Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Liebesträume

Liebesträume Liebe und Romantik

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 15.06.2016, 10:37   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Mir sind meine Haare

Mir sind meine Haare


Mir sind meine Haare in Wolken gefangen:
Es perlt feucht der Tau, träge wie mein Verlangen.
Ich halte den Nebelflausch um mich noch fester.
Die Nachtigall baut in den Haaren schon Nester.

Ich schmecke an Rosen, den roten, den losen,
Und wenn auch die Wetter um mich lauthals tosen,
Will ich ihre Blüten mit Lippen liebkosen
Und banne den Blitz zu Pandoren in Dosen.

So spinn ich die Fäden und schließe die Läden
Der Fenster des Zimmers, dass Wüten und Schäden
Im Draußen geschehen - doch du bist gegangen,
Und ich blieb in Wolken und Nebeln gefangen.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt

Geändert von Walther (23.06.2016 um 14:00 Uhr)
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2016, 12:12   #2
Total Blackout
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 40
Standard

Hiho Walther,

ich frage mich gerade nach mehrmaligem Lesen, wie das Gedicht insgesamt klingen und wirken würde, wenn alle Zeilen ein Metrum wie die zitierte Stelle aufweisen würden.


Zitat:
Zitat von Walther Beitrag anzeigen
Mir sind meine Haare

So spinn ich die Fäden und schließe die Läden
Der Fenster des Zimmers, dass Wüten und Schäden
Es ist sehr spannend, ein sich reimendes Gedicht mit Daktylen (in diesem Fall mit gesenktem Auftakt) zu schreiben. Das Metrum überträgt sich dann sofort auf einen schweifenden Rhythmus, der sich vor allem für den lauten Vortrag besonders gut eignet. Leider weisen ihn nicht alle deine Zeilen auf. Es ist nur eine Anregung, aber ich denke, dass die Wirkung die Mühe bei der Erstellung eines gleichbleibenden Metrums wieder wettmachen würde.

Greeze
TBO
__________________
Hier steht kein kluger Satz!
www.renékanzler.de
Total Blackout ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2016, 12:49   #3
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

Sorry,

lb TBO,

die amphibrachien sitzen durchgängig.

lieber gruß W.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2016, 13:24   #4
Total Blackout
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 40
Standard

Und was ist mit den Stellen wie:
"meine Haare" und "lauthals tosen" ?
Dort erfolgt keine Doppelsenkung, sondern einfach ein Trochäus.

Greeze
TBO
__________________
Hier steht kein kluger Satz!
www.renékanzler.de
Total Blackout ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2016, 13:54   #5
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

lb. TBO,

wenn ich das so sage, stimmt es (ca. bei 95%). und hier auch, wie das silbenbild zeigt:
Zitat:
Mir sind meine Haare in Wolken gefangen:
Zitat:
Und wenn auch die Wetter um mich lauthals tosen,
in diesem sinne frohes dichten und werken!

lg W.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2016, 14:29   #6
Total Blackout
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 40
Standard

Lieber Walther,

ich nahm an, die natürliche Betonung von Worten ist der erste ausschlaggebende Punkt für die Silbenbetonung in einem Vers. Demnach ist ein zweisilbiges Wort mit Betonung auf der ersten Silbe ("meine"; "lauthals") auch stets so zu betonen. Wie gelangen jene beiden Wörter aber zur Betonung xx anstatt Xx? Das verstehe ich nicht. Was ist dafür die Grundlage?

Greeze
TBO
__________________
Hier steht kein kluger Satz!
www.renékanzler.de
Total Blackout ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2016, 16:05   #7
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

in der tat,

lb TBO,

ich kann eine betonte silbe immer unbetont lassen, wenn das die versmelodie erfordert. eine unbetonte silbe zu betonen hört sich allerdings etwas komisch an. noch merkwürdiger wäre, die sache rumzudrehen.

im übrigen gilt: wenn der sprachfluß beim vortrag es zuläßt, ist alles erlaubt. hier läßt er es eindeutig zu. die melodie des textes ist so stark, daß es hier gar nicht auffällt, wenn z.b. "lauthals" komplett unbetont gesprochen wird.

am ende ist alles sowieso geschmacksache. ich schreibe schon ein weile texte in amphibrachien. daher merke ich es sofort, wenn der autor ein solches metrum "will". und ich merke auch, ob etwas so geht oder wirklich gegen den sprachfluß läuft.

lieber gruß W.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.06.2016, 16:22   #8
Total Blackout
Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 24.03.2009
Beiträge: 40
Standard

Lieber Walther,

vielen Dank :-)

Greeze
TBO
__________________
Hier steht kein kluger Satz!
www.renékanzler.de
Total Blackout ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.06.2016, 08:53   #9
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Lieber Walther,
Ich war richtig enttäuscht, als als du schriebst, das sollten Amphibrachys sein, ich fand gerade die freie Bewegung spannend, wogegen man dem Werk, um es in einem amphibrachischen Korsett zu lesen, an einigen Stellen für mein Gefühl viel Gewalt antun müsste.

