Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Finstere Nacht

Finstere Nacht Trauer und Düsteres

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 29.09.2014, 08:53   #1
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.009
Standard

Hallo Nachteule,
Zitat:
Hier, beim dritten der Verse ist das m.E. größte Problem. Ich lese den Vers so:

Todessehnsucht lässt dieses Mannes Seele
Stimmt. Ich habe mich schon gewundert, warum das hakt und nicht klingt
Es sind zwei betonte Silben, aber wenn ich statt dieses des (Mannes) schreibe, fehlt eine Silbe.

Gut, dass du das und anderes aufgezeigt hast als Experte dafür danke ich dir.
Und natürlich auch hierfür:
Zitat:
Was bei mir selten ist: Die Stimmung kommt auch bei mir an. Das will was heißen.
Freut mich, dass ich bei der Stimmung punkten konnte.
Alles andere lassen wir als Anfängerfehler durchgehen (?) - denn ich habe keine Ahnung, wie ich das jetzt noch ändern soll,
zumal ich mit der Sapphischen Ode (für mich) zunächst abgeschlossen habe

Liebe Grüße,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2014, 11:01   #2
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Hi Chavi,

Du hast Dich richtig reingehängt. Das sehe ich auf den ersten Blick. Kaum zu glauben, dass Du der Odenform so wenig abgewinnen kannst. Du hast eine schöne Versbewegung hingekriegt, der man die Anstrengung, das Trochäeneinerlei aufzubrechen, überhaupt nicht anmerkt. Und das liegt nicht allein an der zeilenübergreifenden Satzkonstruktion, die zweifellos auch eine Rolle spielt. So soll es sein!

Inhaltlich hast Du in S1 mit den prangenden Sternen einen schönen Kontrast zur düsteren Stimmung gesetzt. Das Prangen am Versende ist eigentlich mehr sonettgeeignet und für die Ode zu klangvoll. Hier ist es aber stilistisch wunderbar angebracht. Um den Kontrast noch einen Tick zu verstärken und das "und" in V3 zu vermeiden, würde ich Dir gerne einen Vorschlag machen:

Schattenrisse quälen im Tannenwald den
Wandersmann, entrückte Gedanken streben
in das Dunkel. Über den Wipfeln prangen
leuchtende Sterne.


"Eiskalt" im letzten Adoneus ist eigentlich ein ideales Odenwort, nur leider hier an der falschen Stelle. Auch finde ich, die Kombination "eiskalt erstarren" neigt schon sehr zum Pleonasmus. Da Du nicht mehr viel an dem guten Stück herumfummeln magst, schlage ich Dir auch für diese Strophe etwas vor:

Schaurig dringt der heulende Ruf der Wölfe
durch die Stille. Grauen erwacht. Die Tat der
Todessehnsucht lastet auf dieser Seele. (nagt an des Mannes Seele o.ä.)
Lässt sie erstarren.



Das trifft es noch nicht ganz genau. Ich denke nochmal drüber nach, wenn Du willst. In V2 habe ich die Zäsuren etwas härter gemacht. Das Stockende gibtt m.E. hier besser die depressive Stimmung wieder. Allgemein würde ich (jetzt mit den ersten Erfahrungen) die Versenden dumpfer klingen lassen. Aber in meinem Erstlingswerk hatte ich da auch noch nicht drauf geachtet.

Gut gemacht! Kompliment! Und vielleicht leckst Du ja doch noch irgendwann Blut. Wenn nicht, ist das natürlich auch in Ordnung. Die Form ist schon sehr speziell und nicht jedermanns Sache.

Liebe Grüße
Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (29.09.2014 um 11:16 Uhr)
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2014, 16:31   #3
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
Standard

Hi Chavi + Nachteule

Zitat:
Todessehnsucht lässt dieses Mannes Seele
XxXxXXxXxXx

Damit bin ich überhaupt nicht einverstanden, weil dies mitnichten geht.

In der deutschen Sprache gibt es keine zwei betonten Silben hintereinander. Einzige Ausnahme: Nach einer eindeutigen Zäsur.

Hier gibt es zwei Möglichkeiten der Betonung, weil eben keine Zäsur vorhanden ist:

Todessehnsucht lässt dieses Mannes Seele

XxXxxXxXxXx oder

XxXxXxxXxXx

Und im Zweifelsfalle sehe ich hier durchaus die zweite Möglichkeit gegeben.

Wollte ich nur mal als alter Klugscheißer anmerken...


Liebe Grüße

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2014, 16:47   #4
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Standard

Noch ein kleiner Klugschiss: Diese Stelle hätte ich auch nicht bemäkelt. "Dieses" drängt sich durch den langen Vokal und den hinweisenden Charakter schon ein bisschen auf. Trotzdem hätte ich es ohne weiteres als Doppelsenkung gelesen. Das ist schon o.k.
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
Claudi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2014, 20:58   #5
momo
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo liebe Chavali,
das ist aber ein düsteres Gesamtbild, das aus deinem Feder geflossen ist! Trotzdem gefällt es mir sehr, weil es dir gelingt, die düstere Atmosphäre lebendig zu vermitteln. Diese Form ist sehr interessant und wirkt anregend, sie ist aber nicht so ganz leicht, wie sie beim ersten hin gucken scheint.

