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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 26.02.2016, 17:27   #1
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Liebe Dana,

Mir gefällt dein Schreibstil hier sehr gut! - auch die Zweifeln: Ich persönlich würde mich im Zweifel immer für den Zweifel statt für den Glauben (Werte sind manchmal das Gleiche oder auch Voruteile) entscheiden; das ist eine wesentlich flexiblere Denkweise und kann so neue Sichtweisen öffnen (östliche Philosophien und Regilionen setzen ihn ganz bewusst ein), während der Glaube starre Muster vorgibt.

Was Freundschaften betrifft: Das Leben zeigt uns das Freunde kommen und gehen, manche passen zu bestimmten Lebensabschnitten, andere bleiben lange, vielleicht auch bis wir sterben, aber sicher kann man sich da nie sein.

Die letzte Strophe erschließt sich mir allerdings nicht.

Werte sind unpersönlich, sie unterscheiden also nicht. Nur Menschen, die sich bestimmten Werten verbunden fühlen (wobei die Werte eben sehr unterschiedlich sein können und sogar triametral entgegengesetzt).

Ich denke, das LI sucht aufgrund seiner Zweifel nach einem objektiven Maßstab für die Beurteilung der Dinge. Aber wozu braucht man einen solchen Maßstab, um festzustellen, "ob echte Lebensfreuden nicht (ich vermute das ist im Sinne von "vielleicht" gemeint) angedacht (von wem?) sind, sich selbst zu vergeuden?"

Ja, man kann natürlich auch hier zweifeln, nämlich, ob man seine Lebensfreuden - im Sinne von Leidenschaften, Vorlieben, ... - vielleicht irgendwann einmal verliert; was ziemlich sicher ist, denn sie ändern sich auch immer wieder einmal im Leben.

Aber: Wie können sich echte Lebensfreuden selbst vergeuden?

Es könnte einem höchstens ein anderer durch irgendein Verhalten die Lebensfreuden vermiesen - zumindest vorübergehend.

Aber wenn sich Lebensfreuden "vergeuden", also man sie ausstrahlt bzw. nach außen trägt, dann wirkt das meist ansteckend - zumindesta auf einige andere Menschen - , vor allem, wenn sie "echt" sind: durch ein solches "Vergeuden" bekommt man dann meist etwas zurück.

Ich bin sehr gespannt auf deine Antwort, wenn du halt magst.

Sehr gerne gelesen und nachgedacht!


Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (26.02.2016 um 17:35 Uhr)
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Alt 26.02.2016, 18:39   #2
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Hallo charis,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Kommentar und natürlich auch für das Lob.

Im Grunde habe ich fast alle Deine Fragen in der Besprechung mit ginni, syrani, eKy und Agneta beantwortet.
Aber ich gehe gern erneut darauf ein.

Zitat:
Zitat von charis
Ich persönlich würde mich im Zweifel immer für den Zweifel statt für den Glauben (Werte sind manchmal das Gleiche oder auch Voruteile) entscheiden; das ist eine wesentlich flexiblere Denkweise und kann so neue Sichtweisen öffnen (östliche Philosophien und Regilionen setzen ihn ganz bewusst ein), während der Glaube starre Muster vorgibt.
Ich persönlich schätze bestimmte Werte sehr und halte sie für wichtig im Umgang miteinander. Sie hindern keineswegs am flexiblen Denken und haben mit einem Glauben wenig zu tun. Du schreibst ja selbst, dass östliche Philosophien und Religionen bewusst Zweifel einsetzen. Im Gedicht habe ich vom Glauben nicht gesprochen, erst in der Diskussion hat es sich ergeben, dass ich Freunde (Gleichgesinnte) meine, die gemeinsam Freude an der Sache haben. Natürlich ist es ein Kommen und Gehen, das war schon immer so und ich habe es zu Genüge erfahren. Mir ist es nur nicht gleichgültig genug. Genau hier kann ein flexibles Denken einsetzen.
(Ich beziehe mich hier ausschließlich auf die Besprechung des Gedichtes und stelle mich nicht als "Musterdenker" auf. Dafür habe ich mich ebenso oft immer wieder zum Gegenteil hinreißen lassen. )


Zitat:
Zitat von charis
Die letzte Strophe erschließt sich mir allerdings nicht.

Werte sind unpersönlich, sie unterscheiden also nicht. Nur Menschen, die sich bestimmten Werten verbunden fühlen (wobei die Werte eben sehr unterschiedlich sein können und sogar triametral entgegengesetzt).

