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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 09.09.2014, 17:05   #1
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hallo Dana,

die ersten beiden Strophen laufen sehr schön natürlich runter, genau wie es dem befreiten Redefluss eines Menschen entspricht, der losgelassen hat. Die Enjambements sind Dir wirklich gut gelungen. Um hier die innere Logik herzustellen, wäre es leicht, in S2 einfach in den Präsens zu wechseln. Etwa so (nicht unbedingt wörtlich, nur sinngemäß als grobes Gerüst):


Ich weiß nicht mehr wie Tränen schmecken,
auch nicht den Tag, als ich sie mir
verboten hab, um zu verstecken,
dass ich im Grunde gar nicht hier
geblieben bin, es aber schaffe,
mich anzupassen und gewinn
nur einen Aufschub, doch ich raffe
jetzt, dass ich sein darf, wie ich bin.


Hier wäre das Gedicht jetzt für mich zu Ende. Das LI hat begriffen und kann beginnen, seine Erkenntnis umzusetzen. Du könntest es jetzt loslassen und dem Kerngedanken damit mehr Weite geben. Ich weiß, manchmal kann man nicht zum Ende finden. Mit dem Einleitungsvers

Zitat:
Ich weiß nicht mehr wie Tränen schmecken,
hast Du den Erfahrungsraum des LI ja auf die Erkenntnisphase begrenzt. Natürlich kann man davon ausgehen, dass die praktische Umsetzung erst wieder Schritt für Schritt erlernt werden muss. Eine wie in S3 beschriebene Übergangsphase wäre sicherlich interessanter Stoff für ein anderes Gedicht. Ein denkbarer Schluss für dieses Gedicht wäre vielleicht ein erster spontaner Tränenausbruch im Hier und Jetzt. Das ist nicht leicht zu gestalten.


S3 fällt stilistisch ab und wirkt, obwohl das LI hier eher freier sprechen sollte als zuvor, etwas gezwungen. Auch liegt ein Widerspruch in V1, denn Loslassen ist das glatte Gegenteil von Erringen. Wie gesagt, ich würde S3 weglassen. Oder aber, wenn Du meinst, da sollte noch eine Strophe folgen, nochmal neu ansetzen. Wenn Du den "Reifungsprozess" zu diesem Moment der Klarheit noch genauer beschreiben möchtest, könntest Du das vielleicht besser innerhalb des langen Satzes einschieben, so dass S2V4 als Fazit stehenbliebe. Was meinst Du?


Schön, dass Robert das Gedicht nochmal hervorgekramt hat. Es war mir eine Freude, mich damit zu beschäftigen, und ich war gerne dabei.

Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (10.09.2014 um 15:11 Uhr)
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Alt 11.09.2014, 20:43   #2
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
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Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Und wieder einmal: "Mea culpa" (Ich giere nach Kommentaren und wenn ich sie bekomme, antworte ich zu spät.)

Lieber Faldi,

Zitat:
Zitat von Falderwald
Tränen sind das Salz des Lebens.
sehr schön kommentiert und erkannt. Das Fünkchen Hoffnung sollte im Gedicht erkennbar bleiben. Zwischen Traurigkeit und Hoffnung liegt eine Balance von Schritten, was heißen soll, dass es selten ein Entweder oder Oder gibt. Ein Gleichgewicht zu schaffen und es zu leben ist der Weg, der sich daraus ergeben kann.

Lieben Dank und liebe Grüße
Dana

Hallo Untergrund,

oder so, wie du es siehst. Wäre das Leben immer wohl durchdacht, würde es wahrscheinlich totaler funktionieren. Doch sind da immer Gefühle, Verirrungen und Unachtsamkeiten. Wegen dieser, so glaube ich, ist Lyrik entstanden.
Tränen werden immer Meere füllen.

Liebe Grüße
Dana


Hallo Claudi,

danke für deinen klugen und bedachten Kommentar. Den "Aufschub" übernehme ich gern und überzeugt.

Ich stimme deiner Kritik vorbehaltlos zu. Die zwei Strophen würden reichen, angenommen der Protagonist hätte aus Erfahrung gelernt, dass ....
Der "Erklärversuch" in der 3. Strophe mag durchaus erzwungen erscheinen.
Dazu muss ich aber erklären(s. was ich an Faldi schrieb):

Es ging nicht darum, den Protagonisten erkennen zu lassen und in einer Lösung einen Neubeginn zu schaffen. Dann gehörte es in "Hoffnung und Fröhliches".
Mir ging es um die Neigung (nicht nur die innere, auch die von Medien und Therapeuten beeinflußte), im Moment zu sehen und anzuwenden - um dieses Entweder/Oder.
Es gibt Zeiten, da lachen wir oberflächlich alles weg, um uns zu schützen und dann wieder Zeiten, da beweinen wir alles, um zu zeigen wie wir leiden.
Teilchen davon werden hier und da "vermarktet", bedacht - doch am Ende stehen wir auf uns gestellt und allein da.
Der Weg zu ausgewogenem Lachen und Weinen verlängert sich durch Erkennen. (Ich bestehe darauf, durch die erklärende 3. Strophe.)

Ich möchte nicht unbelehrbar wirken. Sag mir, ob ...
Ich trenne es gern und schreibe ein nächstes.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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