Also, ich reihe mich zu den Gratulanten ein!

liebe Grüße
momo
  Mit Zitat antworten
Alt 29.09.2014, 22:32   #6
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
Standard

Liebe Chavi,
last, but not least komm ich zu Deiner sapphischen Ode, die ich als besonders schön beurteile.
Damit hast Du genau meine Vorliebe für solch düstere Themen getroffen.
Die Wortwahl ist poesievoll und gänzlich unbemüht. Dass diese Form eine hart zu knackende Nuss ist und hier ein hartes Stück Arbeit drinsteckt, davon merkt man nichts.
Zum Formellen wurde schon alles gesagt, also beschränke ich mich auf Lob für die fein gelungene Lösung unserer 1. Aufgabe.

HG von Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (30.09.2014 um 06:04 Uhr)
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2014, 10:22   #7
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.009
Standard

Hi Claudi,

vielen Dank für deine lobenden Worte - das ist ja mehr, als ich erwartet habe
Dein Vorschlag für Zeile 3 im ersten Abschnitt gefällt mir, auch, weil es das Füllwort und vermeidet:
Zitat:
Zitat von Claudi
in das Dunkel. Über den Wipfeln prangen
Wird geändert.
Auch die Idee für den letzten Abschnitt
Zitat:
Zitat von Claudi
Schaurig dringt der heulende Ruf der Wölfe
durch die Stille. Grauen erwacht. Die Tat der
Todessehnsucht lastet auf dieser Seele. (nagt an des Mannes Seele o.ä.)
Lässt sie erstarren.
ist gut und passend - darüber werde ich nachdenken
Die Punktsetzung macht in der Tat den Text kantiger.
Dein Kommentar hat mich weitergebracht! Ich danke dir dafür

Hi Faldi,
Zitat:
In der deutschen Sprache gibt es keine zwei betonten Silben hintereinander.
Nicht? Dann betonen wir das Wort lässt einfach nicht? Ok. Wieder was gelernt. Also ist
Zitat:
Todessehnsucht lässt dieses Mannes Seele
XxXxxXxXxXx ?

Inzwischen werde ich aber dennoch den Vorschlag von Claudi für diese Stelle aufgreifen.

Danke dir!


Zum kleinen Klugschiss von Claudi: ok, danke für die Bestätigung von Faldis Einwand

Liebe momo,
Zitat:
Also, ich reihe mich zu den Gratulanten ein!
freut mich, dass dir der Text gefällt. Diese düsteren und schweren Sachen sind auch mein Ding
Zitat:
Diese Form ist sehr interessant und wirkt anregend, sie ist aber nicht so ganz leicht, wie sie beim ersten hin gucken scheint.
Ja, daran ist ganz schön gewerkelt und geknabbert worden

Danke auch dir!


Liebe Lai,

hab lieben Dank für dein Lob, bin froh und erfreut und in diesen Tagen auch besonders empfänglich dafür.
Du triffst meinen Nerv und meine Wellenlänge.



Euch allen nochmals ein herzliches *dankeschön*
Chavi



__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2014, 13:14   #8
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Chavali :)

Dein Gedicht passt hier zum Wetter, es regnet, der Sommer hat sich verabschiedet, und da sind düstere Gedanken vorprgrammiert. Ich mag das.

Die Ode ist schwer, bei Dir liest sie sich leicht, ich kann Dir nur ein Lob geben.

Hut ab!

Liebe Grüße sy
  Mit Zitat antworten
Alt 01.10.2014, 11:22   #9
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.009
Standard

Hallo liebe sy,

über deinen lobenden Kommi freue ich mich

Es ist meine erste sapp.Ode und sie hat einiges an Arbeit gemacht.
Um so mehr freue ich mich, dass sie gelungen ist!


Vielen lieben Dank und Gruß ins regnerische SH
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2014, 18:19   #10
Sidgrani
Von Raben umkreist
 
Benutzerbild von Sidgrani
 
Registriert seit: 27.12.2009
Ort: Am Niederrhein
Beiträge: 1.053
Standard

Liebe Chavali,

es ist kaum zu glauben, dass dies deine erste Ode ist. Sie lässt sich wunderbar flüssig lesen und zieht mich so nach und nach in die düstere Stimmung hinein.

Metrische Probleme sind für mich zweitrangig, wenn ein Gedicht fasziniert und einen in den Bann zieht – und – nur wer den Mut hat, etwas Neues auszuprobieren, sorgt für Bewegung und weitet den Horizont.

Habe ich dir schon gesagt, dass mir deine Ode ausgezeichnet gefällt? Nein? Dann tue ich das hiermit – Chapeau!

Lieben Gruß
Sid
__________________
Alle meine Texte: © Sidgrani

"Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch"

»Erich Kästner«
Sidgrani ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Ein Sterben im Grünen Erich Kykal Auf der Suche nach Spiritualität 10 20.06.2012 07:57
Im Sterben Erich Kykal Denkerklause 12 11.01.2012 13:23
golden sterben wolo von thurland Der Tag beginnt mit Spaß 0 16.11.2011 06:48
Das sinnlichste Sterben Blaugold Abends am Strand 2 17.04.2010 22:46


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 17:13 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg