02.05.2014, 02:18 | #1 |
verkannt
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Kolonie
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Kolonie Ich seh die Lockenwicklerfrauen in ihren Kittelschürzen, die sich mit Tratschen übern Zaun den Tag verkürzen. Ich hör Kowalskis Melodie, die mit dem Wind durch kalte Aschekästen streift und etwas Grau in meinen Backsteinhimmel pfeift. Und diesen Jungen, mich, der sich mit Kohlenstrich blaue Blumen auf den Bordstein malt, während Mutter vor dem Haus die Milch bezahlt. Da sind die Männer mit der Flasche Bier, auf den Stufen vor der Tür noch schnell getrunken, zum Abschied wird noch kurz gewunken und im letzten Tageslicht mit dem Rad zur Dunkelschicht gefahren. Ich halt den Atem an und denk an das, was wir mal waren.
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© auf alle meine Texte „Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“ Dylan Thomas Geändert von Cebrail (06.05.2014 um 03:25 Uhr) Grund: wie immer |
02.05.2014, 09:23 | #2 |
Kiwifrüchtchen
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Hallo Cebrail,
eine gelungene Momentaufnahme präsentierst Du hier. Alltagsszene; eingefangen in Schwarz-Weiss; gefunden im Karton mit den alten Fotos. Sehr stimmungsvoll beschrieben. Was ich nicht einordnen kann ist 'Kohle(n?)strich'. Meinst Du einen Kohlestift? Oder einfach ein Stück Kohle? Auch meine ich, dass es 'mit Kohlestrichen' heissen müsse, da doch Blumen gemalt werden. Da die gezeichneten Blumen blau sind und nicht schwarz, wie man es von Kohle erwarten würde, nehme ich an, Du wolltest damit gezielt auf das Hoffnungssymbol, die 'blaue Blume' hinweisen. Gefällt mir, wie geschickt Du das eingeflochten hast. Das Komma nach 'Kohlestrich' ist zuviel es wird in der letzten Zeile benötigt: an das, was wir mal waren. Sehr gern gelesen und besenft. LG von Lailany
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (02.05.2014 um 09:26 Uhr) |
02.05.2014, 19:54 | #3 | |
Slawische Seele
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Lieber Cebi,
Lailany hat es schon vorgegeben. Ohne ihren Kommi gelesen zu haben, sah ich den Protagonisten auf dem Dachboden sitzen - wie er "fassungslos" über den unbeabsichtigten Fund (ich denke mir, er war aus einem ganz anderen Grund auf dem Dachboden gelandet) unbeabsichtigt vor sich hin "murmelt" und Reime erkennt. Die Situation als solche ist wohl vielen vertraut. Die Entdeckung/Erinnerungen, so wie sie einen "überrollen" und weitergegeben werden, ist neu und gelungen. Mit einem Stück Kohle blaue Blumen zu mahlen ist durchaus real. Kinder können das. Man mag darin fast gar nicht stören - es sollte als Momentaufnahme stehen bleiben. Trotzdem würde ich ein "sich" streichen. Die Blumen wurden bestimmt auch von anderen gesehen. Zitat:
Liebe Grüße Dana
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03.05.2014, 03:56 | #4 |
verkannt
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Hallo Lailany,
danke für deinen Kommentar. Mit deiner Interpretation liegst ziemlich richtig, nur das der Protagonist an den Ort seiner Kindheit zurückgekehrt ist und die Bilder vergangener Zeiten vor Augen hat. Es handelt sich um eine Bergbausiedlung und diese sind hier in der Region geprägt von roten Backsteinhäusern und es war üblich die Aschekästen am Bordstein abkühlen zu lassen, bevor man sie in die Aschentonne gab, ebenso war das was die Siedlung ausmachte, Kohle eben, immer griffbereit, von daher ist es das Stück Kohle welches ich hier beschreibe. Bei dem Kohlestrich bin ich mir nicht wirklich sicher, ob ich den Plural verwenden muss, da ich irgendwie auf den Innenreim – mich – Strich festgefahren bin, aber ich denke auf jeden Fall darüber nach. Die Kommata ;-), ich glaube das werde ich nie auf die Kette bekommen und ich setze sie immer intuitiv, da ich mir die Regeln nicht merken kann oder einen anderen Sprachrhythmus habe, werde ich ändern, danke dafür. Bei den blauen Blumen wollte ich wirklich auf das 'die blaue Blume' anspielen und auch einen Kontrast zu dem grau geprägten Alltagsbild schaffen, vielleicht auch auf ein Gefühl von Deplaztiertheit (gibt es dieses Wort überhaupt?) hinweisen oder einfach so was wie Sehnsucht mit reinschreiben. Schön dass es auffällt, ist übrigens mein Lieblingsmotiv. Danke für deinen Besuch in meinem Faden. Einen lieben Gruß C. Hallo Dana, einiges habe ich ja schon oben in meiner Antworten Laylany geschildert und ja, Kinder können das und da ich wohl in irgendeinem Verwandtschaftsverhältnis mit Peter Pan zu stehen scheine, gelingt mir das auch noch ab und an. Das „sich“ ist war eigentlich auch als Hinweis auf ein „ sich isoliert fühlen“ des Kindes gedacht, aber ich denke ich kann das ändern, ohne groß was an meiner Intention zu verbiegen, darüber nachdenken werde ich bestimmt. Zur spontanen Reimart will ich noch eben erwähnen, dass dieses Ding hier anfangs als Terzanelle gedacht war und ich beim Endresultat vor einer Art Gedichtesodoku stand, was ich dann wieder verworfen habe und die Worte einfach niederschrieb wie sie mir in den Sinn kamen. Ich danke dir für deinen Kommentar und die Anregungen dazu, denn wirklich gefallen will mir dieser Text noch nicht und ich schau einfach mal was draus wird. Dir auch einen einen lieben Gruß C.
