gott, ich reim am Telefon!

Ich sage Ihnen im Geheimen,
bekämpfen Sie es nicht, weil Reimen
dem wahren Dichter nur gelingt,
wenn er sich niemals dazu zwingt.

Ich traf mich mit 'nem netten Mann
und hoffte, dass ich's lassen kann,
als ich dann auf das Örtchen ging,
da riss er aus - ich armes Ding!

Das ist ein Punkt, den ich verstehe
und helfen kann ich auch, ich sehe
da durchaus eine Möglichkeit:
Ich hätte heute für Sie Zeit.

Den Kaffee trinke ich meist kalt,
das Reimen packt mich mit Gewalt.
Ein jeder nimmt vor mir Reißaus.
Herr Doktor, das wird mir zum Graus!

Ich trinke Gin, das lässt mich kalt,
jedoch den zweiten Sachverhalt
kann ich durchaus gut nachvollziehen,
ich werde nicht vor Ihnen fliehen.

Trochäus, Jambus, Daktylus,
wie kann ich mich erwehren?
Ich fange an, das ist abstrus,
per Kreuzreim zu verkehren!

Egal, wie Sie das Spiel benennen,
Sie brauchen sich nicht wehren,
im Kreuzreim will ich mich bekennen,
auch gerne zu verkehren.

Ich sende einen Leidensgruß,
und frage: Gibt's Tabletten?
Will weiterreimen, mache Schluss,
mir schwant was von Sonetten ...

Tabletten nicht, doch einen Wein,
der könnte Sie sanieren,
es wird mir eine Freude sein,
Sie gut zu therapieren.

Willkommen in der Praxis Eiland,
ich werde aber nicht Ihr Heiland,
wer sich auf mich verlässt, wird merken,
dass seine Sorgen sich verstärken.


Alles wird gut.

Immer freundlich und adrett

Ihr Fred.
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