01.06.2012, 20:20 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Im Kirschbaum
Rubinrot funkelt im Gewirr der Zweige
die Sehnsucht längst verklungener Kinderzeit: Ach, Kirschbaum, sei mir gnädig doch und neige die Äste tiefer! Voller Seligkeit ergreif ich nun wie einst die süße Gabe, mit der du überreich mich neu beschenkst! Weit kernespuckend freu ich mich der Labe, die du verlockend in die Wipfel hängst. Dann nehm ich noch von dir zwei Angebinde: Ein Zwilling links, ein Zwilling rechts, für jedes Ohr- und streu verspielt ins Haar mir Blüten von der Linde. Ich war doch grad erst sieben, kommt mir vor...? Rubinrot funkelt im Gewirr der Zweige mein Inbegriff erfüllter Lebenslust. Geht auch mein eigner Lebenstraum zur Neige, mach ichs wie du: Voll Lachen in der Brust!
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (11.06.2012 um 17:51 Uhr) |
05.06.2012, 09:39 | #2 |
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Liebe larin,
wenn ich an diesem wunderschönen Gedicht eine kleine Kritik anbringen darf, dann nur an der letzten Zeile, die mir ein wenig zu trotzig klingt. Ich selbst würde mir nur wünschen, dass das eigenes Herz für andere so freudevoll und rubinrot in der Brust schlägt, wie die Kirschen im Baum. Danke für das schöne und tiefe Bild, dass du uns hier gemalt hast. Liebe Grüße Thomas |
07.06.2012, 08:13 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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morgen thomas,
ich weiß jetzt gar nicht, wie man die letzte zeile so lesen kann, dass sie trotzig klingt.... (aus meiner sicht war da nur zuversicht mit eingepackt, zuversicht angesichts eines unvermeidlichen endes...) das lachen in der brust käme dann den rubinroten kirschen gleich. wie auch immer: danke für deine rückmeldung! jetzt hab ich was, worüber ich nachdenken kann. lg, larin
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07.06.2012, 16:30 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, Larin!
Sehr poetisch und voll weiser Heiter- wie Gelassenheit. Bloß das Bild eines Kirschbaumes mit Lachen in der Brust (dem Stamm???) will sich mir einfach nicht offenbaren. Da kann ich offenbar nicht ausreichend personifizieren. Und - warum verbrämst du die bloße Existenz dieses Gewächses mit scheinbar von ihm selbst empfundener Lebenslust und -heiterkeit? Nein - da projizierst du eher das eigene Empfinden im Zusammenhang mit Jugenderinnerungen. Dem Baum ist es herzlich wurscht...nein, nicht mal das, denn er verfügt über keinerlei Bewußtsein. Dieser Vergleich hinkt für mich. Ansonsten wunderbar getextet! Sehr gerne gelesen und mitgenossen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
07.06.2012, 17:59 | #5 |
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O je, larin,
mache dir bitte keinen Kopf. Ich habe mich ungeschickt ausgedrückt. 'Trotzig' ist ein viel zu starkes Wort. Ich meinte etwas zu direkt, zu unvermittelt. Ich wollte auch nicht, dass du änderst. Das Gedicht ist sehr schön. Liebe Grüße Thomas |
07.06.2012, 23:47 | #6 | |
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ach erich,
bist du heute mit dem photorealismusblick aufgèwacht? Zitat:
(es sei denn , er beschreibt lediglich, und das in gereimter form - aber das fände ich dann eher langweilig) klar empfindet der baum keine "lebenslust" - das lyrich tut das ( indem es seine eigene befindlichkeit in dem wahrgenommenen sich widerspiegeln lässt). der baum neigt auch nicht "gnädig die äste herunter" , sie hängen einfach nur so! genauso kann auch ein dunkler himmel nicht "drohend" sein usw. dem himmel, wenn er dunkel ist, ists nämlich wurscht, nur wir fühlen dann halt so oder so. wenn ich einen kischbaum mit reifen früchten betrachte, dann lacht mir das herz im leibe ( und also "lacht dann auch der baum" für mich. das ist eine klare projektion. unsere düsteren stimmungen projizieren wir ja schließlcih auch auf alles und jedes) und nein, thomas, ganz falsch ist die sache mit dem "trotz" auch nicht, denn: das lyrich trotzt ja - es trotzt aber anders - nämlich der tatsache seiner unwiderruflich näherrückenden endlichkeit und den damit verbundenen gefühlen von verlust und trauer! man kann über die eigene endlichkeit wehklagen - oder man kann sich zu einer art innerem widerstand entschließen. in dem fall wars mir die rote kirsche, die als symbol herhalten musste. ( was, wie erich sehr richtig bemerkt, dem kirschbaum sicher auch wurscht ist, bzw nicht einmal zur "wurschtigkeit" kommts da bei ihm - für den existiere ich schlichtweg nicht! aber fürs lyrich macht die haltung doch einen wesentlichen unterschied. man kann das glas halb voll oder halb leer sehen - oder behaupten, da wäre nie ein glas gewesen..... ) jeder wie er will. und ich will mich freuen. kirschen helfen mir dabei ungemein. liebe grüße, larin
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Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich! Geändert von a.c.larin (07.06.2012 um 23:50 Uhr) |
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11.06.2012, 11:33 | #7 |
Galapapa
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Liebe larin,
lass mich gleich mit meiner Kritik beginnen: In Strophe 2, Vers 1 muss doch sicher "die" anstelle von "sie" stehen? Das war's auch schon! Ich habe mich in Dein Gedicht nicht philosophisch hineinvertieft; dazu kommt es mir viel zu leicht und fröhlich, lebenslustig daher. Ich habe es einfach auf mich wirken lassen und es hat mich mit einer großen Leichtigkeit mitgenommen in meine eigene Kindheit. Für einige, glückliche Momente saß ich in einer Astgabel des riesigen Kirschbaumes meines Großvaters an dem Wiesenhang nahe dem Waldrand, links und rechts einen Zwilling am Ohr als Vorrat bei der Rückkehr auf dem Boden und wähnte mich kernespuckend mit rotumrandetem Mund. Wenn Du mit Deinem Gedicht eben diese Momente zurückholen und diese Gefühle beschreiben wolltest, dann ist Dir das ganz ausgezeichnet gelungen. Mit einer Prise Melancholie beschreibst Du die immer wiederkehrende Sehnsucht nach den glücklichen Kindertagen und zauberst Deine Erinnerungen leicht und unbeschwert tanzend in die Vorstellung des Betrachters. Ich kann nur sagen: Ganz toll!! Liebe Grüße! Galapapa |
11.06.2012, 17:59 | #8 |
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lieber galapapa,
du hast natürlich recht - ich hab mich vetippselt.... ich freue mich, dass du dich von mir in die kindheit hast entführen lassen. in meiner kindheit standen die kirschenbäume immer am zaunrand - aber in nachbars garten! ( und immer hingen die zweige ein kleines stück zu hoch. aber wenn man mal doch einen erwischen konnte oder wenn ein ast abbrach.... ) eigentlich kommen diese momente zu mir automatisch zurück, sobald ich irgendwo ein körbchen krischen ergattere und zu naschen beginnen. es könnte gut sein, dass eva dereinst im paradiese mit einer handvoll kirschen verführt wurde - und danach revanchierte sie sich und reichte dem adam einen apfel! und jetzt wissen wir auch, warum das obst obst heißt: obst willst oder nicht, den süßen früchtchen kann keiner lange widerstehen! liebe grüße, lass es dir schmecken! larin
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