16.04.2014, 18:46 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ehrfucht
Ehrfurcht
Suchen wir ein übergroßes Sein, ehren unbestimmt erspürte Macht? Oder fühlen wir uns nur ganz klein, suchen Trost und Halt in dunkler Nacht? Jeder erfährt dieses Sehnen, keiner versteht es beizeiten. Soll das Verstehen sich dehnen, muss das Gefühlte uns leiten.
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Lineam rectam sequere Geändert von poetix (26.04.2014 um 09:46 Uhr) |
25.04.2014, 23:08 | #2 |
Lyrische Emotion
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Hallo poetix,
zunächst einmal fällt der Metrikwechsel von der ersten zur zweiten Strophe auf. Man kann das lesen, wundert sich aber doch beim ersten Mal sehr, wenn man vom Trochäus in den Daktylus quasi plötzlich hinein fällt. Interessant... Nun, ich spüre die innere Ehrfurcht vor der Natur auch immer wieder, ich muss sie einfach ehren, denn sie hat die Voraussetzungen für meine eigene Existenz erschaffen. Sie muss eine unglaubliche Macht besitzen, lässt sie doch Sterne, Planeten und andere Himmelskörper entstehen. Vor diesem Hintergrund kann sich ein Mensch nur ganz klein fühlen, zumindest körperlich, denn geistig kann er viel mehr erfassen, als seine materielle Hülle das vermuten lässt. Ob jeder aber dieses Sehnen versteht? Ich mag das bezweifeln, denn viele verbringen ihr Leben mit religiösen Betrachtungen oder anderen Idealen, denn für sie ist die Natur zu gewöhnlich, heben sie sich doch scheinbar von ihr ab. Aber auch die Gefühle werden letztendlich nicht weiterbringen, denn sie sind in diesem Zusammenhang nichts als eine spezielle Eigenschaft des Menschens. Zwar sind sie vorhanden, doch nehmen sie auf das Weltgeschehen und m. E. auch das Weltverstehen nicht den geringsten Einfluss. Von daher finde ich auch den eigentlich philosophischen Gedanken hier nicht wieder, mich dünkt es hier eher spirituell. Davon abgesehen aber gefällt mir der Text. Kleine Anmerkung: Den Begriff "erdehnen" gibt es in dieser Form nicht und als Neologismus geht er auch schlecht durch, man sieht ja, dass er dem Reim geschuldet ist und wohl "ausdehnen" aussagen sollte, was aber wegen der Betonung nicht funktioniert. Wie wäre es mit: "Soll das Verstehen sich dehnen," ... ? Damit wäre das angesprochene Problem beseitigt. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
26.04.2014, 08:51 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Falderwald,
vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Der Metrikwechsel soll den Übergang von der wahrgenommenen Situation zur reflektierenden Betrachtung verdeutlichen. Die erste Strophe fragend, die zweite antwortend. Es ist hier in der ersten Strophe nicht direkt ein Gegensatz von Natur zu Religion gemeint. Es wird nur die Frage gestellt, ob man eine höhere Macht (Gott) um ihrer Existenz willen sucht oder ob man sich nur klein gegenüber der Welt (der Natur) fühlt. In beiden Fällen sehnen wir uns nach einem Halt. Eventuell habe ich das hier nicht klar genug herausgearbeitet. Auch die Rolle des Gefühlten habe ich vielleicht nicht gut hinübergebracht. Hier ist gemeint, dass dieses Sehnen tief in uns angelegt ist und gefühlt werden kann, auch dann, wenn das Verstehen noch nicht so weit ist. Schließlich zum Wort "erdehnen". Ja, du hast Recht, das Wort ist eigentlich ausgestorben, was ich schade finde. Es hatte mir eigentlich gefallen. Andererseits besteht natürlich in diesem konkreten Fall die Gefahr, dass es wegen des Reimes "an den Haaren herbeigezogen" wirkt. Ich habe deshalb dankend deinen Vorschlag übernommen. Viele Grüße poetix
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Lineam rectam sequere Geändert von poetix (26.04.2014 um 08:55 Uhr) |
26.04.2014, 09:33 | #4 |
Lyrische Emotion
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Moin poetix,
ja, das habe ich verstanden. Das Problem bei jeder Art Dichtung (und Kunst) ist natürlich, dass der Künstler immer aus seiner subjektiven Sicht heraus (be)schreibt und der Leser aus derselben Sicht heraus liest und versteht. Nur sind wir alle individuell verschieden und so könnte ich mir vorstellen, dass auch das von dir angesprochenen Sehnen individuell stark ausgeprägt ist. Letztendlich kann, philosophisch betrachtet, die Antwort nur in jedem selbst zu finden sein, denn aus seiner Sicht (s.o.) stellt sich seine Welt genau so dar, wie er sie mit seinen individuellen Sinnen erfährt. Da gibt es einige Schnittmengen, aber auch eben einige Kontroversen in den Weltanschauungen. Ich würde nicht sagen, dass dein Text nicht klar genug ausgearbeitet ist oder bestimmte Dinge dort nicht gut herübergebracht wurden, sondern er zeigt eine Sicht der Dinge und zwar eine ganz bestimmte. Und die ist eben subjektiv, was auch nicht negativ gemeint, sondern nur als Anmerkung gedacht war, über die es zu diskutieren galt. Deshalb auch meine Anmerkung zu dem mehr spirituellen als philosophischen Charakter des Textes. Aber das ist ebenfalls nur subjektiv, denn auch ich musste schon öfter feststellen, dass Texte von mir auch nicht ganz das bewirkt haben, was ich mir davon auszudrücken erhoffte. Übrigens solltest du oben noch schnell den Artikel ändern (das Verstehen). Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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26.04.2014, 09:53 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Falderwald,
danke für den Hinweis auf den Artikel. Hatte ich übersehen. Es freut mich, dass du meinen Text als subjektive Meinungsäußerung akzeptierst. Mehr sollte er auch nicht sein. Dein Feedback war mir sehr hilfreich. Viele Grüße poetix
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