20.01.2016, 17:35 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 539
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In der Früh
Ins Blaue strecken sich die Zweige.
Der Mond hängt noch darin. Zur Neige geht seine Zeit. Im Morgenschimmer verblasst bereits sein Angesicht. Ich denke deiner und ich steige aus meinem Fenster in die Zweige und hole mir den Mond ins Zimmer. Nun ist er hier. Du bist es nicht. Geändert von Laie (23.01.2016 um 18:25 Uhr) |
20.01.2016, 23:30 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Laie!
Dadaistisch und surreal angehaucht, diese saloppe Negierung einer Distanz, für die das Licht bei 300.000 Sekundenkilometern über eine Sekunde benötigt! Aber ein schönes Bild! Bloß was ist das für eine Frau, wenn es leichter ist, sich den Mond ins Zimmer zu holen als offenbar sie!!? Und es muss ein r-i-e-s-i-g-e-s Zimmer sein, wenn der Mond hineinpasst! Okay, genug der Scherze! Es ist ein wunderbar gelungenes Gedicht, eine süffige Mischung aus gerader, schnörkelloser Sprache und erfrischender Leugnung der Realität! Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
20.01.2016, 23:56 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Erich,
vielen Dank für deinen Kommentar, er hat mir ein Lächeln auf mein Gesicht gezaubert Ich habe als Kind oft ein Auge geschlossen und den Mond dann zwischen Zeigefinger und Daumen gehalten. Warum sollte ich ihn dann als Erwachsener nicht aus einem Baum pflücken können Für mich ist der Mond etwas besonderes. Ich mag ihn und er spendet mir Trost und Erleichterung, wenn ich ihn ansehe. Ich habe außerdem noch ein wenig gebastelt: Ins Blaue strecken sich die Zweige. Der Mond hängt noch darin. Zur Neige geht seine Zeit und Morgenschimmer verwischt schon herzlos sein Gesicht. Ich denke deiner und ich steige aus meinem Fenster in die Zweige und hole mir den Mond ins Zimmer. Nun ist er hier. Du bist es nicht. Lieben Gruß, Laie |
21.01.2016, 10:12 | #4 |
/ Bil-ly /
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Lieber Laie,
Mir gefällt hier besonders die klare unprätentiöse Sprache in Verbindung mit dem Fantastischen oder Surrealen. Es bleibt schön nah an der Sache und weicht nicht in schwammige, auf lyrischen Effekt ausgerichtete Formulierungen aus wie etwa im direkten Vergleich dein Gedicht "Wir lehnten tief in unseren Stühlen" in S2V2,3 (das mir aber trotzdem gut gefällt). Solche kurzen Gedichte sind ja eine Kunst für sich, wie ich finde, die dir aber zu liegen scheint. Aber ich habe das Gefühl, da geht noch mehr, man kann dich ruhig ein bisschen herausfordern, dein Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. "Ich denke deiner" - wirkt ein bisschen wie ein Fremdköper - wirkt ein bisschen wie ein Grabspruch - vielleicht sogar ganz bewusst? - sonst ginge ein einfaches: "Ich denke an dich" wohl auch; es würde dem Klang auch nicht wirklich schaden, aber eher zum Stil des Gedichtes passen. Diese lapidaren Feststellungen im letzten Vers finde ich einfach toll!: Ich musste schmunzeln und dachte: Ja, so verrückt ist das Leben! Und bitte nicht ändern! "verwischt schon herzlos sein Gesicht" finde ich in diesem Gedicht wirklich fehl am Platz. Du beschreibst hier so schön und klar eine Naturszene, da braucht der Morgenschimmer keine Gefühle, muss nicht agieren, sondern kann schön passiv bleiben! Lass den Leser fühlen, was immer er beim Lesen fühlt. Sehr gerne gelesen! Lieben Gruß charis Geändert von charis (21.01.2016 um 10:22 Uhr) |
21.01.2016, 11:07 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo charis,
dann belasse ich es bei der ersten Version. Wobei mich hier noch stört, dass in S1V4 zwei Silben fehlen, was mir leider zu spät aufgefallen ist Zweistrophige Gedichte sind wohl wirklich das, was ich am besten beherrsche. Ich kann keine großen Geschichten erzählen, ich kann Momente nicht mit unzähligen Worten ausschmücken. Ich komme mit meinen Gedanken meist - ob ich will oder nicht - nach zwei, maximal drei Strophen zum Schlusspunkt. Man mag das jetzt als Talent bezeichnen, aber ich sehe darin eher das Unvermögen zu längeren Gedichten. Das ''Ich denke deiner'' habe ich erstens gewählt, da bei ''Ich denke an dich'' die Betonung auf dem ''an'' liegen würde, was mir nicht so gefiel. Des Weiteren passt es eher dazu, dass das LI die Angesprochene verloren hat, wie du schon bemerkt hast. Hier meinte ich allerdings nicht den Tod, sondern eine (vorübergehende) Trennung. Hab Dank für deine Antwort Gruß, Laie |
21.01.2016, 11:20 | #6 |
/ Bil-ly /
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Ich nochmals zu "Ich denke deiner"
Die Betonung ist hier kein wirkliches Argument, denn "deiner" ist schwach betont, also keine deutliche Hebung, also ist eine Betonung auf "an" meines Erachtens auch nicht schlechter. Aber dazu können vielleicht die wirklichen Metrik-Experten noch etwas sagen? Lieben Gruß charis |
21.01.2016, 16:42 | #7 |
ADäquat
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Hallo Laie,
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21.01.2016, 17:35 | #8 |
TENEBRAE
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Hi, laie!
Zu S1Z4 - Vorschlag: verblasst entmündigt sein Gesicht verblasset schon sein Angesicht (okay, vielleicht ein wenig zu altbacken) verblasst bereits sein Angesicht verblasst schon müde sein Gesicht usw... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
21.01.2016, 22:13 | #9 |
Gast
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hallo laie
für mich stimmt das so. das drehen an der leierkurbel erzwingt dieses an sich schiefe, aber hier unverzichtbare "denke deiner" und auch den haufenreim und auch das aneinanderreihen von hauptsätzen durch "und". und dann kommen eben, wenn der leiermann mal kurz müde ist oder das standbein wechseln muss oder wenn in der gelochten rolle vielleicht eine klebstelle ansteht, die starken cäsuren am ende der beiden strophen. und das ist gut so! chavali und ich sind uns einig, na so was. guten abend wolo |
23.01.2016, 18:28 | #10 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo zusammen!
@Erich: Danke für die Vorschläge! Es war der richtige dabei @wolo: Danke für deinen Kommentar und deine Einschätzung Liebe Grüße, Laie |
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