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Auf der Suche nach Spiritualität Religion und Mythen

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Alt 19.09.2015, 17:39   #1
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Moin Faldi,

Zitat:
Somit zielt dieses "Wir" also auf die gesamte Menschheit.
ja, natürlich. Aber das ist doch so offensichtlich, dass jedes Schulkindkind diese Verbindung herstellen kann, ohne dass Du da so penetrant nachhelfen müsstest. Bis hierhin schreibst Du in Gedichtform. Das liest sich wunderbar. Der Erzähler bleibt im Hintergrund und ich kann mich ganz den Bildern und dem Geschehen widmen:


Und plötzlich war ein Wesen aufgewacht
mit einem intellektuellen Geist,
zum ersten Mal erfuhr sich die Natur
durch einen Spiegel selbst in Zeit und Raum,
sie stand inmitten ihrer eignen Welt
und schaute mit Erstaunen in den Tag.

Ah, hier kommen wir! Ich selbstredend mittendrin und möchte mehr von unseren Eigenarten entdecken. Aber mit der nächsten Strophe bricht das schöne Gedicht plötzlich ab und wird zu einer Beurteilung in Versform, die meine eigene Bewertung (zu der ich mich durchaus in der Lage fühle) vorweg nimmt:


Nur leider ist an eben diesem Tag
auch Aberglaube mit Moral erwacht,
von Gier verdorben handelte der Geist
in seinem Streben wider die Natur,
er schaffte Krieg und Elend einen Raum
und brachte so das Leiden in die Welt.


Und dabei wäre ich zu exakt der gleichen traurigen Bilanz gekommen, wenn Du mich gelassen hättest. Schade, DAS ist es nicht, was ich von zeitgenössischer Lyrik erwarte. Kannst Du mich jetzt ein bisschen verstehen? Vielleicht ist Dir das "zu viel" an Hilfestellung, die Du dem Leser gibst, ja manchmal gar nicht bewusst? Trau ihm ruhig was zu!

LG Claudi
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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Alt 20.09.2015, 20:24   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.910
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Ok, Claudi,

ich habe verstanden, was du meintest und dementsprechend die fünfte und sechste Strophe umgearbeitet.

Jetzt bin aber auf eine Antwort gespannt...


Liebe Grüße

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 21.09.2015, 22:43   #3
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Hi Faldi,

alle Achtung! Du legst Dich ja wirklich ins Zeug! Ja, ganz so klammernd wirken die beiden neuen Strophen jetzt nicht mehr auf mich. Ich glaube allerdings, dass die feststehenden Endwörter in der Sestine einfach zu einengend sind, um diesem Thema wirklich gerecht werden zu können. Die Schwierigkeit liegt, glaube ich darin, dass es nicht möglich ist, Begriffe wie "Glauben", "Moral" oder "Gefühl" so schön bildhaft darzustellen wie z.B. in S2 das Säen der Sterne.

Dass die erste Strophe nicht die Natur, sondern den Menschen anspricht, wurde mir erst im Nachhinein klar. Jetzt würde ich sagen, sie passt besser an Position 6, gleich nach der Liebe? Ohne diese Strophe wäre vielleicht eine Entwicklung zum Weltuntergang spannend gewesen? Mit der Kurzstrophe als Epilog.

Oder eine wütende Ansprache von Mutter Natur an die undankbare Brut? Das würde Dir garantiert liegen, nur hätte dann "Natur" nicht in der Wortliste vorkommen dürfen. Sie und der "Geist" haben Dich hier, glaube ich, am stärksten geknebelt. Ich weiß, im Nachhinein ist man immer schlauer, aber das hat ja auch sein Gutes. Vielleicht kannst Du ja was fürs nächste Gedicht mitnehmen.

LG Claudi
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Alt 27.09.2015, 08:01   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
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Beiträge: 9.910
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Moin Claudi,

puh, da bin ich ja froh, dass die Änderung zumindest ein wenig Verbesserung bewirkt hat.

Wahrscheinlich hast du recht damit, dass die Endworte hier ein wenig einengend sind, aber wenn man einmal mit einer solchen Sestine losgelegt hat, ist es sehr schwer, das hinterher noch irgendwie zu ändern.

Die erste Strophe sollte eigentlich nicht direkt den Menschen ansprechen, sondern mehr sich selbst.
Man kennt es ja, wenn man z. B. morgens vor dem Spiegel steht und sagt: "Meine Güte, siehst du heute Morgen wieder zerknautscht aus."
So war das eigentlich gemeint.

Hier also ein reflektierender Protagonist mit philosophischen Anwandlungen, der über die Welt und die Natur sinniert und letztlich zu dem Schluss kommt, dass der Mensch eben doch eine Sonderstellung einnimmt, weil er eben den Geist besitzt, über solche Dinge nachzudenken.

Wahrscheinlich ist das nicht sonderlich gut gelungen, aber dafür, dass es meine erste Sestine war, bin ich eigentlich doch ganz zufrieden.

Alles andere werde ich mir fürs nächste Mal in mein Büchlein schreiben.


Vielen Dank für die erneute Rückmeldung...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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