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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 10.08.2015, 15:23   #1
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hi eky,

Du beschreibst hier eine Großstadtszenerie der Armen. Ich finde die Bilder düster aber nicht übertrieben. Ich kenne solche Lebensbeschreibungen und finde dein Gedicht authentisch. Es sind Schicksale, die nicht auf der Sonnenseite des lebends stehen.

Deine langen Zeilen, und mal kein Sonett, haben mich noch neugieriger gemacht. Und ich bin belohnt worden. Es gefällt mir ausgesprochen gut, und es liest sich auch gut. Die Kurzversion, die du unten geschrieben hast, hat auch was für sich.

Sehr gerne gelesen und kommentiert .

Liebe Grüße sy
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Alt 10.08.2015, 17:02   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Sy!

Vielen Dank für das freundliche Echo!

Das Ambiente mag heute vielfach moderner sein, aber die Szenen an sich sind wohl dieselben geblieben in den von dir angesprochenen Kreisen.
Man kann übrigens durchaus arm und zugleich moralisch und integer sein. Wenn allerdings Bildungsferne, menschliche Unreife und Kaltherzigkeit dazukommen, dann geschehen eben solche Schicksale - immer noch und wahrscheinlich noch sehr lange!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 11.08.2015, 12:29   #3
Stachel
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Ich mag das Gedicht. Ich kann es fluffig lesen. Schön: Die Bilder öffnen sich teilweise erst im Folgevers vollständig (z.B. S2V1). Sie wirken auf mich durchgehend stimmig, wenn auch klischeehaft.
Das ist jedoch nicht negativ, denn Bilder ohne Klischees müssen stärker erklärt werden, was viel mehr Länge erfordert. Du nutzt sie hier bewusst als Stilmittel, was imA vollkommen okay ist.

Apropos Länge: Die Langverse sagen mir mehr zu. Die kürzeren Strophen finde ich einladender zum Lesen.

Etwas verwirrt hat mich der "Stilbruch" durch Verssprung in S3. Hat der einen besonderen Grund? Ich weiß, du liebst dieses Stilmittel, aber hier drängt es sich für mich nicht auf.

Freundliche Grüße,
Stachel
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Alt 11.08.2015, 14:08   #4
Erich Kykal
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Hi, Stachel!

Meinst du mit "Verssprung" den fließenden Übergang von Z1 nach Z2? In diesem Falle gibt es keinen besonderen Grund dafür, am ehesten, dass ich die Zeile auf eine bestimmte Heberzahl trimmen musste und zugleich die Aussage von Z1 metrisch folgerichtig zu beenden hatte, was mir eben auf diese Weise plausibel erschien.

Vielen Dank für das positive Echo!

LG, eKy
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Alt 11.08.2015, 16:44   #5
Stachel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Zitat:
Zitat von Erich Kykal Beitrag anzeigen
Hi, Stachel!

Meinst du mit "Verssprung" den fließenden Übergang von Z1 nach Z2? In diesem Falle gibt es keinen besonderen Grund dafür, am ehesten, dass ich die Zeile auf eine bestimmte Heberzahl trimmen musste und zugleich die Aussage von Z1 metrisch folgerichtig zu beenden hatte, was mir eben auf diese Weise plausibel erschien.

Vielen Dank für das positive Echo!

LG, eKy
Da sprichst du ein interessantes Problem an. Das Wort "Vers-" oder auch "Zeilensprung" gefällt mir nicht sehr gut. Ich finde "Satz-", "Vers-"oder "Zeilenüberlauf" besser, denn genau wie du sagst, ergibt sich ein fließender Übergang und kein Sprung. Das französische Wort "Enjambement" sagt mir allerdings auch nicht zu, denn ich verschlucke mich schon beim Lesen daran. Außerdem finde ich deutsche Fachbegriffe besser, vor allem, wenn sie sich sinnfällig ergeben.

Ich meinte genau die von dir beschriebene Stelle. Sie sticht hier heraus, weil der Rest des Gedichts anders aufgebaut ist. Hier besteht kein offensichtlicher Bedarf an einer Beschleunigung, Streckung oder Betonung. Das "vor sich hin" erscheint entbehrlich für Z1, bekommt aber durch den Versüberlauf mehr Gewicht und "Drive".

Aber ich verliere schon wieder viel zu viele Worte für eine reine Geschmackssache.

