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Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.961
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Moin Eule,
du bist aber hartnäckig... ![]() Zitat:
„Mag das Blut an eurer Hand rot auf ewig kleben.“ Und zwar rot und nicht anders und das auf ewig. Das „rot“ steht an dieser Stelle genau dort, wo ich es haben will und zwar voll betont als Zeilenanfang. Das ist ein legitimes lyrisches Stilmittel. Außerdem soll es rot auf ewig kleben und nicht braun oder schwarz. Zitat:
Was sagt die Strophe denn aus? „Doppelt steckt des einen Spiel tief im Handlungsrahmen, denn das Interessenziel fordert keinen Namen.“ Einer treibt ein doppeltes Spiel, wie und wer auch immer. Er muss das, was er anstrebt, auf der einen Seite moralisch rechtfertigen und dementsprechend handeln, auf der anderen Seite kompromisslos seine Pläne verwirklichen. Er kann auch Verträge schließen und sie anschließend (heimlich und versteckt) unterwandern und brechen (lassen durch die Namenlosen und Mitläufer). Das heißt doch nicht, dass er an Krieg nicht interessiert ist. Zitat:
Was sagt die Strophe denn aus? „Und ein zweiter wirft mit Dreck auf sein Zeitkapitel, immer sagt er dann, der Zweck heiligt jedes Mittel.“ Ein zweiter (oder anderer) wirft mit Dreck auf sein Zeitkapitel. Der sagt dann (zu seiner Rechtfertigung): der Zweck heiligt jedes Mittel. Weißt du denn genau wie einer Dreck auf sein Zeitkapitel geworfen hat? Das bedarf an dieser Stelle doch keiner näheren Definition. Zitat:
Wenn die Wirtschaft und die Industrie schwächelt, dann kommt so ein kleiner Krieg doch manchmal ganz gelegen, weil dann wird nämlich zunächst einmal wieder kräftig produziert und das nicht nur in der Rüstung (s.o.). Glaubst du, die sagen dann nein? ![]() Putin sichert sich nach der stetigen Nato-Osterweiterung die strategisch wichtige Krim und der kapitalistische Westen den Rest der Ukraine. So wird das ausgehen, wenn sie vernünftig sind. Die Ausgaben in Russland steigen für Rüstung ganz bestimmt nur unwesentlich, es führt offiziell gar keinen Krieg. Wahrscheinlich versorgt es die Aufständischen mit Waffen, die sind in Russland vorhanden, der Rest der Ukraine wird mit westlichem Kapital (und Waffen und Ausbildung) unterstützt. Die Sanktionen gegen Russland können nur vorübergehend aufrecht erhalten werden, das schwächt auch die eigene Wirtschaft in bestimmten Sektoren. Schauen wir mal, wer das länger aussitzen kann. Da stecken ganz eindeutig kapitalistische Interessen hinter diesem Konflikt. Oder glaubst du tatsächlich, irgendjemand wäre an den Menschenrechten der Ukrainer wirklich interessiert? Muahahaha... ![]() Im Text steht es doch: Das Schweinekapital. Wenn dieses Kapital in einem „demokratischen Staat“ die Regierung nicht mehr stützt, dann ist die weg vom Fenster. Zitat:
Das ist ein Spiel mit dem Risiko und irgendjemand wird am Ende doch davon wieder profitieren. Das war stets so, das ist so und das wird auch vorläufig so bleiben, ob du das nun glaubst oder nicht. ![]() Danke für deine erneute Rückmeldung... ![]() Moin wolo zum ersten, das hast du nett beschrieben, und man muss ja nicht immer das Herz gleich auf der Zunge tragen. Vor allen Dingen nicht in der Lyrik. Anscheinend funktionierte der Trick ja doch ganz gut, wenn das für dich gar nicht erkennbar war. Man muss das nämlich so sehen: Wenn man ein Brötchen durchschneidet, dann bekommt man üblicherweise eine obere und eine untere Hälfte. Die schmecken zwar gleich gut, doch sie sehen verschieden aus. So wie hier. Jetzt kann man diese Brötchenhälften mit Butter bestreichen und essen. Man kann aber auch noch eine Fischfrikadelle zwischen die bestrichenen Hälften legen und dann essen. Noch besser wird es allerdings, wenn man vorher noch ein paar frische Salatblätter hinzufügt. Aber der Clou ist meiner Meinung nach ein schlichter Ketchup , der diesem herzhaft belegten Brötchen dann den letzten Pfiff gibt. Geschmackssache? Sicherlich, aber ich mag es eben so. Da pfeife ich dann eben auf die Semantik. zum zweiten: Das „Heide(n)röslein“ vom verehrten Goethe ist wirklich toll, hat ja auch der Franzl gut vertont. Schönes Beispiel, auch das von Keller. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich lieber eine Variation der Vagantenstrophe wie Heine verwendet (aber das durfte ich laut Aufgabenstellung leider nicht): Auszug: Heinrich Heine „Deutschland ein Wintermärchen“: Den Paganini begleitete stets Ein Spiritus familiaris, Manchmal als Hund, manchmal in Gestalt Des seligen Georg Harrys. Napoleon sah einen roten Mann Vor jedem wicht'gen Ereignis. Sokrates hatte seinen Dämon, Das war kein Hirnerzeugnis. Ich selbst, wenn ich am Schreibtisch saß Des Nachts, hab ich gesehen Zuweilen einen vermummten Gast Unheimlich hinter mir stehen. Unter dem Mantel hielt er etwas Verborgen, das seltsam blinkte, Wenn es zum Vorschein kam, und ein Beil, Ein Richtbeil, zu sein mir dünkte. Er schien von untersetzter Statur, Die Augen wie zwei Sterne; Er störte mich im Schreiben nie, Blieb ruhig