Ich denke, das LI sucht aufgrund seiner Zweifel nach einem objektiven Maßstab für die Beurteilung der Dinge. Aber wozu braucht man einen solchen Maßstab, um festzustellen, "ob echte Lebensfreuden nicht (ich vermute das ist im Sinne von "vielleicht" gemeint) angedacht (von wem?) sind, sich selbst zu vergeuden?"
Werte als Namen sind unpersönlich. Sobald sich ein Mensch ihnen verbunden fühlt, werden sie zu einem persönlichen Wert, der unterschiedlich aufgefasst und gelebt wird. Das LI sucht keinen Maßstab dafür, das funktioniert nicht. Das LI spricht (schreibt) darüber, um einen evtl. gemeinsamen Nenner zu finden.
Die Lebensfreude ist es wert oder sollte es sein, sie erhalten zu wollen und sich dafür zu vergeuden. Es sei denn, es gibt Menschen, sie sich in ihrer Lebensfreude ohne jeden Mitmenschen genügen. Ich kann es mir nicht vorstellen.


Zitat:
Zitat von charis
Aber wenn sich Lebensfreuden "vergeuden", also man sie ausstrahlt bzw. nach außen trägt, dann wirkt das meist ansteckend - zumindesta auf einige andere Menschen - , vor allem, wenn sie "echt" sind: durch ein solches "Vergeuden" bekommt man dann meist etwas zurück.
Genau so.

Ich hoffe, ich konnte Deine "Spannung" ein wenig lösen, bedanke mich nochmals,
liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 26.02.2016, 19:10   #3
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Dann sind wir uns ja einig :

Es muss doch irgendwo die Weisheit geben,
die uns erkennen lässt, dass dieses Leben
- Ja, dieses Eine!- echte Lebensfreuden
nur schenkt, wenn wir sie ungeschaut vergeuden!

Lieben Gruß
charis
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Alt 28.02.2016, 17:50   #4
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
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Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.009
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Liebe Dana,

dass ich mich nicht schon viel früher hier gemeldet habe, liegt an dem Inhalt deines beeindruckenden Gedichtes,
der mich sehr nachdenklich werden ließ.

Ich habe auch die Kommentare gelesen und vieles wurde schon gesagt, und es fällt mir, ehrlich gesagt, ein wenig schwer,
meine ganz persönlichen Gedanken zu diesem Thema hier öffentlich zu äußern.

Dass du mit diesem - fast intimen - Gedicht einiges von deiner Seele hier preis gibst,
verdienst höchsten Respekt.
Tatsache ist, dass es Gleichgesinnten fast immer nur um die Sache an sich geht, während Freunde oder echte Weggefährten
viele Nuancen des Lebens berühren und abdecken.

Manchmal zweifelt man an sich, an dem, was man tut, und sucht einen Weg, mit dem,
was einem begegnet, umzugehen.
Und fragt sich vielleicht auch, ob man nicht auch mal einen leichteren Weg gehen kann, einfach so,
ohne Verpflichtungen, eben nur so.
Denn nicht immer tun Grübeleien um den Sinn des Lebens gut.

Dein Gedicht ist wunderbar fließend geschrieben und doch hält man inne,
um sich die Fragen zu verinnerlichen und Antworten zu finden.


Lieben Gruß,
Chavali







__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.02.2016, 19:23   #5
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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Liebe Chavali,

herzlichen Dank für Deinen einfühlsamen Kommi und das schöne Lob.

Zitat:
Zitat von Chavali
Dass du mit diesem - fast intimen - Gedicht einiges von deiner Seele hier preis gibst,
verdienst höchsten Respekt.
Tatsache ist, dass es Gleichgesinnten fast immer nur um die Sache an sich geht, während Freunde oder echte Weggefährten
viele Nuancen des Lebens berühren und abdecken.

Manchmal zweifelt man an sich, an dem, was man tut, und sucht einen Weg, mit dem,
was einem begegnet, umzugehen.
Und fragt sich vielleicht auch, ob man nicht auch mal einen leichteren Weg gehen kann, einfach so,
ohne Verpflichtungen, eben nur so.
Denn nicht immer tun Grübeleien um den Sinn des Lebens gut.
Wie wahr.

"Grübeleien" sind mir sehr vertraut, das kann ich sehr gut.
Aber ich kenne auch die andere Seite an mir - die durch und durch positive und fröhliche und ich versuche eine Balance zu halten. Meistens gelingt es.

Liebe Grüße
Dana
__________________
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ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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