27.11.2011, 13:14 | #1 |
Gast
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gestatten, minotaurus
Guten Tag! Wie ich heiße, tut eigentlich gar nichts zur Sache.
Doch ich warne euch: Nehmt euch in Acht, denn ich trage die Hörner nicht umsonst und ich bring sie nicht los, ganz egal, was ich mache. Hab schon alles versucht, auch mit neuestem Hornhautentferner. Ich ernähre mich immer und ausschliesslich nur kannibalisch. Viel genügsamer ist es, zu kauen Gemüse und Körner. Das ist a u c h, geb ich zu, irgendwie und durchaus animalisch. Aber i c h mag halt einfach ein frisches Stück Menschenfleisch gern! (bu!) Darum wend ich mich nun mit der Frage an Sie, werte Leser, ob sich einer erbarme und gütig mir schreibe, sofern er eventuell da sich auskennt und zufällig weiss, wie das Böse retuschiert werden kann, zum Verschwinden gebracht und ich schöner. Geändert von wolo von thurland (27.11.2011 um 22:30 Uhr) |
27.11.2011, 17:04 | #2 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, wolo,
wenn ich mich nicht irre, gehören die beiden von dir heute geposteten Gedichte thematisch (indirekt) zusammen. Dort spricht jemand vom Verlust von Vertrauen und Glauben (bzw. deren symbolischem Tod); hier spricht das "Böse", das zwar (scheinheilig) vor sich warnt, sich aber gleichzeitig auch verharmlost. Der Minotaurus möchte sich nicht ändern, ihm tut auch nichts leid - er möchte nur erfolgreicher täuschen. Dafür müssten die verflixten Hörner weg, die ihn immer wieder "verraten". Trotzdem habe ich an der Stelle mit "(bu!)" aufgelacht. Auch die ganze Sprache (Ausdrucksweise) und die übermittelte - wie soll ich es nennen - "Einfalt" sorgen dafür, dass das Gedicht eine Art "zwiespältigen" Humor zeigt. Es heißt ja, das Böse wäre dumm, aber das hier nenne ich ein Paradebeispiel dafür. Seinen "potentiellen Opfern" a) eine Warnung zukommen zu lassen, b) das Vorhandensein der Hörner einzugestehen, c) zuzugeben, kannibalistisch veranlagt zu sein (ergo böse) und dazu noch d) gerade diese um Hilfe zu bitten, um seine wahre Natur besser verbergen zu können - also das ist, so wirkt es auf mich, selten dämlich. Und daher irgendwie auch beinahe "naiv", ja, fast komisch. Und im "echten Leben" immer wieder zu beobachten, oh ja! Was das Formale betrifft: Ich weiß, du schätzt da ein "offenes Wort". Mir ist klar, dass du sehr wohl ein regelmäßiges Metrum beherrschst (auch Hexameter und Distichon, das hast du bereits gezeigt), also gehe ich davon aus, dass die hier vorhandene "Uneindeutigkeit" beabsichtigt ist. Bei mir macht es allerdings einen Teil der "Wirkung" eher zunichte, geb ich zu, irgendwie und durchaus, nein, nicht animalisch, ehrlich. Zitat:
Mein Problem ist hier, dass ich mir das Ganze zwar in bewusster Absicht größtenteils "zurechtlesen" kann, aber mir gefällt eine solche "Uneindeutigkeit" bzw. "Uneinheitlichkeit" eben nicht sonderlich. Ich lese, und ich finde den "Takt" nicht, sondern muss "bewusst zurechtbiegen". Wobei: Ich sage nicht, dass das Metrum wirklich schlecht ist, aber gut ist es auch nicht. Irgendwie "nicht greifbar". Also stehe ich diesem Gedicht sehr "zwiespältig" gegenüber. Inhaltlich finde ich es eine feine Sache, metrisch eher das Gegenteil. Trotz der Übereinstimmung (die mich absichtlich das Wort "zwiespältig" zwei Mal verwenden ließ), "wirkt" bzw. "zündet" es nicht so, wie es soll, wenn du verstehst, was ich meine. Von daher also gerne und ungern gelesen. (Auf deinen eigenen Wunsch hin offen und direkt. ) Liebe Grüße Stimme
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27.11.2011, 22:22 | #3 |
Gast
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hallo sdz
danke fürs lesen und die viele arbeit. da hast du mir aber grosse hausaufgaben gegeben. beziehungsweise du hast mir rückgemeldet, dass mein intendiertes versmass überhaupt nicht durchgeschienen hat. das ist mir sehr willkommen, aber es zu verdauen im sinne von: schlau werden, wie ich das hätte verhindern können, braucht einige zeit. deshalb die recht kurze antwort mit nur minimsten änderungen am text: - intendiertes versmass: xxXxxXxxXxxXxxXxxXx guten TAG! wie ich HEI ße tut EI gentlich GAR nichts zur SA che even TUELL da sich AUS kennt und ZU fällig WEIß wie das BÖ se - regelbruch bei "sofern er" menschenfressergedichte fallen bei mir durchaus unter humor. es gibt nicht sehr viele reime auf "hörner". auch gedichte, die einen leser ansprechen, sehe ich bei humor. womit ich nicht behaupten möchte, dass diese verse für jemanden (ausser für mich) lustig seien. - wenn ich es nicht schaffe, in den ersten beiden zeilen den leser auf mein metrum hinzuführen, ernte ich mit recht eine solche kritik. aber vielleicht hast du mir ja dafür noch einen tipp, obwohl du, von mir unabsichtlich in die irre geführt (würde zwar toll zum labyrinth des minotaurus passen, eigentlich...??!!), mehrere zeilen vergeblich ge-x-t hast. (sorry) ok. soviel für heute lg wolo |
27.11.2011, 23:09 | #4 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Guten Abend, wolo,
ein Anapäst? Ehrlich, darauf wäre ich nicht gekommen. Denn du beginnst eindeutig mit Worten, die in dieses Betonungsmuster gar nicht hineinpassen: "Guten" Xx und in dem anderen von dir als Beispiel angeführten Vers "eventuell" xXxX. Ein Anpäst ist in der deutschen Sprache sehr schwer, da er nicht zu unserer "natürlichen" Sprachmelodie passt. Aber ein paar Tipps kann ich geben: Am besten ist es, z. B. so zu beginnen, und das (bestenfalls) in den ersten zwei Versen "durchzuhalten": Der empfindliche xxXxx Die verlorene xxXxx So gefährliche xxXxx Und ersichtliche xxXxx Also z. B. mit einem Artikel oder einer Konjunktion "starten", am besten mit einem kurzen Vokal, gefolgt von einem Wort mit einer unbetonten Vorsilbe - im "Idealfall" auch noch mit einer unbetonten Nachsilbe. Mit einem Wort zu beginnen, das gegen seine "natürliche" Betonung "zwangsunbetont" werden muss, das funktioniert nicht. Du weißt doch sicher Bescheid über die im Deutschen übliche Betonung der "Stammsilbe" (von Ausnahmen abgesehen ist das die Regel, es sind hauptsächlich Fremdworte, die evtl. anders betont werden). Der Anapäst ist etwas, das es "eigentlich nicht gibt", also muss man hier konsequent sein. Da ich, wie du richtig schreibst, da "nicht hineinfand", habe ich auch die Verse, die als Anapäst "funktioniert" hätten, nicht so gelesen. Ich würde auf jeden Fall versuchen, "eindeutige" Versanfänge zumindest auf die ersten beiden Verse in der ersten Strophe zu legen und je einen dieser "Machart" in die ersten Verse der nachfolgenden Strophen, um einen Leser "hinein finden zu lassen". Aber auf keinen Fall ein Wort verwenden, das auf der ersten Silbe betont wird! Die gemeinsame ... So betrübliche ... Ist wohl richtig, doch ... Ich muss lachen, denn ... Enervierende Weiber, die glauben doch immer, sie wüssten es besser. xxXxxXxxXxxXxxXxxXx (Auch ein Fremdwort funktioniert dann am Versbeginn gut, obwohl jetzt ersichtlich wird, dass die Melodie nicht "passt".) Das ist jetzt natürlich "Quark", was ich da schreibe, aber so "haut es hin". Der Anapäst im Deutschen heißt: Tricksen und gut überlegen. Zitat:
Dass sich dein Anapäst reimt, das stört mich gar nicht, habe ich auch schon gemacht. Und: Ich sage nicht, dass das Gedicht schlecht ist, es "haut nur nicht hin". Ich hoffe, ich habe dir jetzt "Stoff" für deine "Hausaufgaben" geliefert. Liebe Grüße Stimme
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Geändert von Stimme der Zeit (27.11.2011 um 23:21 Uhr) Grund: Kleine Ergänzung. |
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28.11.2011, 10:02 | #5 |
Gast
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ja. danke.
lg wolo |
28.11.2011, 10:20 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo, wolo,
nur kurz die verdutzte Frage: Kam das jetzt falsch rüber? War nur gut gemeint, allen Ernstes. Hier kann ich nur einen "ratlosen Blick" als Antwort geben. Liebe Grüße Stimme
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28.11.2011, 11:34 | #7 |
Gast
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hallo sdz
nein. um himmels willen! alles bestens. ich habe auch schon hausaufgaben gemacht. lg wolo |
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