stehn in der Ferne. Seit Jahren hatte ich nicht gesehn Den sonderbaren Gesellen, Da fand ich ihn plötzlich wieder hier In der stillen Mondnacht zu Köllen. Ich schlenderte sinnend die Straßen entlang, Da sah ich ihn hinter mir gehen, Als ob er mein Schatten wäre, und stand Ich still, so blieb er stehen. Blieb stehen, als wartete er auf was, Und förderte ich die Schritte, Dann folgte er wieder. So kamen wir Bis auf des Domplatz' Mitte. Es ward mir unleidlich, ich drehte mich um Und sprach: »Jetzt steh mir Rede, Was folgst du mir auf Weg und Steg Hier in der nächtlichen Öde? Ich treffe dich immer in der Stund', Wo Weltgefühle sprießen In meiner Brust und durch das Hirn Die Geistesblitze schießen. Du siehst mich an so stier und fest – Steh Rede: Was verhüllst du Hier unter dem Mantel, das heimlich blinkt? Wer bist du und was willst du?« Doch jener erwiderte trockenen Tons, Sogar ein bißchen phlegmatisch: »Ich bitte dich, exorziere mich nicht, Und werde nur nicht emphatisch! Ich bin kein Gespenst der Vergangenheit, Kein grabentstiegener Strohwisch, Und von Rhetorik bin ich kein Freund, Bin auch nicht sehr philosophisch. Ich bin von praktischer Natur, Und immer schweigsam und ruhig. Doch wisse: was du ersonnen im Geist, Das führ ich aus, das tu ich. Und gehn auch Jahre drüber hin, Ich raste nicht, bis ich verwandle In Wirklichkeit, was du gedacht; Du denkst, und ich, ich handle. Du bist der Richter, der Büttel bin ich, Und mit dem Gehorsam des Knechtes Vollstreck' ich das Urteil, das du gefällt, Und sei es ein ungerechtes. Dem Konsul trug man ein Beil voran Zu Rom, in alten Tagen. Auch du hast deinen Liktor, doch wird Das Beil dir nachgetragen. Ich bin dein Liktor, und ich geh Beständig mit dem blanken Richtbeile hinter dir – ich bin Die Tat von deinem Gedanken.« Sachen gibt's... ![]() Danke für deine erneute Rückmeldung... ![]() Ich bedanke mich, dass ihr da wart und wünsche euch noch einen schönen Abend... ![]() Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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#2 | ||
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Senf-Ei
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Moin Faldi,
Dein Blutsandwich habe ich immer wieder umkreist, ohne es richtig packen zu können. Dabei war mir die Sandwichtechnik schon aufgefallen. Das Konzept und die Idee für die äußeren Scheiben finde ich sehr gut. Hier kommen die emotionalen Schwingungen direkt bei mir an. Nun ja, dass mir der Blutsatz grammatikalisch nicht gefällt, brauche ich hier nicht zu erwähnen. Dafür hast ihn zu überzeugend verkauft. Und ich meine damit nicht Deine Begründung im Kommentar, sondern wirklich das Gedicht. Auch die semantische Verstärkung "Blut" und "rot" hast Du wirkungsvoll eingesetzt. Ich lese die Botschaft: Das Rot möge als Signalfarbe die Drahtzieher entlarven und allen als Warnung dienen. Die inneren Strophen kamen dann mit ihren sehr grob charakterisierenden Beschreibungen nicht so gut bei mir an. Teilweise wurde mir erst aus Deinen Erläuterungen klar, worauf Du Dich beziehst. In S2 arbeitest Du semantisch recht verschwommen: Zitat:
Schade, was mich am meisten stört, ist der Schwenk in die dritte Person. Ich hätte mir als Füllung die direkte Ansprache der Angeklagten gewünscht, und dass Du ihnen die rohen Fleischbrocken ohne Marinade zwischen die Sandwichscheiben legst. Kürzer müsste das Werk nicht unbedingt sein. Aber von dem, was Du hier serviert hast, würden mir diese zwei Mittelstrophen reichen, die das wenig Konkrete zusammenfassen: Zitat:
Kann sein, dass ich meine eigene Unzufriedenheit bei der Bearbeitung der Aufgabe auf Dein Werk projiziere. Irgendwie sehe ich bei uns beiden das Problem, dass das Gefühl, vor allem die traurige Komponente, nicht richtig durchdringt. Vielleicht sitzt der Stachel einfach zu tief? Ich kann natürlich nicht für Dich sprechen, ich bilde mir nur die ganze Zeit ein, es ginge Dir vielleicht ähnlich, und habe es deswegen auch erst heute geschafft, mich zu Deinem Werk zu äußern. Liebe Grüße Claudi EDIT: Jetzt, wo ich die beiden zitierten Strophen nochmal ohne die anderen Mittelteile lese, kommt das Gefühl wieder mehr raus, zumindest Wut.
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich Geändert von Claudi (28.02.2015 um 12:54 Uhr) |
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#3 |
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Gast
Beiträge: n/a
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So, nun aber
![]() Ich umschleiche schon des längeren dein Gedicht. Der Takt paßt prima zum Thema, es steckt eine gute Portion Wut drinne, es rüttelt auf, und es macht nachdenklich. Dadurch das sich Elemente in der ersten S. und der letzten wiederholen, ich finde es besonders gelungen. ![]() Kriegstreiber haben immer einen Grund Waffen raus zu holen. ![]() Es ist ein Gedicht in Falderwaldqualität, ich meine das als Lob. ![]() ![]() ![]() Zum wiederholten Male zurückgekehrt und sehr gerne gelesen. Liebe Grüße sy |
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