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Alt 05.05.2012, 18:15   #6
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asphaltwaldwesen
 
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liebe larin, lieber wüstenvogel,


euren antworten entnehme ich, dass die letzte zeile ev. nicht genügend hervorhebt, dass nicht das schreiben an sich vom LyrIch in frage gestellt wird, sondern das motiv dafür, es zu tun und auf welche weise.

ich bedanke mich recht herzlich für die aufmunternden worte, lieber wüstenvogel! die sind schon gut angekommen und ich werde sicherlich nicht damit aufhören, mit euch durch wälder und wiesen zu streifen, weil ich weiß, hier bin ich gut aufgehoben.


Zitat:
wir produzieren uns halt alle gerne.

....
gewisse rückschläge: je mehr man in die materie eindringt, desto größer ist die gefahr, dass man die unbefangenheit verliert.
und dann kommt sie daher, die quälende motiv - frage.
es wurde doch alles schon mal gesagt , oder etwa nicht?
ja, so ist das wohl, liebe larin.

und ich denke, alles, was du so klug hier erwähnst, gehört mit dazu. sich in frage zu stellen ist, wie auch wüstenvogel schon richtig erwähnte, nie falsch. worüber sich also den kopf zerbrechen? (und das vor allem ja nicht zum ersten mal).

sich zu produzieren, sich darzustellen nach außen - ich hab das thema oft mit meinen schülern besprochen "der mensch, einerseits individuum, andrerseits möchte er sich in einer menge aufgehoben fühlen". das thema "mode" ist dazu ein guter anlass. wir alle versuchen über unsere kleidung signale zu setzen. und gehen dabei immer diese grenze von herausstechen und konformismus entlang. manchmal ein stück weit vor dieser grenzlinie, manchmal dahinter, manchmal genau auf ihr. je nach bedarf.

die gedichte sind also wie das "rote halstuch", das mich - getragen zu jeans und weißem t-shirt (um nicht zu sehr aus der reihe zu tanzen) - dann doch ein klein wenig (und im rahmen) aus der menge herausheben soll. etwas, das, wenn man ja weiß, dass rote halstücher jetzt gar nicht sooo gewagt sind (oder der aktuelle modisch-letzte schrei zwar gewagt, aber dafür schon wieder einheitslook und damit "gängig" ist), wie ein paradoxon wirkt.

ich bin dichter - damit hab ich etwas für mich gewählt als ausdrucksmittel, das in gewisser weise "introvertiert" wirkt (weil doch viel innenschau damit verbunden ist), das aber durch das veröffentlichen zu einer eher exhibitionistischen handlung wird. das zarte dichterseelchen also eigentlich das einer rampensau?
wenn ja, ist es eine sehr sanfte, leise rampensau.

mein text ist eigentlich eher anlässlich eines dieser momente entstanden, wo man sich neu gestalten muss, um einer inneren entwicklung auch nach außen raum und gestalt zu geben. wie eine häutung einer larve sozusagen, wenn es zeit wird fürs nächste stadium der entwicklung.

ich hatte das bereits einmal und auch damals hab ich radikal altes abgestriffen. es hat dazu geführt, (behaupte ich mal), dass ich zwar viel weniger dichte, aber die qualität der texte für mich spürbar dichter geworden ist.

von einem solchen prozess handelt auch mein text. die "alten wald- und wiesengedichte" sind zwar noch immer teil von einem - in einer essenz ihrer aussage und in ihrem versuch, etwas zu fassen. doch sie sind noch nicht "angekommen". oder besser gesagt "ich hab mich von ihnen ein stück weit entfernt", "bin voraus". jetzt muss erst wieder alles zusammenfinden, um sich stimmig anzufühlen.

ein prozess, der vielleicht schmerzhafter nach außen hin aussieht, als er ist. es ist veränderung. meist auch gar nicht so "unerwartet" oder unabsehbar, wie man das vielleicht manchmal empfindet. sie hat sich schon angekündigt. jetzt ist nur der letzte alte chitin-panzer abgestreift und man fühlt sich ein wenig weich und verletzlich, bis die neue hülle (= orientierung) wieder stabil trägt und stützt.

mein alter panzer waren ganz viele halbgare gedichte, die ich ausgemistet habe. von sechs jahren schreiberei sind ca. 75 bis 80 texte übriggeblieben, die ich zeitlos gut und als "stimmig" empfinde. ich fand dieses ergebnis und die tatsache, dass ich gar nicht geplant hatte, rigoros auszumisten, schon sehr spannend - auch für mich selbst.

die wälder und wiesen werden auch weiterhin bedichtet. bloß aus leicht anderer perspektive vermutlich.

nach all dem klugen blabla von mir möchte ich noch loswerden, dass mich das echo auf mein gedicht sogar erstaunt in seiner intensität. es freut mich auch sehr. danke nochmals!!!



eure fee
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"Gedichte sind Geschenke an die Aufmerksamen" Paul Celan

Geändert von fee (05.05.2012 um 18:18 Uhr)
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