Darf ich einmal schnell iXen, so nach meinem Empfinden einfach, weil ich gespannt bin, wie du das siehtst (ich bin deshalb neugierig, weil ich mich in letzter Zeit viel mit Hexa & Co beschäftigt habe).

Mir sind meine Haare in Wolken gefangen:
XxXxXx/xXxxXx - Wobei der Vers irgendwie patschert klingt - bewusst? mir - meine, hm? Man könnte zwar auch auf sind betonen, aber auf ein Hilfverb, hm, ich weiß nicht recht (?).

Es perlt feucht der Tau ganz wie mein Verlangen.
xX/XxX/XxXx eher aber: xxXxX/XxXxXx - das wär eine schöne Aufwärts-Abwärtsbewegung (?) - "feucht" bringt man hier nicht wirklich in die Senkung; in diesem Vers, fehlte am Ende auch sowieso eine Senkung für einen Amphi. Also man hat mir jedenfalls gepredigt, (was man hier sehr deutlich hört, wenn man laut liest), dass man solche stark akzentuierten Worte jedenfalls nicht für eine Doppelsenkung, jedenfalls nicht neben einem so deutlichen Senkungen, wie "der" verwenden sollte.

Ich halte den Nebelflausch um mich noch fester.
xXxxXxX/xXxXx - "flausch" lässt sich hier nicht wirklich in die Senkung zwingen, dazu ist das folgende "um" zu schwach (?)

Die Nachtigall baut in den Haaren schon Nester.
xXxxX/xxXxxXx - eigentlich:Nachtigall also natürlicher klingt es fast so: xXxX/XxxXxxXx (?) - irgendwie mache ich nach -gall eine Pause und bleibe dann "oben"

Ich schmecke an Rosen, den roten, den losen,
xXxxXx/xXx/xXx - schmecke find ich lustig, sagt man bei uns auch zu "riechen"
Und wenn auch die Wetter um mich lauthals tosen,
xXxxXx/xXxx(XX)Xx - das ist klanglich ein sehr interessanter Vers " um mich lauthals toben", das lauthals bleibt "schwebend" passt für mein Gefühl hervorragend zu dieser dramturgischen Steigerung.

Will ich ihre Blüten mit Lippen liebkosen
xXxxXx/xXxXxx - hier bin ich mir nicht sicher, irgendwie betone ich eher "lieb" obwohl "kos" natürlich auch geht.
Und banne den Blitz zu Pandoren in Dosen.
xXxxX/xxXxxXx - tolles Bild!

So spinn ich die Fäden und schließe die Läden
xXxxXx/xXxxXx - "So spinne ich Fäden und .. ; na ja, das würde vielleicht wegen des gleich gebauten nächsten Verses zu sehr leiern?
Der Fenster des Zimmers, dass Wüten und Schäden
xXxxXx/xXxxXx
Im Draußen geschehen - doch du bist gegangen,
xXxxXx/xXxxXx
Und ich blieb in Wolken und Nebeln gefangen.
xxX/xXxxXxxXx oder: xX/X/xXxxXxxXx
- eine sehr orginelle Strophe - ein Einpuppen (?)

Sehr gerne gelesen und betonungsmäßig gegrübelt! Insgesamt, finde ich eben gerade wegen der "Unregelmäßigkeiten" gut, im reinen Amphy würde wohl ziemlich leiern, so wie eben die paar reinen Amphi-Verse, die deutlich durch Zäsuren zweigeteilt und sehr ähnlich gebaut sind; aber an vielen Stellen, liest man es einfach zweifüßig, weil die Senkungen zu undeutlich sind. Inhaltlich originell und ein bisschen augenzwinkernd, oder? Auch lustig: die Binnenreime Fäden-Läden, Rose-losen.

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (16.06.2016 um 18:22 Uhr)
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.06.2016, 14:02   #10
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

Hi Charis,

danke für deine geduld und deinen hinweis. der "hänger" in s1v2 ist ausgebaut. der rest möchte ich so belassen.

lieber gruß W.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
Alle Beiträge (c) Walther
Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt
Walther ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Meine Kinder sind erwachsen a.c.larin Die lieben Kleinen 12 25.05.2014 11:55
Es winden sich durch Haare blaue Bänder Walther Ausflug in die Natur 4 19.08.2013 13:37
du trägst die haare offen Walther Liebesträume 0 12.04.2013 22:12
Wo sind sie hin? Galapapa Denkerklause 6 13.11.2011 19:08
Meine Tage mit ihm; meine Nächte mit ihr. Medusa Der Tag beginnt mit Spaß 13 29.03.2009 23:52


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 23:52 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg