11.12.2015, 09:26 | #1 |
Neuer Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.12.2015
Ort: dort, wo ich gerade sein will
Beiträge: 22
|
THANIA
THANIA
Ägypten, altes Land am Nil, geeinigt vor fünftausend Jahrn, trägt Geschichte in sich viel, hat große Hochkultur erfahrn. Stell’ dir einen Tempel vor, Stelen säumen seinen Gang, riesig hoch mit einem Tor und Figurn als Blickefang. Eine Prozession durchschreitet betend dieses Heiligtum: Menesis wird vorbereitet, soll als Priester Großes tun. Innen in der großen Halle Tempeltänzerinnen stehn, für Thania eine Falle, darf den Liebsten nie mehr sehn. Keiner ihrer Talismane, die sie einst von ihm bekam, konnte helfen in der Lage, als man ihr die Freiheit nahm. Nun sieht sie ihn endlich wieder, als er zum Altare geht, alle knien reihum nieder, doch Thania vor ihm steht. Und sein Blick trifft ihre Augen kalt wie felsiges Gestein, scheinen sie fast auszulaugen - das darf nie der Liebste sein! Seine Gesten sie verwirren, als er sie zur Seite drängt und er lässt sich nicht beirren - fast, als wenn ihn Nacht umfängt. Fest das Ankh in ihrer Hand stürzt sie hinterher zu ihm, hält sich fest an dem Gewand, will ihn einfach mit sich ziehn. In dem Augenblicke dann dreht er sich zu ihr herum, zieht sie fest an sich heran, doch sein Mund bleibt weiter stumm. Nur wer ihm am nächsten stand, hatte seine Tat entdeckt. Blut verfärbt nun sein Gewand, wo der Dolch im Leib ihr steckt. Habgier, Macht und feiger Hass stehn an seiner Seite nun, dass die Liebe er vergaß und nichts andres konnte tun. Ägypten, was hast du gesehn in jahrtausend altem Sein? Wie viel Dinge sind geschehn, sind Geschichten nur ein Schein?! ©ravenna
__________________
"Geduld bringt Rosenkommentare." (M.W.) |
11.12.2015, 13:40 | #2 |
Kiwifrüchtchen
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
|
Kia ora ravenna
erstmals ein herzliches Willkommen am Eiland. Du warst ja schon sehr rührig und hast eine Menge Kostproben aus deinem Fundus vorgestellt. Wenn du, wie deine Sig besagt, Rosenkommentare möchtest, ist dir bestimmt klar, dass Rosen auch Dornen haben. Da ich aber schon gesehen habe, dass du auch Kritik annimmst, erlaube ich mir, dir etwas aufzuzeigen, was ich bei all deinen Texten gefunden habe und das sind Inversionen wie zB: trägt Geschichte in sich viel (trägt viel Geschichte in sich) Innen in der großen Halle Tempeltänzerinnen stehn (Innen in der großen Halle stehen Tempeltänzerinnen.) konnten helfen in der Lage (konnten in der Lage helfen) Diese Verdrehung ist nicht so schlimm, kann man im Notfall so stehen lassen. doch Thania vor ihm steht (doch Thania steht vor ihm) Auch hier, wenns wirklich nicht anders geht, kann man darüber hinweglesen. Seine Gesten sie verwirren (Seine Gesten verwirren sie) wo der Dolch im Leib ihr steckt (wo der Dolch ihr im Leib steckt) und nichts andres konnte tun (und nichts anderes tun konnte) 7 Inversionen. Das sind selbst bei einem so langen Text mindestens 6 zuviel. Solch verdrehte Sprachführung ist unbedingt zu vermeiden. Du sprichst doch nicht so, also ist es in der Lyrik umso mehr verpönt. Was mir auch bei allen Texten aufgefallen ist: Du klopfst dir die Worte zurecht: Jahrn (Jahren) erfahrn (erfahren) stell (stelle) Figurn (Figuren) stehn (stehen) sehn (sehen) gesehn geschehn Auch hier gilt, viel zu viele. Diese, ich nenne sie mal "Wortinvaliden" kann man in einem Humortext ab und zu einschmuggeln, wenn wirklich sonst nix geht. Aber dann auch nur spärlich. Bei 1, 2, 5, 6, 7, 8 von den 8 war es gar nicht nötig, der Reim wäre dir auch korrekt geschrieben erhalten geblieben. Der Kreuzreim, den du verwendet hast, zusammen mit den kurzen Zeilen lassen sehr wenig Spielraum. Deswegen wird diese Kombination auch vorwiegend für Humoriges verwendet, wo sie die gewünschte Wirkung erzielt: Kurz und knapp. Für den Inhalt dieses Werkes wären längere Zeilen von enormem Vorteil. Zumindest mit 5 oder sogar 6 Hebungen. Da kannst du deiner Phantasie freien Lauf lassen und die Dramatik so richtig schön ausschmücken und rüberbringen Lass dich bitte nicht entmutigen von meiner Kritik. Du zeigst Talent, sehr gute Ansätze und das sind schon mal wichtige Voraussetzungen. Dichten ist zum Großteil Handwerk, also erlernbar. Wenn du was wissen möchtest, frag einfach, es sind hier genügend Leute, die dir gerne weiterhelfen. LG von Lai
__________________
.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (11.12.2015 um 13:43 Uhr) |
11.12.2015, 14:07 | #3 |
Neuer Eiland-Dichter
Registriert seit: 07.12.2015
Ort: dort, wo ich gerade sein will
Beiträge: 22
|
Hau kola, liebe lai,
ich danke dir für deinen sehr ausführlichen kommentar. fast hätte ich gesagt, ganz schön starker tobak… weißt du, es ist schon eine längere zeit her, dass ich so viele gedichte niedergeschrieben habe. ich habe sie seitdem nicht mehr gelesen und weil keine zeit war, konnte ich mich auch nicht mehr mit ihnen befassen. doch vergessen hab ich sie nie und deshalb hab ich auch ein forum gesucht, in dem ich mich austauschen kann. du schreibst von Inversion, Kreuzreim, Hebung - das alles sind böhmische dörfer für mich, mit denen ich bis dato nichts zu schaffen hatte. aber wie schon bei einem meiner anderen gedichte besenft wurde, gibt es wohl auch trochäus & co. also wohl viel arbeit für mich, wenn ich mal meine gesammelten werke überarbeiten will/muss… klar werde ich fragen, wenn ich etwas wissen will. dazu sind ja schließlich forenmitglieder da oder nicht?! achja, übrigens: rosen haben stacheln (nachzulesen bei https://de.wikipedia.org/wiki/Rosen#Stacheln). das wissen aber die wenigsten. das wort dornen in dem zusammenhang ist mehr poetischer natur und im volksmund verbreitet. jedenfalls danke ich dir sehr für deinen willkommensgruß und deine ausführlichkeit und wünsche einen schönen dritten advent. alles liebe, grüßli, ravenna
__________________
"Geduld bringt Rosenkommentare." (M.W.) |
Lesezeichen |
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1) | |
Themen-Optionen | |
Ansicht | |
|
|