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Alt 16.01.2014, 15:54   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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HI, Faldi!

Dein erster und gravierender Denkfehler ist hier, dass du mir unterstellst, am Ende eine Art "Allgemeingültigkeit" aussagen zu wollen. Mitnichten! Es ist dies lediglich eine gedankliche Momentaufnahme, die nur für mich, das LyrIch, von Belang ist und sich auch am Ende nur auf mich bezieht.

Nirgendwo wird ausgesagt, ALLE müssten so ausgebrannt sein wie hier offenbar das LyrIch, dass derlei aus seinem persönlichen Dunst heraus offensichtlich auch dem gelangweilten Tankstellenpersonal unterstellt.
Um ehrlich zu sein, diese Szene ist wirklich so passiert, als ich nach einem langen und aufreibenden Schultag mit vielen lästigen Klassen nach Hause fuhr und tanken musste. Da erschien mir dieser dröge Tankstellenfuzzi wie ein Abziehbild meines eigenen Lebens, des Scheiterns der eigenen Träume und Ideen.
Auch ich als Lehrer muss immer verständnisvoll, höflich und nett bleiben, wie der Typ dort mir gegenüber, egal, wie ich mich als Kunde aufführe. Die Karrierechancen verteilen sich in etwa auch gleich. Ich beklage mich letztlich nicht über meinen Mangel an Ehrgeiz, ebensowenig wie der Tankstellentyp - zumindest wollte ich es in diesem Moment so betrachten.
Ich fühlte damals eben bloß eine gewisse innere Verbundenheit mit der Leere in seinen Augen.

Mehr ist nicht dahinter.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 16.01.2014, 16:41   #2
Falderwald
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Servus Erich,

ich weiß nicht, ob es einen Denkfehler darstellt, wenn der Leser eine Geschichte erst einmal als rein fiktiv ansieht und dem Autor kein persönliches Erlebnis dabei unterstellt (Die Tankstelle hatte ich als Metapher und nicht wortwörtlich angenommen).
Somit wäre es ja auch eine Erzählung, quasi eine Nacherzählung eines tatsächlichen geschehenen Ereignisses.

Aber woraus geht das in dieser Geschichte hervor?

So wie du es darstellst, nehme ich es gerne als Selbstreflexion an, das ist schon klar, und ehrlich gesagt, hatte ich mir das auch schon gedacht.

Mein etwas kritisch betrachtender Beitrag erfolgte deshalb, weil diese Geschichte eben durch das Fehlen bestimmter Hinweise eindeutig geradezu eine Missinterpretation herausfordert.

Du schreibst:

Zitat:
Es ist dies lediglich eine gedankliche Momentaufnahme, die nur für mich, das LyrIch, von Belang ist und sich auch am Ende nur auf mich bezieht.
Das akzeptiere ich, aber das geht aus dem Kontext nicht hervor.
Dort steht lediglich die Beobachtung und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen.
Und am Ende spiegelt sich das nur insofern, dass der Protagonist quasi unterstellt, der Tankestellenmitarbeiter hat genau so ein Schicksal hinter bzw. vor sich.
So könnte es natürlich sein, mein Einwand bezog sich allerdings darauf, dass hier eine Beurteilung vorliegt, die eine Möglichkeit darstellt, aber nicht unbedingt den Tatsachen entsprechen muss.
Das meinte ich auch mit der Arroganz. Und diese Arroganz ist nicht persönlich zu nehmen, sondern als rein menschliche Arroganz zu betrachten, weil wir eben alle nur nach subjektiven Gesichtspunkten urteilen.

Nachdem wir das Inhaltliche jetzt erörtert haben, muss also die Kritik hier lauten, dass es in dieser Geschichte dem unbedarften Leser an Hinweisen mangelt, es fehlt etwas, denn die wahre Intention des Autors geht aus ihr alleine nicht hervor. Dazu bedurfte es deiner Erklärung.


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)




Geändert von Falderwald (16.01.2014 um 18:24 Uhr) Grund: Fehlerteufel korrigiert
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Alt 17.01.2014, 11:19   #3
Chavali
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Hi Erich,

kann es sein, dass ich zum ersten Mal Prosa von dir lese?
Mir scheint, der Ausflug ist dir recht gut gelungen, denn im Gegensatz zu Faldi
finde ich es legitim,
Spekulationen und Mutmaßungen anzustellen und Vergleiche zu ziehen.

Das ist hier eine Geschichte - wenn sie auch auf Tatsachen beruht, wie du schreibst -
in der man etwas hinzufügen oder weglassen kann.
Schließlich soll der Text ja kein journalistischer Bericht sein - wobei man sich auch dabei nicht immer auf
sachliche Tatsachen verlassen kann

Also:
Mir gefällt dieser Mischmasch aus Beobachtung und melancholischer und enttäuschter,
ja geradezu wütender Reflexion.
Ich finde nicht, dass es dazu einer Erklärung bedarf.
Der Leser mag sich selbst darin wiedererkennen oder auch nicht.
Er mag es verstehen oder den Kopf schütteln.

Auf alle Fälle vergnüglich zu lesen!

Lieben Gruß,
Chavali

__________________
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© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 17.01.2014, 11:53   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Chavi!

Allerliebst, dein schmusiges Grußkätzchen! Da möchte man nur noch knuddeln und knuddeln...

Vielen Dank für deine diverse Sicht der Dinge. So sehe ich es auch, aber Faldi zuliebe habe ich oben eine Art Untertitel eingefügt - für die reglementierenderen Gemüter...

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (17.01.2014 um 11:57 Uhr)
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