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06.05.2014, 22:04 | #5 |
ADäquat
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Hi Cebi,
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07.05.2014, 09:41 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Cebrail,
dein Gedicht erzählt eine Szene aus fernen, längst vergangenen Tagen. Damals war der Alltag noch so, wie du ihn beschrieben hast. Ich habe noch echte Erinnerungen an diese Zeit. Ich schrieb mit Absicht nicht, die gute alte Zeit, denn jede Zeit hat ihr Vor- und Nachteile, aber die Kameradschaft unter den Menschen war definitiv eine andere. Früher haben wir in echter Gesellschaft gelebt, heute verkehren wir im Internet. Letzteres hat allerdings auch seine Vorzüge, gerade auch für solche wie mich, die nicht mehr ganz so auf dem Damm sind. Aber trotzdem möchte ich die alte Zeit nicht missen. Das hast dein gedicht mir sehr anschaulich wieder in Erinnerung gebarcht. Danke dafür. Herzliche Inselgrüße Narvik
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07.05.2014, 19:38 | #7 |
verkannt
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He Katzi,
ich muss gerade lächeln wenn ich von urlaubsbedingter Zeitknappheit lese, du tust mir fast leid . Schön dass dir die Worte gefallen und ja, es könnte eine Kindheitserinnerung sein, nur der Schreiber ist im Grunde doch eher einer aus dem Polaroidzeitalter und der Protagonist dann wohl eher aus der Sepiaabteilung. Was mich wundert, wieso positiv überrascht? … und hab ich mir schon selber so einen Stempel aufgedrückt, dass es ungewohnt wirkt wenn ich mal anders schreibe? Einen lieben Gruß C. Hallo Narvik, auch dir meinen dank für deinen Kommentar und ja, die Welt dreht und dreht, aber irgendwas bleibt immer hängen. Ich schätze mal in fünfzig Jahren werden die Kinder von heute auch von der' guten alten Zeit' reden, von einer Zeit in der man noch selber schreiben musste wenn man am Computer saß . Eine lieben Gruß an dich C.
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07.05.2014, 21:13 | #8 | ||
ADäquat
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08.05.2014, 21:01 | #9 |
Lyrische Emotion
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Hi Cebrail,
die Szene spielt sich wie ein Film vor meinem inneren Auge ab. Wie so ein Schwarz-Weiß Film, den ich mal irgendwann gesehen habe, vielleicht auch vermischt mit dem ein oder anderen Bild aus meinen eigenen Erfahrungen in der Kindheit. Die ereigneten sich in den 60ern. Und mit Kolonie meinst du ja sicherlich im übertragenen Sinne die Siedlung, wie man den Begriff früher auch oft verwendete, wie ich mich rückerinnere. Das waren auf jeden Fall noch beschaulichere Zeiten. Ich kann mich auch noch daran erinnern, als Kind Schlitten in unserer Straße, die war recht steil, gefahren zu sein und zwar auf der Fahrbahn. Diese Straße ist heute zwar auch noch eine Sackgasse, aber das kannst du dort im Winter heute ganz sicher nicht mehr. Siehst du, auch bei mir konnte dein Gedicht angenehme Erinnerungen auslösen. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
09.05.2014, 07:44 | #10 | |
verkannt
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Guten Morgen Katzi, das mit dem Urlaub habe ich auch so verstanden und Ferien im Internetz ist ja auch nicht unbedingt das was man sich so unter Erhoung vorstellt . Zitat:
Die von dir vorgeschlagene Form, nun ja, finde ich ... echt nett ;-), wäre es okay, wenn ich die als Alternative unter meine Zeilen setze? Sozusagen als Leisepfotenversion? Manchmal habe ich den Eindruck, dass ich mit den Langzeilenteilen hier auf ziemlich verlorenem Posten stehe, zur Zeit wollen mir Achtsilbenzeilen auch nicht gefallen. Danke dir und einen schönen Tag wünsche ich. Himmlichsche Grüße C. Moin Faldi, ich hatte auch nen Schwarz - Weiß Film vor Augen, nur eben in Echt ;-), vom Gefühl her war es wirklich so, als wäre die Farbe für einen Moment weggedreht worden. In den Sechszigern bin ich noch mit der Trommel um den Chritbaum gelaufen . Die Siedlungen heißen hier so. "Von wo bisse wech?" "Vonne Kollonie." (wobei man das Wort Kolonie eher mit drei L schreiben müsste). Hab gerade auch mal geschaut und das hier http://de.wikipedia.org/wiki/Zechenkolonie gefunden. Beschaulichere Zeiten finde ich treffend, keinen Fernseher oder wenn dann nur zwei bis drei Programme, gegen Mitternacht war dann auch Sendeschluss. Das Telefon war auch nicht überall Standard, hast du in letzter Zeit mal ein Wählscheibentelefon benutzt? Schlittenfahren auf der Straße, das kenne ich auch noch, ist aber nicht mehr machbar, nicht nur weil es heute in jeder Familie drei Autos gibt, sondern auch, weil unsere Internetzleitungen unter der Straße laufen und bei der Datenmenge beinahe glühen, der Schnee wird sofort zu Wasserdampf . Schön dass der kleine Film bei dir angenehme Erinnerungen ausgelöst hat. Danke für deinen Kommentar. Lieben Gruß zurück und ein schönes Wochenende C.
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