An so einer Gelegenheit, lyrische Grundkonzepte und -begriffe zu kritisieren, kann ich natürlich nicht vorbei gehen. Das wusstest du, stimmts?

Freundliche Grüße von
Stachel
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Alt 14.08.2015, 09:30   #6
Erich Kykal
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Hi, Stachel!

Es lag einfach daran, dass sich das, was ich aussagen wollte, nicht in einer Zeile ausging, weiter nichts. An Beschleunigung, Streckung oder Betonung hatte ich dabei keinen Gedanken. Ich mag es aber, wenn sich die Sprache weich schmiegt ...

Vielen Dank für deine profunden Gedanken!

LG, eKy
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Alt 16.08.2015, 18:01   #7
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Servus Erich,

ich kann das sehr gut nachvollziehen und die Bilder erzeugen in mir ein Déjà-vu.
Als kleiner Taxiunternehmer war ich viele Jahre lang bei Tag und Nacht und Wind und Wetter in meiner Stadt unterwegs.
Ich kannte jeden Hinterhof, jede Ampelschaltung und fast jedes Schlagloch und genau so, wie du es beschrieben hast, habe auch ich das empfunden.
Das betrifft sowohl die Fassaden, als auch die Menschen und ihre Situationen dahinter.
Auch davon habe ich viel gesehen, meist ungewollt, aber die Umstände haben es oft mit sich gebracht, es ließ sich nicht vermeiden.
In dieser Zeit habe ich viel über das Leben gelernt, diese Erfahrungen möchte ich auch nicht missen.
Überall, wo es Glanz und Gloria gibt, existieren auch die weniger schönen Flecken, auch wenn sie nicht gerne gezeigt werden.
Aber so ist das Leben und der Titel bekommt dadurch auch eine berechtigt zynische Bedeutung.

In diesem Sinne hat mir der Text sehr gut gefallen, denn auch alle Romantik besitzt ihre Kehrseite und ist es berechtigterweise wert, lyrisch verarbeitet zu werden.
Ich mag diese Schattenseiten.

Übrigens habe ich mir kürzlich auch eine DVD-Box mit „Kottan ermittelt“ zugelegt.
Ich kannte ihn noch aus meiner Jugendzeit, allerdings nur einige Folgen mit Lukas Resetarits, dessen Darstellung ich sehr mochte.
Die ersten beiden Folgen „Hartlgasse 16a“ und „Der Geburtstag“ mit Peter Vogel habe ich jetzt gesehen und war noch nicht so begeistert, schauen wir mal, wie es mit Franz Buchrieser läuft.
Ab Folge sechs kommt ja dann Resetarits zum Zuge.
Ich freue mich schon drauf... („Inspektor gibt’s kan“)

Aber auch in den bereits erwähnten beiden Folgen finde ich Parallelen zu deinem Text.


Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 16.08.2015, 18:54   #8
Erich Kykal
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!

Dass so viele "brave" Österreicher damals so große Probleme mit der Serie hatten (Hunderte Beschwerden nach jeder Sendung - normal waren ein bis zwei Dutzend ansonsten), liegt wohl - neben einem biedereren Zeitgeist - mit ebendaran, dass das satirische Element in den ersten Folgen noch nicht so klar zutage trat. Man glaubte sich in einem ernst gemeinten Krimi und fühlte sich demzufolge eher verarscht: Nestbeschmutzung, Entwürdigung des Beamtenstandes, Untergrabung der Exekutive, Darstellung der Österreicher als Primitivlinge und Idioten, usw...

Die Folgen mit Franz Buchrieser kehren das Absurde mehr und mehr heraus, und ab Resetarits ist die Sozialsatire mit Hang zum Abstrusen schon voll etabliert.

Die vielen Beschwerden damals sorgten übrigens dafür, dass die letzten fünf Folgen (20-25) nie gedreht wurden: Der damalige konservative Intendant würgte die Serie kurzerhand ab. Diese Folgen wurden dann 2009 als Hörspiele in einer Box mit 5 CDs verwirklicht. Leider waren da viele Darsteller der Originalfolgen schon verstorben, der unvergessliche Kurt Weinzierl (der letzte Pilch) gar erst unmittelbar vor den Aufnahmen, für die er bereits zugesagt hatte.

Da vieles in den Filmen vom Bildwitz lebt, sind die Hörspiele natürlich vergleichsweise weniger originell - aber ich habe mich dank starker Vorstellungskraft dennoch sehr amüsiert.

LG, eKy
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