08.01.2015, 16:29 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Je suis Charlie
Alles
muss man kritisieren dürfen sagen fragen wagen zeichnen zeigen kein Unrecht verschweigen vergesst das nie - je suis Charlie! Geändert von wüstenvogel (08.01.2015 um 22:08 Uhr) |
08.01.2015, 17:26 | #2 |
Gast
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Bonjour, Charly!
Alles? Meinst du wirklich: "alles"? Wie fürchterlich ungenau dieses an sich doch so mathematisch-reine Wort ist, zeigt dein Gedicht. So sehr mir dein Text lautlich und in der struktur gefällt, so wenig hilfreich scheint mir seine aussage. Gruss wolo |
08.01.2015, 18:02 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Je suis Charlie
Hallo Wolo,
Tucholsky hat den berühmten Satz geprägt: "Satire darf alles." In diesem Sinne ist mein Gedicht zu verstehen. Die Zeilen 3 bis 6 beziehen sich auf das Wort "kritisieren" und sollen es näher erläutern. Alles muss erlaubt sein - das heißt ja nicht, dass man auch alles machen muss. Aber es darf zunächst einmal keine Einschränkungen geben. Natürlich gibt es Tabus - aber die sollten aus eigener Einsicht stammen, nicht weil irgendjemand oder irgendetwas das so festgelegt hat. Mein Text ist sicher plakativ und auch vereinfachend, aber er ist eine spontane Reaktion auf die gestrigen Ereignisse und Ausdruck meines Entsetzens und meiner Anteilnahme für die Opfer und deren Angehörige. Ich danke dir für deinen Kommentar. Liebe Grüße wüstenvogel |
08.01.2015, 19:06 | #4 |
TENEBRAE
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Hi, wüstenvogel!
So sehr ich - rein inhaltlich - auf deiner Seite bin (habe den Spruch gestern im Fernsehen gesehen: "Ich bin Charlie" - im Sinne von: Jeder kann Charlie sein, oder der nächste, der ins Fadenkreuz des Hasses gerät, wenn man nicht den Anfängen wehrt! Das hat mir sehr gut gefallen - es bringt die Botschaft auf den Punkt!), das "alles" ist und bleibt immer problematisch. Das beinhaltete dann wohl auch Werbung für Kindesmissbrauch oder Aufrufe zum Abschlachten oder Rassistenpamphlete usw.?? - also, wirklich ALLES sagen/schreiben/zeichnen zu dürfen ist vom reinen Wortsinn her falsch ausgedrückt. Natürlich wissen wir alle, wie es gemeint ist, gerade im Zusammenhang mit den Taten derer, die ihren "Gott", vor allem aber sich selbst zu ernst nehmen und denen jeder Vorwand Rechtfertigung genug für ihre hirnlosen Gewalttaten ist! Gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (08.01.2015 um 22:57 Uhr) |
08.01.2015, 22:19 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Je suis Charlie
Hi Erich,
ich gebe dir Recht - man kann und darf nicht ALLES sagen, zeigen ... Deshalb habe ich dieses "absolute" Wort 5 mal gestrichen - jetzt bezieht sich "alles" nur noch aufs Kritisieren - und dazu stehe ich. Erich Fried hat mal gesagt: "Es gibt nichts, was zu hoch oder zu heilig wäre, um es zu kritisieren." Dieses Gedicht ist ziemlich spontan entstanden, wie gesagt, und jetzt, mit einem gewisssen Abstand zu meinem Text, sehe ich ihn klarer! Auf jeden Fall danke ich dir für deine berechtigte Kritik - die übrigens in einem anderen Forum genauso geäußert wurde. Wir alle sind Charlie - unsere Solidarität gilt den satirischen Kollegen und ihren Angehörigen! Liebe Grüße wüstenvogel |
16.02.2015, 11:26 | #6 |
TENEBRAE
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Hi nochmal, wüstenvogel!
Ein weiterer Punkt ist der berechtigte Einwand, dass man auf religiöse Prämissen anderer Kulturen Rücksicht nehmen sollte. Abgesehen davon, dass "wir Intellektuellen" alle Formen von Religion für überkommene Volksverdummung halten, rechtfertigt das noch lange nicht, dass wir mit dem, was anderen Menschen heilig ist, und was für sie einen wesentlichen Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenhalts und der Selbstdefinition darstellt, respektlos umgehen, nur weil man das bei uns "darf". Wie würde unsere christliche Gemeinde reagieren, wenn die Araber anfangen würden, Jesus am Kreuz nackt und mit eregiertem Penis zu malen, nur um auf die kinderschändenden katholischen Priester bei uns aufmerksam zu machen? Da kann ich mir die erbosten Bauern auf heulenden Traktoren, die Mistgabel in der Hand, sehr gut beim wütenden Demonstrieren vorstellen! Man muss also alles kritisieren dürfen - aber man sollte sich die Mittel dazu besser überlegen. So erreicht man nichts als Hass und Ablehnung mit etwas, das doch bloß zum Nachdenken anregen sollte. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
16.02.2015, 11:55 | #7 |
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Je suis Charlie
Hallo Erich,
ich bin völlig deiner Meinung. Alles muss kritisiert werden dürfen - aber die Form sollte man sich gut überlegen, weil Kritik ja, wie du sagst, zum Nachdenken und nicht zum Hass anregen sollte - allerdings kann ein bisschen Provokation manchmal dabei hilfreich sein. Beste Grüße wüstenvogel |
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